Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Problem der leisen Töne

Florence and The Machine bleiben der orchestral­en Popmusik treu

- Von Marie Frech

BERLIN (dpa) - Episch, gewaltig, hymnisch, aber auch theatralis­ch, pathetisch und affektiert: An der orchestral­en Popmusik von Florence and The Machine scheiden sich oft genug die Geister. Kritiker wird die Formation um die englische Sängerin Florence Welch auch mit dem neuen Album „High as Hope“nicht umstimmen können. Und auch Fans dürften sich spätestens jetzt die Frage stellen, ob es nicht einmal eine Nummer kleiner und etwas abwechslun­gsreicher geht.

Denn bei den meisten der zehn Lieder auf dem Album holt Welch wieder die Pauken und Trompeten heraus, für die sie bekannt ist. Und selbst bei reduzierte­ren Songs wie „Sky Full of Song“ist da ihre voluminöse, ernsthafte Stimme, die ihr auch schon Vergleiche mit Landsfrau Adele eingebrock­t haben.

Einen Erklärungs­ansatz, warum sich Welch mit den leiseren Tönen und den ruhigeren Momenten im Leben schwer tut, lieferte sie kürzlich in einem Interview des britischen „Guardian“: Nach ihren energiegel­adenen Auftritten falle es ihr schwer, wieder auf dem Boden der Tatsachen anzukommen. „Banale Situation erhalten dann Tiefsinn. Die Auftritte, das Erhabene, und dann Fernsehen schauen – das gibt es alles und das Alltäglich­e macht es magisch.“

„High as Hope“ist das mittlerwei­le vierte Album von Welch. Nach der Veröffentl­ichung des Debüts „Lungs“legte sie eine Sensations­karriere hin, die der 31-Jährigen mit Faible für lange Flatterkle­ider und kunstvolle Videos nicht nur Plattenver­käufe, sondern auch Renommee in der Modewelt einbrachte.

Dem Radiopubli­kum dürfte sie sich spätestens mit ihrer allgegenwä­rtigen Cover-Version von „You Got the Love“eingeprägt haben. Beim traditions­reichen Penguin-Verlag soll im Juli mit „Useless Magic“ein Band mit Gedichten und Zeichnunge­n von Welch erscheinen.

Weniger Partys

Den Megaerfolg versuchte sie mit Partys und Alkohol zu verkraften, wie sie häufig in Interviews erklärt. Zuletzt sei sie aber ruhiger geworden, bleibe öfter zu Hause, sagte sie dem „Guardian“. So könne sie auch ihrer Mutter gewordenen Schwester helfen. „Wir unterstütz­en uns gegenseiti­g. Ich habe Karriere gemacht, sie hat Familie, und wir haben beide hinter die perfekte Fassade gesehen.“

So offen gibt sich Sängerin Welch auch auf dem Album. Die Single „High as Hope“beginnt sie mit einem Eingeständ­nis ihrer Magersucht. „Mit 17 habe ich mit dem Hungern angefangen“, singt sie auf Englisch. In „No Choir“heißt es: „Ich halte Glücklichs­ein für ein eintöniges Thema.“

Mit solchem persönlich­en Liedgut will sie sich auch wieder auf die Bühnen der Welt stellen. Aber bitte auf die großen Bühnen, wie es im Interview mit BBC Radio 1 hieß. Mit kleineren Gruppen tue sie sich schwer, das sei ihr zu viel, sagte Welch. Dann lieber große Shows mit viel Publikum. Das dürfte ihr als Headliner beim bisher einzigen Festivalko­nzert von Florence and The Machine in Deutschlan­d beim Melt sicher sein.

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FOTO: VINCENT HAYCOCK An der Musik von Florence Welch und ihrer Band scheiden sich oft die Geister. Daran wird auch das neue Album „High as Hope“mit seinen epischen und hymnischen Klängen nichts ändern.

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