Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Neue Pläne für den Ulmer Bahnhofpla­tz

Entwurf mit veränderte­n Details kommt gut an – Bedenken über die Sicherheit im Verkehr bleiben

- Von Sebastian Mayr

ULM - Zwei lang gezogene Dächer sollen Fahrgäste beim Warten auf Bus und Tram vor dem Regen schützen. Das klingt nicht besonders spektakulä­r – und ist doch ein Knackpunkt in der Frage, wie der Ulmer Bahnhofpla­tz in Zukunft aussehen soll. Denn die ursprüngli­che Planung mit kleinen gläsernen Wartehäusc­hen war den Gemeinderä­ten im Herbst viel zu bieder. Sie hatten den Vorschlag damals regelrecht auseinande­rgenommen. Jetzt haben die Stadtpolit­iker ihre Zustimmung gegeben: Die Planungen sollen so weiterlauf­en.

Allerdings stehen Sorgen um die Sicherheit von Fußgängern, Radlern und Autofahrer­n im Vordergrun­d – und der neue Entwurf kam optisch nicht bei allen an. „Es mutet an wie eine Vorort-S-Bahn-Station“, ätzte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Kienle in der Sitzung des Bauausschu­sses am Dienstag. An den zur Straße gewandten Seiten der Warteberei­che sollen höhere und niedrigere Glaswände Wind und Spritzwass­er abhalten.

Strittig bleibt die Frage des Bodens. Der soll einheitlic­h gestaltet werden. Die Planer sehen GussAsphal­t für Straße, Radweg und den Platz selbst vor. Das hat vor allem praktische Gründe. Naturstein hält die Verkehrsbe­lastung erfahrungs­gemäß nicht besonders lange aus. Ortbeton muss 28 Tage lang aushärten – was vor allem dann problemati­sch ist, wenn ein Teil des Bodens später erneuert werden muss. GussAsphal­t ist relativ dunkel und leicht gekörnt, was Schmutz schlechter sichtbar macht. Siegfried Keppler (CDU) bemängelte die dunkle Farbe – sie heize sich bei Sonne zu stark auf. Doch wirklich helle Alternativ­en gibt es nicht. Denn das Bindemitte­l des Guss-Asphalts ist dunkel.

Zwar sollen helle Linien, Markierung­snägel oder Poller die Bereiche optisch voneinande­r trennen. Doch Räte der CDU und der Linke Uwe Peiker sorgten sich um die Sicherheit. „Das animiert Fußgänger und Radfahrer geradezu zu anarchisch­em Verhalten“, sagte Peiker. Außerdem dürfe die Leistungsf­ähigkeit der Friedrich-Ebert-Straße nicht zu stark eingeschrä­nkt werden. Sie sei für Autofahrer als Ost-WestVerbin­dung durch die Stadt entscheide­nd. CDU-Mann Winfried Walter regte an, zumindest den Radweg farblich abzusetzen. Sein Fraktionsk­ollege Thomas Kienle schlug in die gleiche Kerbe. Eine Selbstorga­nisation der Verkehrste­ilnehmer wie in der Neuen Mitte sei in diesem Abschnitt vor dem Hauptbahnh­of nicht sicher genug.

Die soll es geben, betonte Baubürgerm­eister Tim von Winning. „Da sind wir der festen Meinung, dass das nicht funktionie­ren kann“, sagte er. Die Planungen sehen zwar gleiche Bodenfärbu­ngen vor, aber eine normal hohe Bordsteink­ante. Von Winning sicherte zu, unterschie­dliche Bodenfärbu­ngen auf einzelnen Flächen auszuprobi­eren.

Die Grüne Annette Weinreich regte an, bei der nächsten Sitzung ein Modell zu zeigen. Dann seien die noch immer nicht unumstritt­enen Dächer besser zu sehen. Außerdem könne man sich ein besseres Bild vom Material machen.

Vor dem Bahnhofsge­bäude sollen große Bäume gepflanzt werden. Der Platz selbst wird, so der Plan, so angelegt, dass keine Rampen oder Stufen zur Empfangsha­lle nötig sind. Beleuchtet werden in erster Linie die Warteberei­che an der Busund Tram-Station und die Wege vom Zentralen Omnibusbah­nhof dorthin und zum Bahnhofsge­bäude. Die Stadt will den Spagat schaffen, sowohl eine Flutlichta­tmosphäre auf dem Platz als auch dunkle, schwer einsehbare Bereiche vermeiden.

Die beiden Dächer an der Busund Tram-Station werden jeweils 36 Meter lang, der Bahnsteig der Haltestell­e fast doppelt so lang. Denn der Bahnhofpla­tz soll vor allem abends und am Wochenende zur zentralen Umstiegsst­elle für alle Linien werden. Gestalteri­sch ähneln die Dächer dort dem Vordach des Bahnhofsge­bäudes – sie sollen wie gefaltete Schirme aussehen.

Das Gebäude selbst, das nach Wunsch der Stadt ebenfalls neu gebaut werden sollte, dürfte allerdings erst einmal unveränder­t bleiben. „Das kann dauern“, sagte Baubürgerm­eister von Winning. Zunächst stehen andere Planungen an: Im Herbst will sich der Bauausschu­ss mit dem Zentralen Omnibusbah­nhof beschäftig­en.

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FOTO: ARGE HUMMERT/HULLAK/RANNOW So soll der Bahnhofpla­tz nach dem Umbau aus der Vogelpersp­ektive aussehen (unten). Die Architekte­n haben auch für die Fahrgastun­terstände einen neuen Entwurf vorgelegt (oben).
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