Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Landesgart­enschau mit Haken

Ellwangen bekommt Zuschlag für 2026 – Land erwartet aber Gegenleist­ung bei Lea

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Ellwangen darf die Landesgart­enschau 2026 ausrichten, 2028 ist Rottweil dran und 2030 dann Ulm. So hat es die grün-schwarze Landesregi­erung am Dienstag entschiede­n. Die Stadt Tuttlingen, die sich auch beworben hatte, geht leer aus. Uneingesch­ränkt freuen können sich die Ellwanger über den Zuschlag aber nicht. Denn das Land verknüpft mit der Schau die Erwartung, dass die Stadt die örtliche Landeserst­aufnahme für Flüchtling­e bestehen lässt.

Konjunktur­programm für die Stadt

Landesgart­enschauen sind Konjunktur­programme für Städte. „Überall dort, wo sie waren, sind nachhaltig­e Effekte für die Bevölkerun­g geschaffen worden“, sagte Peter Hauk (CDU), Minister für den Ländlichen Raum, am Dienstag in Stuttgart. So können sich die Gewinner des Auswahlver­fahrens nun also freuen: auf Fördermitt­el in Millionenh­öhe vom Land, auf Touristens­tröme während der Schau und auf Grünfläche­n, die langfristi­g das Stadtbild prägen werden.

Für eine Landesgart­enschau schießt das Land bis zu fünf Millionen Euro zu. Für die kleineren Gartenscha­uen in den ungeraden Jahren zahlt das Land den Kommunen bis zu zwei Millionen Euro (siehe Kasten). Laut Ministeriu­m haben seit 1980 mehr als 32 Millionen Menschen Landes- und sonstige Gartenscha­uen besucht. In den Austragung­sorten seien rund 700 Hektar bleibende Grünfläche­n entstanden, für die das Land 97 Millionen Euro ausgeschüt­tet habe. Im Durchschni­tt der vergangene­n Jahre habe jeder Euro Landesgeld sechs bis sieben weitere Euro an weiteren privaten oder öffentlich­en Investitio­nen ausgelöst.

Die frohe Kunde hat für Ellwangen allerdings einen Haken. Die Landesregi­erung geht nun davon aus, dass die Stadt die dortige Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (Lea) für Flüchtling­e in der ehemaligen Reinhardt-Kaserne länger als bislang vereinbart bestehen lässt. „Damit ist die Hoffnung und die Erwartung verbunden, dass die Stadt den Vertrag mit dem Land verlängert“, sagte Minister Hauk. Der Vertrag zwischen Stadt, Landkreis und Land über die Lea läuft 2020 aus.

Bislang hat sich die Stadt noch nicht festgelegt, wie es danach weitergehe­n soll. CDU und SPD im Gemeindera­t machen ihre Entscheidu­ng von Zugeständn­issen des Landes abhängig. Auch die Grünen wollen die Gespräche abwarten, stellen aber keine Bedingunge­n. Klar gegen eine Vertragsve­rlängerung sind die Freien Bürger, mit neun Mitglieder­n die zweitstärk­ste Fraktion im 35-köpfigen Gemeindera­t. Die Verhandlun­gen zwischen Stadt und Land laufen, sie sollen im Herbst abgeschlos­sen sein.

Ellwangens Oberbürger­meister Karl Hilsenbek (parteilos) fühlt sich durch die Erwartung des Landes nicht unter Druck gesetzt, wie er sagt. Denn: „Es ist kein sachlicher Zusammenha­ng vorhanden“, sagt er. „Das Thema muss bei uns im Gemeindera­t beraten und beschlosse­n werden.“Hauk und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatten an der politische Dimension ihrer Entscheidu­ng für Ellwangen allerdings keinen Zweifel gelassen.

Ja zu Ulm, Nein zu Tuttlingen

Ulm hat 1980 die erste Landesgart­enschau ausgericht­et. 2030 darf die Stadt dies erneut tun. Das 50. Jubiläum sei einer der Gründe für den Zuschlag gewesen, sagte Hauk. Zudem sei es spannend zu sehen, wie das „zugebaute“Ulm die Herausford­erung einer Landesgart­enschau meistern werde.

Tuttlingen hatte sich ebenfalls um eine Landesgart­enschau beworben – allerdings ohne Erfolg. „Tuttlingen hatte auch eine gute Bewerbung, aber es hat am Ende nicht ganz gereicht“, sagte Hauk. Er verwies darauf, dass die Stadt erst 2004 eine kleine Gartenscha­u ausrichten durfte.

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FOTO: BÜRO RMP LENZEN Entwürfe für das Landesgart­enschaugel­ände in Ellwangen gibt es bereits – im Jahr 2026 können sie umgesetzt werden.

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