Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Oma getötet: Enkel kommt in Psychiatrie
Nach Familiendrama in Birkenhard ordnet das Landgericht eine Unterbringung an
BIRKENHARD/RAVENSBURG - Bei dem tödlichen Familiendrama vom November 2017 in Birkenhard hat sich die Vermutung bestätigt, dass der damals 17-jährige Täter im Zustand einer Psychose gehandelt hat. Der Enkel, der seine 79-jährige Oma mit einem Küchenmesser getötet hat, leidet unter einer paranoiden Schizophrenie und wird in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Das hat die Jugendkammer des Landgerichts Ravensburg nach Auskunft eines Sprechers in einem Sicherungsverfahren angeordnet.
Verhandelt wurde hinter verschlossenen Türen, da der Täter minderjährig war. Der Tatablauf selber sei vor der Jugendkammer nicht umstritten gewesen, sagte der für Presseauskünfte zuständige Richter am Landgericht, Franz Bernhard. Der junge Mann habe die Erkenntnisse der Ermittler nicht bestritten. Der zur Tatzeit 17-Jährige hat demnach seine Großmutter in der gemeinsamen Wohnung durch zahlreiche Stiche mit einem Küchenmesser getötet.
Täter ist schuldunfähig
Die Staatsanwaltschaft war nach einem vorläufigen Gutachten davon ausgegangen, dass der junge Mann an einer paranoiden Schizophrenie mit einem ausbruchartigen Verlauf leidet und der Tatverdächtige schuldunfähig ist. Sie erhob deshalb keine Anklage, sondern beantragte ein Sicherungsverfahren. Statt einer Strafe kommt im Fall der Schuldunfähigkeit eine Unterbringung in Betracht.
Es erfolgt ein Therapie
Das Gericht ordnete an, dass der Enkel gemäß Paragraf 63 Strafprozessordnung in die forensische Abteilung einer psychiatrischen Klinik muss. Die Unterbringung erfolge unbefristet, sagte der Gerichtssprecher. Sie werde jährlich überprüft. Das diagnostizierte Krankheitsbild ist medikamentös therapierbar. Wenn die Therapie anschlägt und festgestellt werde, dass von dem jungen Mann keine Gefahr mehr ausgehe, „dann muss er wieder entlassen werden“. Die Strafvollstreckungskammer prüfe dabei, ob zum Beispiel durch eine ambulante Behandlung sichergestellt sei, dass der Täter die Medikamente nicht absetzt.
Das Familiendrama hatte seinerzeit große Bestürzung ausgelöst. Enkel und Oma wohnten unter einem Dach. Der damals 52-jährige Vater hatte nach dem Tod seiner Frau wieder geheiratet und wohnte mit der neuen Familie woanders. Als er die getötete 79-Jährige in ihrer Wohnung fand, wurde er von seinem Sohn mit dem Messer in der Hand empfangen. Der Jugendliche verletzte den Vater und sich selbst. Der Vater konnte flüchten und alarmierte die Polizei.