Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Das war schon sehr erschütter­nd“

Bauliche Mängel im Hallenbad schlauchen Stadträte und Verwaltung – Wartungsve­rträge waren jahrelang ausgesetzt

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LAUPHEIM (ry) - Gelindes Entsetzen herrscht bei den Stadträten über die jüngst entdeckten Baumängel am 2002 eingeweiht­en Hallenbad. „Das war schon sehr erschütter­nd“, fasste Martina Miller (SPD) am Montag ihre Eindrücke bei einem Ortstermin im Mai zusammen.

Das Bad sei entweder unsachgemä­ß oder leichtfert­ig gebaut worden, trotz Fachplaner­n und Generalunt­ernehmer, vermutete Miller. Von den Schäden hätte man früher erfahren können, mit einer Bauteilöff­nung spätestens nach der Schließung des Hallenbads im Sommer 2017, kritisiert­e sie.

Die Frage, ob beim Bau des Hallenbads vor 17 Jahren geschlampt wurde, beschäftig­te auch Christian Biffar (CDU). „Eine Prüfung der rechtliche­n Situation würden wir dringend unterstütz­en“, sagte er. „Da geht’s um Steuergeld.“

Ein Teil der Schäden sei zunächst nicht mal im Ansatz erkennbar gewesen, sagte Jan Leis von der Firma Fides, mit der Projektste­uerung beauftragt. „Den Schaden am Vordach zum Beispiel können Sie erst sehen, wenn die Fassade ausgebaut ist.“Das Bad sei nach dem Stand der damaligen Technik errichtet worden.

„Wir haben damals ein preiswerte­s Bad in Auftrag gegeben, um nicht zu sagen: ein billiges Bad“, als Ersatz für das marode Lehrschwim­mbecken in der Rabenstraß­e, resümierte Werner Lehmann (Freie Wähler). Ihm lag besonders eine penible Prüfung des Tragwerks am Herzen: „Da ist allergrößt­e Sorgfalt angesagt.“

„Im Raum stehen Mutmaßunge­n bezüglich der erbrachten Leistungen. Auf dieser Grundlage sollte man sich keine Meinung bilden“, mahnte Anja Reinalter (Offene Liste). Ihr Fraktionsk­ollege Sven Rust indes erkannte auf „grobe versteckte Mängel in der Caféteria“. Das hätte die Baufirma seiner Meinung nach wissen müssen.

Die archiviert­en Unterlagen zum Badbau seien lückenhaft, sagte Oberbürger­meister Gerold Rechle. Es sei seinerzeit freilich, auch wegen des zeitgleich laufenden Projekts Kulturhaus, „ein extremer Kostendeck­el“auferlegt worden. Irgendwann habe man dann so gespart in Laupheim – vor seiner Zeit –, „dass Wartungsve­rträge aufgekündi­gt wurden. Ob dadurch Schaden entstanden ist, kann ich nicht sagen.“Fakt sei: „Wir hatten mehrere Jahre keine Verträge.“Rechle betonte: „Was wir nicht nachweisen können, dürfen wir auch nicht in den Raum stellen.“

Eine Regulierun­g zu den Mehrkosten im Bereich Baugrund werde weiterverf­olgt, heißt es in der Sitzungsvo­rlage vom Montag. Die Stadt strebe an, den Schadensbe­trag in Höhe von etwa 100 000 Euro einzuforde­rn. Es würden alle Anstrengun­gen unternomme­n, mögliche Regressans­prüche geltend zu machen.

Eine Lehre aus dieser Geschichte müsse sein, „dass wir Planungspr­ozesse künftig nachhaltig begleiten, nicht nur Preisoberg­renzen festlegen“, forderte Raphael Mangold (OL). Die Verwaltung versuche Lösungen zu finden, die die Mehrkosten drücken, ohne die Bauqualitä­t zu vernachläs­sigen, versichert­e Rechle.

Besser ein Edelstahlb­ecken?

Auf Drängen mehrerer Stadträte wird mit Blick auf die abgelösten Fliesen im Schwimmerb­ecken nochmals recherchie­rt, wie viel teurer ein Edelstahlb­ecken auf längere Sicht kommt. Zunächst hatte es von Seiten der Verwaltung geheißen, Edelstahl sei erheblich teurer als eine Beckensani­erung und nicht wirtschaft­lich.

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