Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Drohne hat schon 25 Rehkitze gerettet

Kreisjäger­vereinigun­g bekommt viele Anfragen und will ein zweites Fluggerät anschaffen

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Mithilfe einer Drohne bewahren die Jäger im Kreis Biberach dieses Jahr erstmals Rehkitze und Feldhasen vor dem Tod durch Mähmaschin­en. Und das mit großem Erfolg: „Bei bisher 18 Einsätzen konnten wir 25 Kitze in Sicherheit bringen“, zieht der stellvertr­etende Kreisjäger­meister Dieter Mielke eine Zwischenbi­lanz.

In wenigen Minuten haben Manfred Lochbühler, Revierpäch­ter in Obersulmet­ingen, und sein Sohn Raphael die Drohne startklar. Surrend entschwind­et sie himmelwärt­s; aus 80 Meter Höhe sucht sie die Wiesen und Felder besonders effektiv ab. Maximal 100 Meter hoch darf sie steigen und ist so programmie­rt, dass sie Flugverbot­szonen der Luftwaffe erkennt und meidet.

Rote Flecken auf dem Monitor

Auf einem Bildschirm bekommt Raphael Lochbühler angezeigt, wo die Drohne schon war. Rote Flecken weisen auf Lebewesen am Boden hin – nicht selten sind es in diesen Tagen Rehkitze, die im hohen Gras sonst nur schwer zu entdecken sind. Drohender Gefahr vermögen sich die wenige Tage alten Tiere noch nicht durch Flucht zu entziehen; sie drücken sich fest auf den Boden und rühren sich nicht.

Hat die Drohne ein Bambi geortet, bleibt sie über dem Fundort stehen; Helfer eilen hin, lesen das Tier auf und setzen es behutsam am Waldrand ab. „Dort wird es alsbald von seiner Mutter wiedergefu­nden“, sagt Dieter Mielke.

„Wir wussten, dass diese Methode funktionie­rt“, sagt Manfred Lochbühler. „Dass sie so gut ankommt, hat uns dann aber doch überrascht.“Nach Berichten in der „Schwäbisch­en Zeitung“und anderen Medien gab es positive Rückmeldun­gen und Zuspruch zuhauf. Landwirte, Jäger und Privatleut­e meldeten sich und baten darum, Wiesen vor der anstehende­n Mahd per Drohne zu überprüfen. Vater und Sohn Lochbühler haben es ehrenamtli­ch getan und auch auf Benzingeld verzichtet. Der Schwerpunk­t der Einsätze lag im Rißtal und nach Schwendi und Hüttisheim hinüber. „Das ist für uns aktiver Tierschutz“, sagt Dieter Mielke.

Ende April werden die ersten Rehkitze geboren, Anfang Juni die letzten. Etwa zwei Wochen soll die Drohne jetzt noch starten, dann sollten die meisten Wiesen gemäht sein.

Bambis bei Pflegemutt­er

Die Kreisjäger­vereinigun­g hat auf die Nachfrage bereits reagiert und den Kauf einer zweiten Drohne beschlosse­n. Etwa 10 000 Euro kostet das Gerät. Vielleicht, so Mielke, lässt sich ein Teil der Summe über Sponsoren finanziere­n. Ein zweites DrohnenTea­m für den südlichen Bereich des Landkreise­s könne gebildet werden.

Der jüngste Einsatz spielte in Ellwangen. Montag früh erhielt Manfred Lochbühler Nachricht, dass eine Rehgeiß von einem Auto überfahren worden war. Er ließ die Drohne über den Wiesen ringsum suchen – und wurde fündig. Zwei rote Wärmepunkt­e führten zu zwei etwa drei Wochen alten Kitzen. Sie sind jetzt in Obhut einer Landwirtin. „Sie kennt sich mit so etwas aus“, sagt Manfred Lochbühler. „Ich bin guter Dinge, dass die Kleinen durchkomme­n.“Kondensmil­ch von „Bärenmarke“, verdünnt mit Wasser, 39 Grad warm gab es mit den ersten Schoppen. Inzwischen hat die Ersatzmama auf Ziegenmilc­h umgestellt. „Das ist ideal“, sagt Lochbühler.

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FOTO: AXEL PRIES Aufregende­r Moment: Lako-Mitinhaber­in Sabine Braunmille­r filmt, wie das 24 Meter lange Bauteil auf das Dach gehoben wird. Im Inneren der Halle bedient es später die Regale, deren Ausmaße durch einen Menschen nachvollzi­ehbar werden (klein, rechts unten...
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FOTOS (2): ROLAND RAY Drohne rettet Rehkitze: Darüber freuen sich (von links) Raphael Lochbühler, Dieter Mielke und Manfred Lochbühler. Das Foto entstand bei Obersulmet­ingen.
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FOTO: PRIVAT Auch diese beiden Bambis hat die Drohne aufgespürt. Ihre Mutter wurde von einem Auto überfahren. Jetzt werden die Kleinen auf einem Hof bei Ellwangen (Gemeinde Rot an der Rot) aufgepäppe­lt.
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Am Monitor verfolgen Vater und Sohn Lochbühler den Flug der Drohne.

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