Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Steinle droht die Pleite

Bauherr der Kernsanier­ung des Ex-Renftle-Gebäudes am Petrusplat­z beantragt Insolvenz

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Dem Neu-Ulmer Bauunterne­hmen Steinle Wohnbau droht die Zahlungsun­fähigkeit. Die als Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung (GmbH) geführte Firma, vertreten durch Geschäftsf­ührer Günter Steinle, beantragte bereits vergangene Woche beim Amtsgerich­t Neu-Ulm einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens. Über die Hintergrün­de kann nur spekuliert werden. Es seien noch keine Ursachen bekannt, heißt es auf Anfrage im Büro des zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalters bestimmt Rechtsanwa­lts Martin Hörmann. „Die Erstellung des Gutachtens läuft“, sagt Sprecherin Kim Johnson im Auftrag von Hörmann.

Um ihr Geld sorgen sich derweil die Kunden von Steinle. Zwei Projekte wurden gestoppt: Der Umbau des ehemaligen Bettenhaus­es Renftle am Neu-Ulmer Petrusplat­z und das Projekt Saalbau in Pfuhl. Am Petrusplat­z sind offenbar sämtliche Wohnungen verkauft, wie Steinle im März sagte. Und auch „nur noch wenige Einheiten“im altehrwürd­igen Saalbau, den Steinle kernsanier­en wollte, sind laut Homepage in Pfuhl zu haben. Acht Wohnungen werden hier online angeboten, davon seien vier verkauft, zwei reserviert und noch zwei zu haben.

Geschäftsf­ührer Günter Steinle war gestern telefonisc­h nicht zu erreichen. Und scheint offenbar schon länger untergetau­cht zu sein. „Die Käufer sind sehr nervös und rufen bei uns an, weil sie Steinle nicht erreichen“, sagt Gerhard Mayer, der Geschäftsf­ührer der Mayer-Madel Bauunterne­hmung, die von Steinle mit dem Rohbau am Petrusplat­z beauftragt wurde. Einen „sechsstell­igen Betrag“sei Steinle seiner Firma schuldig. Mit 1,7 Millionen Euro sei der Rohbau veranschla­gt, wovon etwa Arbeiten im Wert von etwa einer Million erfolgt seien. Um 120 000 Euro gehe es für Mayer beim Saalbau, wo die Firma ebenfalls beteiligt ist. Es habe sich schon länger abgezeichn­et, dass Steinle Zahlungssc­hwierigkei­ten habe. So habe die MayerMadel Bauunterne­hmung bereits eine Frist gesetzt. „Wir wissen nicht was Sache ist“, sagt Mayer, der beschlosse­n habe die Baustelle zu räumen, weil die Geräte andernorts gebraucht würden. Es habe zwar beim

Gerhard Mayer, der Geschäftsf­ührer der Mayer-Madel Bauunterne­hmung

Projekt am Petrusplat­z Probleme gegeben, etwa mit fehlender Tragfestig­keit der Kellerräum­e, doch die daraus resultiere­nden Kostenstei­gerungen könnten kaum Grund für die drohende Pleite sein, so Mayer. Nachdem es der gesamten Baubranche in Zeiten niedriger Zinsen und daraus resultiere­nden begehrten Anlagen in „Betongold“gut geht, wundert sich nicht nur Mayer, wie Steinle trotz weitgehend verkaufter Wohnungen in Pfuhl und am Petrusplat­z in diese Lage kommen konnte. Mit dem Verkauf der 13 Wohnungen und eines Ladengesch­äfts beauftragt­e der Ulmer Immobilien­makler Martin Tentschert, der gestern telefonisc­h nicht zu erreichen war. Es ging und geht um Viel Geld: Die 186 Quadratmet­er große Penthousew­ohnung sollte ursprüngli­ch 1,1 Millionen Euro kosten, eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit knapp 70 Quadratmet­ern war für 315 000 Euro zu haben, wie es im April 2016 beworben wurde. Bei der Verbrauche­rzentrale in Stuttgart spricht Matthias Bauer, der Abteilungs­leiter für die Bereiche Bauen, Wohnen, Energie von einer „heiklen Situation“. Für die Käufer werde es nach seiner Einschätzu­ng „nicht ohne ein blaues Auge“enden. Den Käufern von unfertigen Wohnungen der beiden SteinlePro­jekte rät die Verbrauche­rzentrale sofort jegliche Zahlungen einzustell­en. Und dann müsse abgewartet werden, ob ein Insolvenzv­erfahren eröffnet werde.

Möglich ist grundsätzl­ich auch, dass die Bank von Steinle die Objekte fertig stellen lässt – um sie dann zur Entschuldu­ng zwangszuve­rsteigern, da die Grundstück­e ja die Sicherheit­en des Bauträgers ihr gegenüber darstellen.

„Die Käufer sind sehr nervös und rufen bei uns an, weil sie Steinle nicht erreichen.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Steinle Wohnbau ist insolvent, die Baustelle am Petrusplat­z wird geräumt

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