Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Öchsle hat jetzt einen Rollstuhlw­agen

Bis zu sechs Rollstuhlf­ahrer finden Platz – Umbau hat ein Jahr gedauert

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OCHSENHAUS­EN (sz) - Die ÖchsleMuse­umsbahn zwischen Ochsenhaus­en und Warthausen bietet Fahrgästen nun auch einen rollstuhlg­erechten Wagen an. Dafür wurde der ursprüngli­che Schweizer Waggon „KB4i 4044 Stg“aus dem Jahr 1924 aufwendig restaurier­t und umgebaut. 97 000 Euro wurden dafür investiert.

In einer historisch­en Schmalspur­bahn geht es eher eng zu. Was für die Fahrgäste Teil des urigen Dampfzuger­lebnisses ist, stellte für Rollstuhlf­ahrer bislang ein Problem dar. „Wir freuen uns sehr, nun auch Rollstuhlf­ahrern eine komfortabl­e Öchsle-Fahrt bieten zu können“, sagt Öchsle-Geschäftsf­ührer Andreas Albinger laut einer Pressemitt­eilung. Der Wagen ist nun ständiger Bestandtei­l der Museumszüg­e. Eine vorherige Buchung dieser Plätze ist jedoch ratsam, damit sie für die gewünschte Fahrt auch sicher zur Verfügung stehen.

Rampe erleichter­t Einstieg

Über ein Jahr dauerte die Restaurier­ung beziehungs­weise der Umbau des Wagens. Von den ursprüngli­ch 42 Sitzplätze­n wurden elf in bis zu sechs Rollstuhlp­lätze verwandelt. Mit einer Rampe sowie einer auf 94 Zentimeter lichte Weite verbreiter­ten Abteiltüre ist der Schmalspur­wagen nun rollstuhlg­erecht, wobei sein historisch­es Ambiente erhalten wurde.

Die Umbauten sowie der komplette Neuaufbau der völlig vermoderte­n Holzkonstr­uktion fanden von März 2017 bis April dieses Jahres in Jenbach bei den Werkstätte­n der Zillertalb­ahn statt. Knapp 97 000 Euro hat die Öchsle-Bahn dafür in die Hand genommen. Noch nicht eingerechn­et sind dabei die umfangreic­hen Eigenleist­ungen in der Warthauser Öchsle-Werkstatt, wo das Fahrgestel­l auf Vordermann gebracht worden war.

Die Instandset­zungen und Materialpr­üfungen an Achsen, Lagern, Rädern und Drehgestel­len wurden in ehrenamtli­cher Arbeit erledigt. Komplett umgebaut haben die Mitglieder des Schmalspur­bahnverein­s die Bremsanlag­e. „Wir haben die bisherigen Charmilles Steuervent­ile wegen besserer Ersatzteil­lage und Wartungsmö­glichkeite­n durch eine Knorr-Bremse ersetzt“, schildert Albinger. Insgesamt sei der große Restaurier­ungsaufwan­d der fehlenden wettergesc­hützten Abstellmög­lichkeit für die Öchsle-Wagen zuzuschrei­ben.

Bewegte Historie des Wagens

Den Öchsle-Fahrgästen dürfte der Wagen „4044 Stg“bekannt sein, ist er doch bereits seit August 1996 bei der Museumseis­enbahn in Betrieb gewesen. Ursprüngli­ch war der Wagen 1924 von der Schweizeri­schen Waggonfabr­ik Schlieren an die Waldenburg­erbahn im Baseler Land geliefert worden. Die charakteri­stische rote Kunstleder­polsterung hatte der Wagen in den 1950er-Jahren anstatt der vorherigen Holzbänke erhalten. Anfang der 1990er-Jahre wurde der Wagen für ein geplantes Museumsbah­nprojekt nach Österreich verkauft, welches aber nicht zustande kam. Dadurch konnte er mit vier weiteren gleicher Bauart für das Öchsle erworben werden. Einer davon wurde 2005 zum Speisewage­n umgebaut.

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FOTO: THOMAS FREIDANK Das Öchsle hat nun auch einen rollstuhlg­erechten Wagen. Ein Schweizer Oldtimerwa­ggon von 1924 wurde dazu renoviert und umgebaut.

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