Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Steinle droht die Pleite
Bauherr der Kernsanierung des Ex-Renftle-Gebäudes am Petrusplatz beantragt Insolvenz
NEU-ULM - Dem Neu-Ulmer Bauunternehmen Steinle Wohnbau droht die Zahlungsunfähigkeit. Die als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) geführte Firma, vertreten durch Geschäftsführer Günter Steinle, beantragte bereits vergangene Woche beim Amtsgericht Neu-Ulm einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Über die Hintergründe kann nur spekuliert werden. Es seien noch keine Ursachen bekannt, heißt es auf Anfrage im Büro des zum vorläufigen Insolvenzverwalters bestimmt Rechtsanwalts Martin Hörmann. „Die Erstellung des Gutachtens läuft“, sagt Sprecherin Kim Johnson im Auftrag von Hörmann.
Um ihr Geld sorgen sich derweil die Kunden von Steinle. Zwei Projekte wurden gestoppt: Der Umbau des ehemaligen Bettenhauses Renftle am Neu-Ulmer Petrusplatz und das Projekt Saalbau in Pfuhl. Am Petrusplatz sind offenbar sämtliche Wohnungen verkauft, wie Steinle im März sagte. Und auch „nur noch wenige Einheiten“im altehrwürdigen Saalbau, den Steinle kernsanieren wollte, sind laut Homepage in Pfuhl zu haben. Acht Wohnungen werden hier online angeboten, davon seien vier verkauft, zwei reserviert und noch zwei zu haben.
Geschäftsführer Günter Steinle war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Und scheint offenbar schon länger untergetaucht zu sein. „Die Käufer sind sehr nervös und rufen bei uns an, weil sie Steinle nicht erreichen“, sagt Gerhard Mayer, der Geschäftsführer der Mayer-Madel Bauunternehmung, die von Steinle mit dem Rohbau am Petrusplatz beauftragt wurde. Einen „sechsstelligen Betrag“sei Steinle seiner Firma schuldig. Mit 1,7 Millionen Euro sei der Rohbau veranschlagt, wovon etwa Arbeiten im Wert von etwa einer Million erfolgt seien. Um 120 000 Euro gehe es für Mayer beim Saalbau, wo die Firma ebenfalls beteiligt ist. Es habe sich schon länger abgezeichnet, dass Steinle Zahlungsschwierigkeiten habe. So habe die MayerMadel Bauunternehmung bereits eine Frist gesetzt. „Wir wissen nicht was Sache ist“, sagt Mayer, der beschlossen habe die Baustelle zu räumen, weil die Geräte andernorts gebraucht würden. Es habe zwar beim
Gerhard Mayer, der Geschäftsführer der Mayer-Madel Bauunternehmung
Projekt am Petrusplatz Probleme gegeben, etwa mit fehlender Tragfestigkeit der Kellerräume, doch die daraus resultierenden Kostensteigerungen könnten kaum Grund für die drohende Pleite sein, so Mayer. Nachdem es der gesamten Baubranche in Zeiten niedriger Zinsen und daraus resultierenden begehrten Anlagen in „Betongold“gut geht, wundert sich nicht nur Mayer, wie Steinle trotz weitgehend verkaufter Wohnungen in Pfuhl und am Petrusplatz in diese Lage kommen konnte. Mit dem Verkauf der 13 Wohnungen und eines Ladengeschäfts beauftragte der Ulmer Immobilienmakler Martin Tentschert, der gestern telefonisch nicht zu erreichen war. Es ging und geht um Viel Geld: Die 186 Quadratmeter große Penthousewohnung sollte ursprünglich 1,1 Millionen Euro kosten, eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit knapp 70 Quadratmetern war für 315 000 Euro zu haben, wie es im April 2016 beworben wurde. Bei der Verbraucherzentrale in Stuttgart spricht Matthias Bauer, der Abteilungsleiter für die Bereiche Bauen, Wohnen, Energie von einer „heiklen Situation“. Für die Käufer werde es nach seiner Einschätzung „nicht ohne ein blaues Auge“enden. Den Käufern von unfertigen Wohnungen der beiden SteinleProjekte rät die Verbraucherzentrale sofort jegliche Zahlungen einzustellen. Und dann müsse abgewartet werden, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet werde.
Möglich ist grundsätzlich auch, dass die Bank von Steinle die Objekte fertig stellen lässt – um sie dann zur Entschuldung zwangszuversteigern, da die Grundstücke ja die Sicherheiten des Bauträgers ihr gegenüber darstellen.
„Die Käufer sind sehr nervös und rufen bei uns an, weil sie Steinle nicht erreichen.“