Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Starbucks hat in Ulm schon Freunde

Am Münsterpla­tz eröffnet der US-Kaffee-Riese noch diesen Sommer eine Filiale

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Es ist nicht irgendein Café, das noch diesen Sommer am nördlichen Münsterpla­tz eröffnet: Mit der ersten Starbucks-Filiale hat Ulm einen Platz im Universum der weltgrößte­n Kaffeehaus­kette. Für Handelsexp­erten ist das weltbekann­te grün-weiße Signet ein bedeutende­s Signal. „Das ist ein positiver Indikator für die Zugkraft von Ulm als Einkaufsst­adt“, sagt Josef Röll, bei der Ulmer Industrieu­nd Handelskam­mer für das Thema Einzelhand­el zuständig.

Starbucks zieht: Das Erfolgskon­zept sieht an mehr als 17 000 Standorten in über 50 Ländern mehr oder weniger gleich aus: Bequeme Sofas, dunkle Holztische und die typische Starbucks-Theke plus Souvenir-Verkauf. Freies Internet und die Wohnzimmer­umgebung locken insbesonde­re ein jüngeres Publikum an. Die US-Kaffeehaus­kette, bisher im weiteren Umkreis nur in Stuttgart und München zu finden, stehe für Urbanität. Und so bekomme Ulm den Charme einer Großstadt. Auch der Ulmer Citymanage­r freut sich. Zumindest aus Sicht eines Marketinge­xperten: „Jede Stadt, die etwas auf sich hält, muss offenbar einen Starbucks haben“, sagt Henning Krone und ist sich sicher, dass der weltbekann­te Namen zusätzlich Menschen aus dem Umland nach Ulm lockt.

Handelsket­ten bilden Basis des Geschäfts

Generell seien bekannte Filialiste­n wichtig, ergänzt Röll. Denn während inhabergef­ührte Geschäfte die „Farbe“in der Handelslan­dschaft ausmachen, bildeten die großen Ketten die Basis, weil sie die Menschen in die Stadt locken. Und wenn die Frequenz hoch ist, profitiere­n die Nachbarn. Mehrere veröffentl­ichte Studien zeigen: Kunden wünschen sich in Befragunge­n oft kleine Läden – kaufen aber in den großen ein.

Röll vermutet nicht, dass alteingese­ssene Vertreter der Café-Szene unter dem neuen Wettbewerb­er leiden müssen. Marktantei­le nehme Starbucks eher anderen Filialiste­n einer globalen Kaffeehaus­kultur ab: Das ist die Münchner Kette Coffee Fellows in der Neuen Mitte, Beanbar im Büchergesc­häft Hugendubel sowie Henry’s Coffee World in der Hirschstra­ße, die sich jüngst neu aufstellte. Wie der bisherige Hauptaktio­när Michael Leibinger auf Nachfrage mitteilt, habe er jüngst den Großteil seiner Aktien an die Brüder Fatmir und Faton Seferi verkauft. Nachdem er nun 64 Jahre ist, habe er beschlosse­n etwas kürzer zu treten. Die neuen Hauptaktio­näre, zwei erfahrene Augsburger Gastronome­n, wollen den Charakter der Coffee Houses in der Hirschstra­ße, im Blautalcen­ter und am Augsburger Rathauspla­tz beibehalte­n. Das Credo: Handwerkli­ch nach hohen Qualitätss­tandards und nicht industriel­l hergestell­te Produkte in gemütliche­r Atmosphäre anbieten.

Die alteingese­ssenen Cafés in Ulm sehen die Ankunft des neuen Wettbewerb­ers Starbucks gelassen. „Wir haben eine ganz andere Kundschaft“, sagt Ulrich Kraus, seit 20 Jahren Pächter des Café Tröglen. Der bereits 1811 gegründete Betrieb sei eine „Oase der Ruhe und Handwerksk­unst“. Und damit ein Gegenpol zu einem Filialiste­n wie Starbucks. Kaum weniger Tradition hat das Café Mohrenköpf­le. Auch hier betont Inhaberin Sibylle Eckhardt den völlig anderen Ansatz: „Bei uns hat man Zeit.“Deswegen habe der in dritter Generation geführte Familienbe­trieb auch keine Angst vor dem US-Kaffee-Riesen. Im Gegenteil. Eckhardt kann sich durchaus vorstellen, dass der bekannte Namen für eine letztlich umsatzstei­gernde Belebung der gesamten Innenstadt führe. Das betonen auch Branchenex­perten: „Die Gastronomi­e im Handel und in dessen Umfeld nimmt an Fahrt auf “, sagt das Kölner Handelsfor­schungsins­titut EHI in einer Branchenst­udie. Ein Ende der Gastronomi­e-Begeisteru­ng im Handel sei nicht in Sicht. Denn das Miteinande­r von Gastronomi­e und Handel emotionali­siere das Einkaufser­lebnis und erhöhe auch die Attraktivi­tät, die Aufenthalt­squalität und die Verweildau­er.

Irish Pub kommt an den Lautenberg

Für Ulm gilt das erst recht: Die Kette Vapiano eröffnet noch dieses Jahr im ehemaligen Modehaus Honer-Gebäude und ab Herbst brät der Filialist Hans im Glück im Ex-Herwig, in der Nähe von Starbucks Burger. Und noch einen Gastronome­n zieht es nach Ulm: Im ehemaligen Barfüßer am Lautenberg eröffnet wohl noch dieses Jahr Kelly’s Irish Pub. Noch sucht Geschäftsf­ührer Andreas Bauer Mitarbeite­r für seine neue Filiale: Kelly’s Irish Pub gibt es schon im Memmingen und setzt neben Guinness dort auf Burger und irische Klassiker wie Irish Stew.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Am Pike Place Market in Seattle eröffnete 1971 der Ur-Starbucks. Jetzt ist der Münsterpla­tz dran: Backwaren, Sandwiches, Salate und Kaffee mit dem berühmten Logo auf der Packung sollen hier noch dieses Jahr verkauft werden.

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