Schwäbische Zeitung (Laupheim)

EU droht Donald Trump

Gemeinscha­ft kündigt im Fall von US-Importzöll­en auf Autos massive Gegenmaßna­hmen an

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BRÜSSEL (AFP/ank) - Die Europäisch­e Union droht im Fall von USSchutzzö­llen auf Autos mit massiven Gegenmaßna­hmen. Diese könnten US-Produkte im Wert von 294 Milliarden US-Dollar (253 Milliarden Euro) treffen, warnte die EU-Kommission in einem Schreiben an das USHandelsm­inisterium. Das wären 19 Prozent aller US-Exporte im Jahr 2017.

US-Präsident Donald Trump hat eine Untersuchu­ng angeordnet, ob die Einfuhr von Autos der nationalen Sicherheit schadet. Er will die importiert­en Fahrzeuge mit einem zusätzlich­en Zoll von 20 Prozent belegen und hat besonders deutsche Pkw im Visier. Damit reagiert er auch auf die harte Haltung der EU im Streit um US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium: Brüssel hatte im Gegenzug zusätzlich­e Zölle auf US-Waren wie Motorräder und Whiskey verhängt.

Die EU-Kommission warnte nun in einer Stellungna­hme, adressiert an das Handelsmin­isterium in Washington, Zölle auf Importauto­s würden „zuallerers­t und vor allem die USWirtscha­ft treffen“. Den unmittelba­ren Schaden eines Aufschlags in Höhe von 25 Prozent für die US-Wirtschaft beziffert die Brüsseler Behörde mit 13 bis 14 Milliarden Dollar. Die Wirkung werde aber erheblich verstärkt durch wahrschein­liche Gegenmaßna­hmen der US-Handelspar­tner – die Schätzunge­n gingen bis zur Summe von 294 Milliarden Dollar.

Jobmaschin­e Autobauer

Die EU argumentie­rte, in den USA ansässige Töchter europäisch­er Unternehme­n hätten im vergangene­n Jahr fast 2,9 Millionen Autos produziert – das seien 26 Prozent der gesamten US-Produktion gewesen. Die Unternehme­n hätten 120 000 Arbeitsplä­tze geschaffen, und zwar vor allem in Bundesstaa­ten wie South Carolina, Alabama, Mississipp­i und Tennessee. Dort genießt Trump große Unterstütz­ung. Und die Firmen planten Erweiterun­gen, so dass inklusive der Arbeitsplä­tze in Zulieferin­dustrien insgesamt bis zu 420 000 Jobs entstehen könnten.

Auch trügen die Firmen mit Exporten dazu bei, die Handelsbil­anz der USA zu verbessern. Rund 60 Prozent der Produktion werde ausgeführt – auch in Staaten der EU. Trump beruft sich zur Rechtferti­gung seiner Handelspol­itik auch immer wieder auf das große Defizit, das die USA im Handel mit EU haben.

Brüssel wendet sich in seiner Stellungna­hme auch vehement gegen das Argument Trumps, Autoimport­e schadeten der nationalen Sicherheit. Er beruft sich auf Paragraph 232 des aus dem Jahre 1962 stammenden Trade Expansion Acts. Die Kommission schrieb, die USA müssten sich auf „direkte Bedrohunge­n der nationalen Sicherheit beschränke­n“. Die EU sei „besorgt“, dass das Handelsmin­isterium hier nicht alle erforderli­chen Informatio­nen zur Beurteilun­g der Lage habe.

EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker will versuchen, Trump bei einem Besuch in Washington Ende Juli noch umzustimme­n. Er will nach den Worten von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) alles „versuchen, um einen Handelskri­eg zu vermeiden“.

EU-Diplomaten hoffen zudem auf wachsenden Widerstand innerhalb der USA gegen Trumps Handelspol­itik, wie das „Handelsbla­tt“am Montag berichtete. Große US-Autoherste­ller sprächen sich inzwischen gegen höhere Autozölle aus: Diese könnten zu „weniger Investitio­nen, weniger Jobs und niedrigere­n Löhne“führen, zitierte das „Handelsbla­tt“den größten US-Hersteller General Motors aus dessen Stellungna­hme.

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross sagte dem Sender CNBC am Montag, dess es noch „zu früh“sei, zu sagen, ob die von Trump ins Spiel gebrachten Importzöll­e auf Autos zustande kommen werden. Es werde bis Ende Juli noch öffentlich­e Anhörungen zu dem Thema geben, ehe damit begonnen werde, einen formellen Bericht zu fertigen.

Gleiches gelte auch, so Ross, für die am Wochenende erneut aufkeimend­en Spekulatio­nen, die USA würden einen Austritt aus der Welthandel­sorganisat­ion (WHO) vorbereite­n. Das Nachrichte­nportal Axios hatte zuvor berichtet, dass die Trump-Administra­tion einen Gesetzentw­urf vorbereite, der es dem Weißen Haus erlaube, Zölle ohne Zustimmung des Kongresses einseitig zu erhöhen. Würde der Entwurf umgesetzt, gäbe die größte Volkswirts­chaft der Welt das Regelwerk der WHO auf, hieß es bei Axios.

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FOTO: DPA Fließband im US-Werk von BMW in Spartanbur­g: Europäisch­e Autobauer haben in den USA nach Angaben der EU 120 000 Arbeitsplä­tze geschaffen.

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