Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Französische Kinder erinnern an den humanitären Kämpfer Lazarus von Schwendi
Schulklasse im elsässischen Niedermorschwihr wird mit dem jährlichen Preis des grenzüberschreitenden Städtebunds ausgezeichnet
SCHWENDI/NIEDERMORSCHWIHR – Ein hübsches kleines Dorf mit 600 Einwohnern, acht Kilometer von Colmar entfernt, umgeben von Weinbergen: Niedermorschwihr im Elsass war in diesem Jahr der Versammlungsort des Lazarus-vonSchwendi-Städtebundes. Diesem grenzübergreifenden Freundschaftsbund gehören 17 Gemeinden aus Frankreich, Deutschland und Belgien an. In all diesen Kommunen hat der Diplomat und kaiserliche Feldherr Lazarus-von-Schwendi seine Spuren hinterlassen. Er war 1522 in Mittelbiberach zur Welt gekommen, 1583 im Elsass gestorben. Ein Grabstein in der Pfarrkirche in Kientzheim, das zugleich Sitz des Städtebundes ist, erinnert an den Diplomaten. Einmal im Jahr treffen sich Delegierte zu einem Austausch.
Seit zwei Jahren ist Gerhard Maurer aus Schwendi Präsident des Städtebundes. Mit dieser Partnerschaft wollen die 17 beteiligten Gemeinden aus drei Ländern an Lazarus-vonSchwendi als „Vorkämpfer für Europa“erinnern. 33 Delegierte – für Schwendi sind dies Bürgermeister Günther Karremann und Franz Auer – kamen unlängst in Niedermorschwihr zusammen, um über die Aktivitäten des Schwendi-Bundes im vergangenen Jahr zu reflektieren.
Aber nicht so sehr die Rückschau stand im Mittelpunkt des Treffens, sondern eine Entscheidung über die Vergabe des Lazarus-von-SchwendiPreises 2018. Dieser wird einmal jährlich vergeben und würdigt Menschen, die das Andenken an Lazarusvon-Schwendi am Leben halten. Yvonne Meyer aus Niedermorschwihr hatte bei der StädtebundVersammlung den Antrag gestellt, den mit 200 Euro dotierten Preis diesmal an die Vor- und Grundschule von Niedermorschwihr zu vergeben. Die 58 Kinder der Schule hatten sich zusammen mit Rektorin Nathalie Dietrich und Lehrerin Marie-Pierre Auclair im Unterricht mit dem Diplomaten Lazarus-von-Schwendi beschäftigt, der im 16. Jahrhundert für Freiheit, Gerechtigkeit und humanitäre Hilfe kämpfte.
Entstanden waren dabei im Unterricht auch Bilder, die die Schüler selbst gemalt hatten. Sie haben als Motiv den kaiserlichen Feldherrn, wie er seinerzeit ausgesehen haben könnte. Ausgestellt wurden diese Arbeiten in der Festhalle von Niedermorschwihr. „Diese Bilder haben die Mitglieder der Vollversammlung so begeistert, dass der Antrag von Yvonne Meyer einstimmig angenommen wurde“, sagte StädtebundPräsident Gerhard Maurer bei der Preisverleihung. Diese findet normalerweise im darauffolgenden Jahr der Beschlußfassung statt. Damit alle beteiligten Schüler von Niedermorschwihr von diesem Preis noch profitieren können, erfolgte die Übergabe vor den Sommerferien.
Kinder singen Begrüßungslied
Mit einem eigens komponierten Lied über Lazarus-von-Schwendi waren die Delegierten bei der Preisverleihung begrüßt worden. Die Schulkinder sangen den Text dieses Liedes in französischer und deutscher Sprache. „Dass manche Delegierte des Städtebundes eine Anreise von mehreren hundert Kilometern auf sich genommen haben, soll euch zeigen, wie wichtig uns die persönliche Preisübergabe ist“, richtete sich Präsident Gerhard Maurer an die Schulkinder von Niedermorschwihr. Ihnen dankte er, dass sie mit ihren Bilderarbeiten das Andenken an den Diplomaten, Staatsmann und Feldherrn Lazarus-von-Schwendi wach halten. „Seine wohltätigen Dienste brachten ihm grenzüberschreitend Ehre und Anerkennung ein“, sagte Maurer. Beispielsweise gründete er Spitäler, rief Handwerker- und Bauernzünfte ins Leben und sorgte in vielen Bereichen für Bildungsangebote für einfache Leute. StädtebundPräsident Gerhard Maurer überreichte der Schulrektorin Nathalie Dietrich die Verleihungsurkunde für den Lazarus-von-Schwendi-Preis 2018 und einen Scheck.
„Für das Preisgeld in Höhe von 200 Euro habt ihr sicherlich eine gute Verwendung“, ist sich Gerhard Maurer sicher. Rektorin Nathalie Dietrich und Daniel Bernard, Bürgermeister von Niedermorschwihr, werteten die Preisvergabe als eine große Auszeichnung für ihre Vor- und Grundschule. Wer Empfänger des Lazarusvon-Schwendi-Preises 2019 wird, entscheiden die Städtebund-Delegierten bei der Vollversammlung im nächsten Jahr. Diese findet in Ehrenkirchen bei Freiburg statt.