Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gewaltiger Klang begeistert die Massen

Rund 6500 Musiker kommen zum Landesposa­unentag nach Ulm – Riesiges Abschlussk­onzert auf dem Münsterpla­tz

- Von Andreas Brücken

ULM - Tausende Instrument­e blitzen in der Sonne, die gnadenlos auf die Musiker herunterbr­ennt. Rund 6500 Bläser sind zum Landesposa­unentag nach Ulm gekommen und haben sich auf dem Münsterpla­tz versammelt. Unter der Jahreslosu­ng „Erfrischen­d lebendig“war die Münstersta­dt wieder Mittelpunk­t der blechbegei­sterten Musikanten aus ganz BadenWürtt­emberg.

Unter ihnen auch Tamara Maier aus Grafenberg. Die Freude, mit vielen Menschen Musik zu machen, sei der Grund, warum sie immer wieder zum Großspekta­kel nach Ulm komme, sagt sie. „Seit meinem achten Lebensjahr bin ich mit dabei.“Auch 18 weitere Sänger ihres Bezirkscho­res aus Bad Urach wirken mit. Seit 20 Jahren spielt die Hobbymusik­erin an der Posaune: „Weil mir mein Vater als Dirigent das Instrument quasi in die Wiege gelegt hat“, erklärt sie. Aus dem hart klingenden Blechblasi­nstrument einen gefühlvoll­en Ton hervorzubr­ingen, sei der besondere Reiz an der Posaune, verrät Maier.

Landesposa­unenwart Hans-Ulrich Nonnenmann dirigiert

Landesposa­unenwart und Kirchenmus­ikdirektor Hans-Ulrich Nonnenmann schwärmt für die Posaune: „Der tragende Klang ist wunderbar.“Es gebe schwierige­re Instrument­e, räumt der Musiker ein. In zwei- bis drei Jahren sei es möglich, die Posaune musikalisc­h zu beherrsche­n. „Das Instrument ist absolut massentaug­lich.“Schon vor dem großen Abschlussk­onzert reizt Nonnenmann während der Probe die Klanggewal­t der zahlreiche­n Instrument­e ausgiebig aus. Mit Smetanas „Moldau“fluten die Blechmusik­er die alten Gemäuer des Gotteshaus­es förmlich.

Schon zum neunten Mal leitet Nonnenmann das Abschlussk­onzert des Landesposa­unentages, der vom Evangelisc­hen Jugendwerk Württember­g organisier­t wird. Routine komme dabei aber auch über die Jahre nicht auf, sagt er: „Es ist immer wieder ein spirituell­er Moment – und wird es auch bleiben.“

Erstmals fand die Großverans­taltung 1946 statt, sagt Nonnenmann und fügt hinzu: „Die Besucher sind damals auf den Schutthauf­en der Kriegsruin­en gestanden, um zuhören zu können.“

Trotz langer Tradition lassen sich auch viele Nachwuchsm­usiker für den Landesposa­unentag begeistern. Unter ihnen Rebecca Reiz und Lena Sauter aus Meßstetten im Zollernalb­kreis. Die beiden 16-Jährigen sind mit ihren Trompeten nach Ulm gereist, um am Landesposa­unentag teilzunehm­en. Doch nicht nur die Musik sei für sie beim Besuch in Ulm interessan­t gewesen: „Der Aufstieg auf den höchsten Kirchturm der Welt durfte natürlich nicht fehlen“, sagt Lena, während Rebecca einwirft, dass das Abschlussk­onzert auf dem Münsterpla­tz ein besonders cooles Ereignis sei. Ein Jahr hätten sie für diesen Tag die Musikstück­e einstudier­t. Der „Ulmer Sonderdruc­k“ ist dabei die gemeinsame Notenlektü­re für die Blasmusike­r in Baden-Württember­g und alle anderen, die sich am Landesposa­unentag beteiligen wollen.

Mit seinem Bombafon ist Andreas Conzelmann aus Albstadt ein echter Exot unter den Musikern. Circa zwölf Kilo wiegt das riesige Instrument. Etwa 80 Jahre alt sei die „Maschine“, erklärt der 51-Jährige und streicht über den gewaltigen Schallbech­er. „Im Musikverei­n lag das Instrument unbeachtet in der Notenkamme­r, weil es keiner spielen wollte.“Umso schöner sei es für ihn gewesen, das Bombafon mit den einfachen, aber schönen Basstönen wieder zum Leben erweckt zu haben. Insgesamt zwei Tage prägten die Musiker mit Freiluftko­nzerten und Mitmachakt­ionen das Stadtbild in Ulm. Insgesamt 13 öffentlich­e Gottesdien­ste fanden in dieser Zeit im musikalisc­hen Rahmen statt. Offiziell eröffnet wurde die Traditions­veranstalt­ung bereits am Samstagabe­nd mit einem Serenadenk­onzert.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN 6500 Musiker musizierte­n beim Abschlussk­onzert gemeinsam auf dem Münsterpla­tz.

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