Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Sanierung der Gänstorbrücke fraglich
Marodes Bauwerk wird in den nächsten Wochen weiter untersucht – Verkehr rollt auf zwei Spuren
ULM/NEU-ULM - In der Doppelstadt gibt es viele Bauwerke, die bald saniert werden müssen, doch seit dieser Woche steht fest: „Die Gänstorbrücke hat im Moment oberste Priorität“, so Gerhard Fraidel, Leiter der Abteilung Verkehrsinfrastruktur der Stadt Ulm. Wie berichtet, wurden in der Stahl-Beton-Konstruktion über der Donau gravierende Schäden entdeckt. Statische Berechnungen ergaben daraufhin, dass die Last auf der Brücke aus Sicherheitsgründen dringend verringert werden muss. Deshalb wurden noch am Donnerstagabend zwei von vier Spuren für den Verkehr gesperrt. Jetzt geht es um die Frage, wie es mit dem viel befahrenen Bauwerk weitergeht.
„Wir sind im Moment im Untersuchungsprozess“, sagte Gerhard Fraidel am Freitag. „Das wird noch
einige Wochen dauern.“Die Experten im Ulmer und Neu-Ulmer Rathaus müssten sich ein Gesamtbild verschaffen, um dann die nächsten
Schritte einzuleiten: „Welche Maßnahmen kann man ergreifen, welche nicht?“Momentan können die Experten noch nicht sagen, ob die Gänstorbrücke saniert werden kann oder ob mittel- oder langfristig nur ein Neubau infrage kommt. Vom Ausmaß der Misere wurden die Baufachleute jedenfalls überrascht. „Die Schäden sind dramatisch schlechter, als wir befürchtet haben“, sagte Ulms Baubürgermeister Tim von Winning.
Fest steht: Die Spannglieder im Inneren des Bauwerks sind an mehreren Stellen vom Rost zerfressen. Messstreifen zeigen laufend, wie der Stahl reagiert – und ob nachgebessert werden muss. Die Brücke werde weiter intensiv untersucht und beobachtet, erläuterte Gerhard Fraidel. Nächste Woche findet ein erneutes Treffen mit Vertretern der Städte Ulm und Neu-Ulm sowie der Polizei und der Verkehrsbehörde statt, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Die befürchteten Probleme im Berufsverkehr blieben am Tag nach der Sperrung zunächst aus. „Es gab keine großen Rückstaus“, sagte Rainer Finkel, kommissarischer Leiter der Polizeiinspektion Neu-Ulm, am Freitag. „Alles ist relativ ruhig. Wir werden das aber in den nächsten Wochen intensiv beobachten und begleiten.“Falls es Probleme gebe, werde sich die Polizei mit den Städten zusammensetzen und beraten, was zu tun ist. Denkbar sei, dass großräumig Hinweisschilder aufgestellt werden, um die Verkehrsteilnehmer frühzeitig auf den Engpass aufmerksam zu machen. „Es wird die eine oder an der Anpassung geben“, sagte Gerhard Fraidel. Denkbar seien beispielsweise veränderte Ampelschaltungen oder Umleitungsempfehlungen. Die beiden mittleren von insgesamt vier Spuren auf der Gänstorbrücke bleiben auf unbestimmte Zeit gesperrt.