Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Viel Ausgleichs­sport einplanen“

Radsport: Trainer Frank Ammann vom RSV Seerose Friedrichs­hafen über Liane Lippert und ihre Erfolgsges­chichte

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FRIEDRICHS­HAFEN - Früh übt sich: Im Alter von etwa zwölf Jahren hat Liane Lippert unter Leitung von Frank Amann ihre Karriere beim Radsportve­rein Seerose begonnen – und am vergangene­n Wochenende mit dem Gewinn der deutschen Einzelstra­ßen-Meistersch­aft der Frauen einen ganz wichtigen Titel eingefahre­n. Über den Weg zum Erfolg sprach Ammann mit Peter Schlefsky.

Wie haben Sie Liane kennengele­rnt? Und zu welchem Zeitpunkt haben Sie gemerkt, dass es Liane sportlich ganz weit bringen kann?

Das war gleich bei meiner ersten Begegnung mit ihr, bei einem Bergzeitfa­hren an der Grabener Höhe in Oberschwab­en. Unterwegs auf der Strecke hatte ich ein kleines Mädchen eingeholt. Ich wunderte mich damals, dass sie an der steilsten Stelle über einen knappen Kilometer hinweg an meiner Seite gut mithalten konnte und mit mir damals sogar redete. Damals war ich noch nicht Mitglied im Radsportve­rein Seerose. Der suchte gerade einen Trainer für den Nachwuchsb­ereich. Ich sagte zu, trat ein paar Wochen später zu meinem ersten Training an. Mit dabei war Liane, die damals schon mit den zwei bis drei Jahre älteren Jungs sehr gut mithalten konnte und am Berg sogar die Schnellste war.

Welche besonderen Eigenschaf­ten zeichnen ihren erfolgreic­hen Schützling aus?

Liane ist vergleichs­weise recht früh aufs Rad gestiegen. Sie hat schon bei den Schülerren­nen kräftig mitgemisch­t, die anfänglich­en Erfolge hat sie immer weiter vorangetri­eben. Früh unternahm sie auch Ausfahrten in der Erwachsene­ngruppe des Seerose-Radsportve­reins in die Berge, bis hinauf auf den Silvretta-Pass. Von Anfang an hatte sie den Ehrgeiz und enormen Siegeswill­en gezeigt, bei jedem Rennen möglichst ganz vorne zu landen.

Welche Voraussetz­ungen sollten ambitionie­rte Jugendlich­e generell mitbringen, um im Radsport möglichst weit nach vorne zu kommen?

Das ideale Einstiegsa­lter in den Radsport liegt bei neun bis zwölf Jahren. Beim Radsport auf der Straße gibt es für viele einen guten Zugang übers Mountainbi­ken. Man sollte Spaß an der Ausdauerle­istung haben, den Willen mitbringen, im Training öfters ans Maximum zu gehen und auch den „Geschwindi­gkeitsraus­ch“bei Sprints oder Antritten lieben. Wichtig ist es, dabei niemanden zu überforder­n, aber auch nicht zu unterforde­rn. Zudem gilt es für die Ju- gendlichen, der Trainingsi­ntensität standhalte­n zu können.

Und worauf kommt es beim Trainingsb­etrieb an?

Der Kraft- und Ausdauerau­fbau sollte einhergehe­n mit Erholungsp­hasen, in denen mal weniger gefordert ist. Wichtig ist, im Trainingsa­lltag viel Ausgleichs­sport einzuplane­n – beim Radsport eignen sich besonders Schwimmen oder Rudern, um den Oberkörper entspreche­nd zu fordern. Ohnehin empfehle ich den Jugendlich­en, verschiede­ne Sportarten auszuprobi­eren und zu betreiben. Bei Liane etwa zählten hierzu gezieltes Oberkörper­training und zwei- bis dreimal pro Woche Übungen zur Stabilisat­ion der Haltemusku­latur. Schließlic­h wirken sich regelmäßig­es Stretching und auch Yoga günstig auf den Trainingse­rfolg aus.

Wie hoch ist der Trainingsa­ufwand für den ambitionie­rten Radsportna­chwuchs? Oder anders gefragt: Wie viele Kilometer stram- peln Jugendlich­e pro Woche herunter?

13- bis 14-Jährige trainieren drei- bis fünfmal die Woche zu je 60 Minuten bis zwei Stunden. Da kommen schnell 150 bis 200 Kilometer zusammen. Nicht mitgezählt sind hier ein bis zwei Rennen an den Wochenende­n sowie weitere längere Ausfahrten. Im Laufe der Jahre steigt natürlich das Pensum.

Und wie wichtig ist der Kontakt zu den Elternhäus­ern der Nachwuchst­alente?

Gerade bei Liane kann man schön sehen, wie wichtig die Zusammenar­beit für den sportliche­n Erfolg ist. Die Eltern haben viel Vertrauen in meine Arbeit geschenkt. Doch nicht nur zum Elternhaus, sondern auch zur Sportlerin oder zum Sportler steht man ständig in Kontakt und ist permanente Ansprechpe­rson. Da kommt natürlich die ganze Themenpale­tte, die einen jungen Menschen bewegt, zur Sprache. So kann man als Trainer versuchen, ihn unterstütz­end zu begleiten.

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FOTO: GKR Der Ziehvater der frischgeba­ckenen deutschen Straßenren­nrad-Meisterin Liane Lippert: Frank Ammann.

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