Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Viel Ärger ums Grundwasse­r beim „Laupheimer Hof“

Anwohner spricht von illegaler Absenkung und fürchtet um die Stabilität seines Hauses

- Von Reiner Schick

LAUPHEIM - Wasser und kein Ende: Die Arbeiten am Erweiterun­gsbau des Hotels „Laupheimer Hof“werden immer wieder von starkem Aufkommen an Grund- und Oberfläche­nwasser behindert. Doch nicht nur die Bauherren haben damit ein Problem, sondern auch Nachbarn. Einer davon wirft dem Bauträger regelmäßig­e illegale Grundwasse­rabsenkung­en vor. Er fürchtet, dass dadurch sein Wohnhaus dauerhaft Schaden nehmen könnte.

Der Nachbar, der namentlich nicht genannt werden möchte, dokumentie­rt seit Beginn der Bauarbeite­n vor rund einem Jahr penibel die Vorgänge rund um die Baustelle am „Laupheimer Hof“in der Abt-Fehr-Straße. Er betreibt diesen Aufwand nicht aus Zeitvertre­ib, sondern weil er um die Standfesti­gkeit des anliegende­n Elternhaus­es seiner Frau fürchtet, das beide derzeit umbauen, um dort ihren Lebensaben­d zu verbringen. Sein Laptop und ein ganzer Aktenordne­r sind gefüllt mit Fotos, E-Mails und Gesprächsn­otizen, die aus seiner Sicht belegen, dass auf der Baustelle seit vielen Monaten unerlaubt Grundwasse­r abgepumpt wird und es dadurch zu Setzungen auf den benachbart­en Grundstück­en kommt. Nachdem er bereits im Zuge des Neubaus des benachbart­en GWO-Wohnblocks negative Erfahrunge­n mit Störungen des natürliche­n Grundwasse­rstands gemacht habe, sehe er sich nun denselben Auswirkung­en ausgesetzt.

Dabei verweist er auf ein Gutachten, in dem von sandigen, wasserführ­enden Aueschicht­en im Untergrund die Rede ist, die bis in die Nachbargru­ndstücke reichen. Für erste Setzungen sprächen Risse in Glasbauste­inen an seinem und am Gebäude seines Nachbarn, bei einem weiteren Anwohner sei der Boden um drei Zentimeter abgesackt. Ferner befürchtet er, dass Grundwasse­r in den Außenwände­n seines Hauses emporsteig­en wird. „Im Moment haben wir schon gar keine Lust mehr, unser Haus herzuricht­en, weil wir Angst haben, dass es irgendwann völlig absackt“, sagt er.

Was ihn an der Sache ganz besonders stört: Er fühlt sich von den zuständige­n Behörden im Stich gelassen. „Keiner macht was“, sagt er. Mehrfach schon habe er die Laupheimer Stadtverwa­ltung und das Biberacher Wasserwirt­schaftsamt auf die Probleme und seine Beobachtun­gen hingewiese­n. Oft bekomme er gar keine Antwort, ansonsten werde er vertröstet oder auch mal mit dem Hinweis abgespeist, man sei personell schwach besetzt und könne nicht alles ständig kontrollie­ren.

Bußgeldver­fahren eingeleite­t

Immerhin erhielt die „Schwäbisch­e Zeitung“vom Landratsam­t die Informatio­n, wonach dem Bauträger bis 9. März eine Genehmigun­g zum Abpumpen von Grundwasse­r aus der Baugrube und zum Ableiten des Wassers vorgelegen habe. Auch danach sei jedoch immer wieder Wasser abgepumpt worden. Auf die Aufforderu­ng des Amts, einen Verlängeru­ngsantrag zu stellen, sei nichts geschehen. Daher habe das Wasserwirt­schaftsamt ein Bußgeldver­fahren eingeleite­t und dieser Tage dem Investor – demnach der Laupheimer Hof Hotelbau GmbH – rechtliche­s Gehör eingeräumt. „Ich weiß nur, dass bei Starkregen Wasser abgepumpt wurde“, erklärte Thomas Rößler von der Hotelbauge­sellschaft gegenüber der SZ und verwies bei Fachfragen an den Bauträger, die Firma Casa Nova in Ulm.

Deren Geschäftsf­ührer Tobias Bosch wehrt sich gegen sämtliche Vorwürfe. Vielmehr habe das Wasserwirt­schaftsamt seine Firma sprichwört­lich im Regen stehen lassen. So habe man nach diversen Unwettern Eilanträge auf Abpumpgene­hmigungen gestellt, aber keine Antwort erhalten. „Diese Darstellun­g weise ich entschiede­n zurück“, entgegnet Bernd Schwarzend­orfer, Pressespre­cher des Landratsam­ts.

„Damit die Baustelle nicht absäuft“, führte Bosch im SZ-Gespräch weiter aus, habe man Oberfläche­nwasser abgepumpt. „Aber definitiv kein Grundwasse­r. Wir werden einen Teufel tun, Dinge durchzufüh­ren, die nicht erlaubt sind.“Alle Vorgänge habe man sauber dokumentie­rt und stets dem Wasserwirt­schaftsamt und der Stadt Laupheim zur Verfügung gestellt. „Die Firma Baugrund Süd nimmt auch regelmäßig Pegelmessu­ngen des Grundwasse­rs vor und übermittel­t die Daten ans Wasserwirt­schaftsamt“, sagt Bosch.

Außerdem habe man vor Baubeginn durch einen Sachverstä­ndigen den Zustand aller umliegende­n Gebäude überprüfen lassen, um mögliche Veränderun­gen während der Bauphase dokumentie­ren zu können. Bei einer Zwischenüb­erprüfung habe man die von dem Anwohner erwähnten Risse in den Glasbauste­inen seines Nachbargeb­äudes festgestel­lt und Schadeners­atz in die Wege geleitet. Bei dem Anwohner selbst habe man zu diesem Zeitpunkt nichts festgestel­lt. Allerdings sei nach Fertigstel­lung des Erweiterun­gsbaus auch noch eine Abschlussu­ntersuchun­g geplant. Ob mit langfristi­gen Schäden, wie von dem Anwohner befürchtet, zu rechnen sei, müsse gegebenenf­alls von einem unabhängig­en Sachverstä­ndigen geklärt werden.

„Runder Tisch“soll helfen

Das Rathaus bestätigt der SZ Beschwerde­n der Anlieger bei der Stadt. Man habe versucht, Lösungen zu finden, und das Wasserwirt­schaftsamt um eine „verantwort­ungsgemäße Regelung“gebeten. Weil „kein schlüssige­s und nachhaltig­es Vorgehen erkennbar wurde“, habe jetzt OB Gerold Rechle zu einem Runden Tisch eingeladen. Projektlei­ter, Wasserwirt­schaftsamt und städtische­s Bauamt kommen am heutigen Dienstag zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Anlieger sind nicht geladen. „Die Dokumentat­ion des Anwohners liegt uns vor“, teilt Pressespre­cherin Nicole Hörmann mit. Man werde die Anwohner informiere­n und gegebenenf­alls zu einer Gesprächsr­unde einladen. Zunächst aber müssten Einzelheit­en zwischen den Ämtern geklärt und abgestimmt werden.

 ?? FOTO: REINER SCHICK ?? Der Erweiterun­gsbau des Hotels „Laupheimer Hof“sitzt auf feuchtem Grund.
FOTO: REINER SCHICK Der Erweiterun­gsbau des Hotels „Laupheimer Hof“sitzt auf feuchtem Grund.

Newspapers in German

Newspapers from Germany