Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit Gott durchs lange Leben

Heinrich Stumpf aus Laupheim feierte seinen 90. Geburtstag.

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - Mit Freude und voller Tatendrang konnte der Laupheimer Heinrich Stumpf am Mittwoch seinen 90. Geburtstag feiern. Sein fester Glaube an Gott und die Bibel half ihm in seinem Leben über so manchen Schicksals­schlag hinweg. Dass er als Jüngster unter acht Geschwiste­rn so alt werden würde, das hätte er nie gedacht.

„Fröhlich, fröhlich, alle Tage Sonnensche­in“, so beschreibt der Jubilar sein Lebensmott­o. Klar gebe es auch trübe Tage im Leben, aber den Kopf hängen lassen, das bringe nichts. Geboren wurde Heinrich Stumpf im Wolgadeuts­chen Gebiet in Russland. Früh verlor er beide Elternteil­e. Seine älteste Schwester nahm ihn bei sich auf. Schon als kleiner Junge sei seine Arbeitslus­t ungebroche­n gewesen, erzählt Stumpfs Tochter Lilia Pflaum. Bis heute sei ihm dieser „Schaffensd­rang“erhalten geblieben. „Er sucht sich immer eine Arbeit, die er noch verrichten kann“, lobt sie ihren Vater.

Dabei war dessen Arbeitsleb­en oft nicht leicht. Ohne Ausbildung arbeitete er lange Zeit in einer Aluminiumf­abrik im Ural und schaffte es dort in kurzer Zeit, sich hochzuarbe­iten. „Ich bin zwar kein Gelehrter, aber auf meinen Kopf konnte ich mich immer verlassen“, sagt der Jubilar mit Stolz. „Was die Augen gesehen haben, konnten die Hände machen“, fügt er hinzu. Im Ural wurden auch seine drei Kinder geboren. Inzwischen sind sieben Enkel und dreizehn Urenkel hinzugekom­men. Stolz ist der Jubilar auf sie alle. Fast die gesamte Familie wohnt in Laupheim und so konnte im heimischen Garten groß gefeiert werden.

Als Stumpf und seine Familie 1994 nach Deutschlan­d kamen, hatten sie es anfangs nicht leicht. Besonders dankbar ist die Familie bis heute der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Laupheim und der Caritas, die ihnen damals sehr geholfen hätten. Bis heute besucht der Jubilar jeden Sonntag den Gottesdien­st. „Sein Leben ist Gott“, beschreibt es seine Tochter. Auch zu Hause liest Stumpf täglich in der Bibel. „Das ist das Allergrößt­e“, sagt er. Einen Fernseher brauche er nicht. Er sei einmal richtig wütend geworden, als seine Familie ihm einen Fernseher zum Geburtstag geschenkt habe, lacht seine Tochter. Den habe man sofort wieder zurückbrin­gen müssen.

Wichtig sei ihrem Vater bis heute auch das Singen. „Er singt den ganzen Tag vor sich hin“, berichtet sie. Im Gottesdien­st der evangelisc­hen Kirchen werde ihm heute immer zu wenig gesungen. Über viele Jahre habe ihr Vater selbst die Gottesdien­ste der Gruppe der Russlandde­utschen in Laupheim geleitet, wobei er viel Wert auf den Gesang gelegt habe.

Vor fünf Jahren noch Hausmeiste­r

Bis ins hohe Alter von 85 Jahren war Heinrich Stumpf noch als Hausmeiste­r für die Firma Rayher tätig. Krank sei er in seinem Leben so gut wie nie gewesen, meint seine Tochter. Bis Anfang dieses Jahrs sei ihr Vater auch noch Auto gefahren. „Er ist den ganzen Tag unterwegs gewesen. Es ist schwierig für ihn, dass er nicht mehr fahren kann“, fügt sie hinzu. Fit hält sich der Jubilar mit mindestens einer Stunde Gymnastik jeden Morgen. Dazu geht er regelmäßig spazieren und pflegt viele alte und neue Kontakte. „Gott war bei mir, er hat mich durch mein Leben geführt“, fasst Stumpf seinen unbändigen Lebenswill­en zusammen.

 ?? FOTO: ANGELIKA GRETZINGER ??
FOTO: ANGELIKA GRETZINGER
 ?? FOTO: GRETZINGER ?? Bei der Feier zum 90. Geburtstag: (v. l.) Lilia Pflaum (Tochter), Heinrich Stumpf, Vera Stumpf (Schwiegert­ochter) und Dr. Raphael Mangold, der dem Jubilar von Seiten der Stadt Laupheim in Vertretung des Oberbürger­meisters Gerold Rechle gratuliert­e.
FOTO: GRETZINGER Bei der Feier zum 90. Geburtstag: (v. l.) Lilia Pflaum (Tochter), Heinrich Stumpf, Vera Stumpf (Schwiegert­ochter) und Dr. Raphael Mangold, der dem Jubilar von Seiten der Stadt Laupheim in Vertretung des Oberbürger­meisters Gerold Rechle gratuliert­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany