Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Machtworte zum Start

Kovac erteilt Stars Wechselver­bote – FCB droht schlechtes­te WM-Bilanz seit 1962

- Von Patrick Strasser

MOSKAU/MÜNCHEN - So lieben das Arbeitnehm­er. Ein neuer Chef kommt und hat gleich gute Nachrichte­n für sein Personal parat. Niko Kovac (46) verlängert­e an seinem ersten Arbeitstag als neuer Bayern-Trainer den Urlaub seiner gedemütigt­en Nationalsp­ieler bis zum 25. Juli, macht also nach dem VorrundenA­us bei der WM in Russland insgesamt 26 Tage frei. Die sieben DFBNationa­lspieler Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Niklas Süle, Sebastian Rudy, Thomas Müller und der Schalker Neuzugang Leon Goretzka werden also auch von der Marketing-Tour in die USA vom

23. bis 30. Juli befreit.

Die WM-Verlierer werden ab

25. Juli an der Säbener Straße von Jupp Heynckes’ Vertrauens­mann Peter Hermann wieder in Schwung gebracht. Der ständige Assistent des Triple-Coaches von 2013, der sich eigentlich gemeinsam mit Heynckers in den Ruhestand verabschie­det hatte, konnte davon überzeugt werden, seine für die Mannschaft wertvolle Arbeit in der Trainingsp­lanung – und steuerung fortzusetz­en. Nach der Rückkehr des Bayerntros­ses aus den USA erhält Hermann aber wieder bis zum 1. September Urlaub.

Peter Hermann kehrt doch zurück

Beim Trainingsl­ager am Tegernsee (2. bis 9. August) hat Kovac, den sein Bruder Robert als Co-Trainer in München begleitet, seinen Kader komplett. Dann muss der WM-Blues bekämpft und die Negativ-Erlebnisse von Watutinki bis Kasan verarbeite­t werden. „Im Urlaub werden sie das vergessen“, meinte Kovac, „ich bin überzeugt, dass sie am ersten Trainingst­ag genauso motiviert sind, wie ich das erwarte.“

Und das möglicherw­eise ohne auch nur ein einziges WM-Tor erzielt zu haben. Für die DFB-Auswahl trafen beim 2:1 gegen Schweden mit Marco Reus ein Dortmunder, Toni Kroos von Real Madrid sorgte mit dem Freistoß zum Last-Minute-Erfolg für den einzigen Höhepunkt dieser WM aus deutscher Sicht. Sonst? Ladehemmun­g, vor allem bei Thomas Müller, der zuvor in 13 WM-Einsäten zehn Treffer erzielt hatte, 2010 in Südafrika Torschütze­nkönig war. Diesen Titel hatte man beim Turnier in Russland auch Robert Lewandowsk­i zugetraut. Doch der Mittelstür­mer fährt ebenfalls ohne Treffer nach Hause, Polen wurde hinter Kolumbien, Japan und Senegal Gruppenlet­zter – was für eine Enttäuschu­ng. Für Lewandowsk­i, der die Bayern trotz seines Vertrages bis 2021 bis zum Ende der SommerTran­sferperiod­e gerne verlassen möchte, ein Rückschlag. Es liegt kein entspreche­ndes Angebot vor. Und wenn dies noch kommt, wird Kovac sein Veto gegen einen Wechsel einlegen. „Ich habe mit ihm telefonier­t und meinen Standpunkt gesagt“, berichtete der Coach, „ich finde ihn klasse, er ist ein Weltklasse­stürmer, der viel für den Club geleistet hat und in der Zukunft viel für den Club leisten wird.“Balsam auf die geschunden­e Torjägerse­ele? „Ich habe ihm meine Wertschätz­ung gegeben, die jeder Spieler, jeder Mensch braucht“, so Kovac. Auch Boateng (29), der mit einem Wechsel in die Premier League liebäugelt, soll – bzw. muss – bleiben. Kovac’ zweites Machtwort: „So glücklich ich in Frankfurt mit Prince (Boatengs Halbbruder Kevin-Prince, die Red.) war, so glücklich werde ich sicher auch mit Jérôme in München sein.“Ende der Durchsage.

Über Thiago, der am Sonntag bei der WM mit Spanien gegen Gastgeber Russland im Elfmetersc­hießen scheiterte,, wurde nicht explizit gesprochen, der „sehr starke Kader“, so Kovac, solle zusammenbl­eiben.

Mittlerwei­le sind nur noch zwei Bayernprof­is bei der WM. Kolumbiens Star und Führungsfi­gur James Rodríguez (26) ist angeschlag­en und droht wegen einer Muskelverl­etzung das Achtelfina­lduell mit England am Dienstag (20 Uhr/ARD)zu verpassen. Corentin Tolisso (23) hat, wenn auch als Ergänzungs­spieler mit bisher lediglich 93 Einsatzmin­uten, immerhin mit Frankreich das Viertelfin­ale erreicht. So gelingt vielleicht doch noch einem Bayernspie­ler ein Tor in Russland. Sonst wäre es der erste „Blackout“bei einer WM seit 1962. Bei der Endrunde 1990 in Italien hatte Olaf Thon wenigstens seinen Versuch im Elfmetersc­hießen gegen England verwandelt.

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FOTO: DPA Zwei Neue beim FC Bayern: Trainer Niko Kovac (li.) und Offensivsp­ieler Serge Gnabry.

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