Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wilhelmsburg-Kaserne: Vier Neubauten auf einmal gefeiert
Bund investiert über 130 Millionen Euro an den Standorten Ulm und Dornstadt - Platz auch für neues Nato-Kommando
ULM - Zu einer großen Feierrunde hatte das Hochbauamt Ulm als Bauherr in die Wilhelmsburg-Kaserne eingeladen. Unter dem Begriff Baufeier wurden vier Rohbauten für das Multinationale Kommando Operative Führung gefeiert. 62 Millionen Euro werden derzeit in Ulmer Bundeswehrgebäude investiert, weitere mindestens 70 Millionen werden in den nächsten sechs Jahren folgen.
Viel Stolz zeigte Bauamtsleiter Tilman Ruhdel bei seiner Festansprache, denn die Menge an Gebäuden ist auch für das Hochbauamt ungewöhnlich. In einer Logistikhalle können die Soldaten zukünftig nicht nur ihre Zelte für die verlegbaren Einheiten lagern. Es wird auch Platz sein, um die Zelte zu trocknen und zu reparieren. Das Material ist derzeit noch in Potsdam eingelagert, das Personal aber in Ulm tätig.
Als Schutz für weiteres Material ragen gegenüber der Logistikhalle bisher nur ein paar Y-förmige Betonstützen in den Himmel. In den nächsten Monaten wird hier eine Lagerhalle entstehen.
Außerdem entstehen das Funktionsgebäude für das Einsatzkommando und ein Konferenz- und ServiceCenter mit Konferenzräumen für bis zu 500 Personen, ein Presse- und Informationszentrum und auch Räume für die Militärseelsorge.
Daneben müssen in den nächsten Jahren weitere Bauarbeiten ausgeführt werden, die Liste ist lang und 70 Millionen Euro teuer: Ein Sanitätsversorgungszentrum, neue Unterkunftsgebäude auch für die internationalen Mitarbeiter und die Heizungsanlage der Kaserne muss modernisiert werden.
Dabei geht es dann auch um Nachhaltigkeit über die gesamte Nutzungsdauer und auch die Kunst am Bau wird nicht vergessen. Ruhdel fasste zusammen: „So schnell werden wir hier die Kräne nicht abbauen“. Stolz ist der Bauamtsleiter auch darauf, dass sich bei den Ausschreibungen für die Bauarbeiten zu rund 80 Prozent regionale Firmen durchsetzen konnten und damit viele Arbeitsplätze in der Region gesichert sind.
Moderne Technik für attraktive Arbeitsplätze
Als Festrednerin reiste aus Berlin Ministerialrätin Barbara Wießalla an, sie ist seit wenigen Wochen Abteilungsleiterin für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen im Verteidigungsministerium. Auch sie zeigte sich begeistert von dem ambitionierten Ziel, alle Baumaßnahmen für das Multinationale Kommando bis 2020 abgeschlossen zu haben. Der Ulmer Auftrag ist innerhalb der Bundeswehr nicht nur einzigartig, sondern auch anspruchsvoll. Dazu benötige man auch einen führenden Stand der verwendeten Technik. Die Gebäude sorgen außerdem für attraktive Arbeitsbedingungen.
Gerade zwei Wochen ist es her, dass die NATO-Verteidigungsminister die Aufstellung von zwei neuen Kommandos beschlossen haben. Eines davon ist das „Joint Support and Enabling Command (JSEC)“mit Sitz in Ulm. Das neue Kommando soll im Verteidigungsfall für Truppen- und Materialtransporte innerhalb Europas zuständig sein und auch den Schutz dieser Transporte koordinieren. Durch diese zentrale Dienstleistung erhofft sich die NATO einfache und harmonisierte Abläufe.
Anfang Juli werden die Feinplanungen unter der Führung von Generalleutnant Jürgen Knappe beginnen. Knappe ist Befehlshaber des Multinationalen Kommandos in der Wilhelmsburg und hat nun auch den Auftrag zur Realisierung des neuen Kommandos bekommen. Sein Personal des Ulmer Multinationalen Kommandos Operative Führung wird dazu alle Bedarfe festlegen. Wenn das Kommando dann aufgestellt ist, wird es 100 internationale Mitarbeiter umfassen, im Krisenfall etwa 500 Mitarbeiter. Ob für die NATO-Einheit weitere Baumaßnahmen auf dem Gelände der Wilhelmsburg-Kaserne notwendig sind, ist noch nicht klar und gehört zum Planungsauftrag.