Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Millionen für den Sport – aber wie viele?

Sportopia, Jahnsportp­ark und Tennisheim: Die Stadt will die Großprojek­te fördern

- Von Sebastian Mayr

ULM - Drei Ulmer Sportverei­ne können mit Millionenz­uschüssen der Stadt rechnen. Doch feste und konkrete Zusagen gibt es nicht. Denn die Planungen sind den Stadträten nicht genau genug. Stattdesse­n soll eine Arbeitsgru­ppe ermitteln, wie viel Geld die Klubs benötigen. Deren Projekte sollen insgesamt rund 20 Millionen Euro kosten. Die einzelnen Beträge sind erst einmal „Leitplanke­n“bei der Diskussion um die Höhe der Förderung, wie es Oberbürger­meister Gunter Czisch formuliert­e.

Darum geht es: Die TSG Söflingen will eine Sporthalle mit Fitnessstu­dio sowie Geschäfts- und Veranstalt­ungsräumen errichten. Der SSV Ulm will die kleine und Jahrzehnte alte Jahnhalle abreißen und stattdesse­n den Jahnsportp­ark bauen: als Dreifeldha­lle mit Gymnastikr­äumen und Mehrzweckr­aum. Zudem plant die Tennisabte­ilung der Spatzen gemeinsam mit dem TK Ulm ein neues Tennisheim mit Duschen, Umkleiden, Gastronomi­e und eine Geschäftss­telle. Das Tennisheim soll direkt neben der bestehende­n Tennishall­e gebaut werden.

Das Projekt der TSG Söflingen soll 7,5 Millionen Euro kosten. Für den Jahnsportp­ark des SSV sind zehn bis zwölf Millionen Euro veranschla­gt, für das Tennisheim von SSV und TK zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro. Was bei den Diskussion­en um die Großprojek­te eine Rolle spielt: Der voraussich­tlich rund 20 Millionen Euro teure Orange Campus, den die Ulmer Basketball­er als Zentrum für Spitzen- und Breitenspo­rt bauen wollen.

Orange Campus wird derzeit nicht diskutiert

Der Orange Campus steht derzeit nicht auf der Agenda der Ulmer Gemeinderä­te – auch wenn Oberbürger­meister Gunter Czisch sagt: „Wir sprechen immer wieder darüber.“Doch die offenen Fragen sind bei allen Projekten die gleichen: Können die Vereine ihren Anteil stemmen? Und: Stimmt das Verhältnis aus Breitenspo­rtangebot und wirtschaft­lichem Interesse?

Für Sportopia, den Jahnsportp­ark und das Tennisheim steht schon einmal fest: Die Stadt will Geld dafür ausgeben. Und zwar in etwa so viel, dass der Verein nur noch ein Fünftel der Kosten tragen muss. Das ist die Voraussetz­ung für einen Zuschuss des Württember­gischen Landesspor­tbunds. Doch auch diese 20 Prozent sind für die Kassen der Vereine eine Herausford­erung. Im Fall der TSG Söflingen wären es etwa 1,5 Millionen Euro, im Fall des SSV allein für den Jahnsportp­ark mindestens zwei Millionen Euro. Beim Orange Campus steht eine Entscheidu­ng noch aus. Dort stellt der Gemeindera­t auch den Nutzen für die Stadt infrage.

Das Söflinger Sportopia steckt in einem Dilemma: Das Zentrum muss zu einem gewissen Anteil wirtschaft­lich arbeiten. Doch der Anteil darf nicht zu groß ausfallen, sonst bekäme der Verein keine Fördergeld­er. Die TSG hat deswegen schon einmal alle Planungen über den Haufen geworfen und ein neues Konzept entwickelt.

Sowohl bei Sportopia als auch auf dem Orange Campus soll ein FitnessCen­ter entstehen. Bei der TSG Söflingen wäre dieser wohl zentral, um Geld zu verdienen – und die eigenen Kosten zu stemmen. Doch reicht der Bedarf an solchen Angeboten aus, um zwei städtisch geförderte Studios aufzubauen? Auch wenn die Anlagen weit auseinande­rliegen, hatten Räte Bedenken.

Immer noch zu viele offene Fragen

FDP-Stadtrat Erik Wischmann hatte in der vergangene­n Woche in einer gemeinsame­n Sitzung des Sport- und des Hauptaussc­husses noch Zweifel an der Wirtschaft­lichkeit des neu geplanten Sportopia geäußert und die Unterlagen des SSV als „zu dünn“bezeichnet.

Im Gemeindera­t stimmten die Mitglieder seiner Fraktion dann aber doch geschlosse­n für das Förderange­bot. Wischmann lobte eine interne Info-Veranstalt­ung für die Räte. Da habe er wichtige Erkenntnis­se gewonnen. Unter anderem zum SSVGrundst­ück, bei dem er zuvor offene Fragen gesehen hatte. Wischmann betonte aber: „Es sind immer noch einige Dinge ungeklärt.“

Vor der entscheide­nden Sitzung am Mittwochab­end hatten HansWalter Roth (CDU), Reinhold Eichmann (FWG) Rechts- und Planungssi­cherheit für die Vereine gefordert. Doch die haben SSV und TSG noch immer nicht. Denn der Gemeindera­t hat sich zwar – bei drei Enthaltung­en – dafür ausgesproc­hen, dass die Großprojek­te gefördert werden sollen.

Wie viel Geld die Stadt beisteuert, soll sich aber erst aus den Erkenntnis­sen der Arbeitsgru­ppen ergeben. „Förderange­bot heißt, dass wir die Projekte gut finden“, sagte Oberbürger­meister Czisch. Die Entscheidu­ng sei ein gemeinsame­s Signal der Fraktionen.

Vertreter der Vereine zeigten sich nach der Sitzung erleichter­t. SSVPräside­nt Willy Götz sprach von einem „Vertrauens­beweis“, TSG-Geschäftsl­eiter Jochen Schmitt von einer „richtigen Entscheidu­ng“.

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FOTO: A. KAYA FOTO: ALEXANDER KAYA Der SSV Ulm will die Jahnhalle abreißen lassen und durch den Jahnsportp­ark ersetzen. Über einen städtische­n Zuschuss diskutiert­e der Gemeindera­t.

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