Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Kanzlerin kämpft

- politik@schwaebisc­he.de Von Andreas Herholz

Plötzlich gibt es Bewegung. Angela Merkel kämpft. Der Druck wirkt. Bereits am Sonntag soll es beim Minigipfel der besonders betroffene­n EU-Staaten einen neuen Anlauf für eine europäisch­e Lösung der Asyl- und Flüchtling­sproblemat­ik geben. Gelingt es der Bundeskanz­lerin, bilaterale Abkommen mit Ländern wie Österreich, Italien, Griechenla­nd und Bulgarien abzuschlie­ßen und auf diesem Wege Zurückweis­ungen und Rückführun­gen von bereits in EU-Staaten registrier­ten Flüchtling­en sicherzust­ellen, wäre dies ein wichtiger Schritt. Bundesinne­nminister Horst Seehofer und die CSU müssten im Asylstreit wieder abrüsten.

Doch schon schießen die Christsozi­alen an anderer Stelle quer, stellen die deutsch-französisc­he Einigung von Meseberg zu den notwendige­n EU-Reformen infrage. Da ist von einem Deal die Rede: Schultersc­hluss zwischen Merkel und Macron in der Flüchtling­spolitik gegen Milliarden für ein Eurozonen-Budget. Erst der Streit über die Asylpoliti­k, jetzt der Konflikt über die Reform der EU – hundert Tage nach dem Start der schwarz-roten Regierung hängt bei den Schwesterp­arteien CDU und CSU der Haussegen mächtig schief. Beide Seiten steuern weiterhin ungebremst auf einen großen Crash zu. Bester Beleg hierfür sind die Aussagen von CSU-Spitzenpol­itiker Markus Söder in Linz. Beim Treffen der Merkel-Kritiker mit Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz legte Bayerns Ministerpr­äsident nach. Von einer Schonfrist für die Kanzlerin bis zum EU-Gipfel Ende des Monats kann keine Rede mehr sein.

Bereits am kommenden Dienstag treffen sich Union und SPD zu einem Koalitions­gipfel im Kanzleramt. Der tiefe Riss, der durch die Unionspart­eien geht, wird immer mehr zur ernsten Belastung für die Regierung. Ein schnelles Ende des Bündnisses scheint nicht mehr ausgeschlo­ssen zu sein. Die Auseinande­rsetzung gerät immer mehr außer Kontrolle. Die Warnung des besonnenen CDUVizeche­fs und hessischen Ministerpr­äsidenten Volker Bouffier vor italienisc­hen Verhältnis­sen hierzuland­e ist durchaus berechtigt.

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