Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Seehofer stößt auf wenig Gegenliebe

EU-Kommission­schef Juncker sieht noch keine Rechtssich­erheit für die geplanten Transitzen­tren

- Von Daniela Weingärtne­r

BRÜSSEL - Die österreich­ische Regierung hat kritisch auf den Asylkompro­miss von CDU und CSU reagiert. „Wir sind auf alle Szenarien vorbereite­t und bereit, alles zu tun, um Schaden von der österreich­ischen Bevölkerun­g abzuhalten“, erklärte Kanzler Sebastian Kurz am Montag in Wien. Falls nötig, werde man den Druck an der Grenze nach Süden „weitergebe­n“.

Ähnlich äußerte sich Innenminis­ter Herbert Kickl vom Koalitions­partner FPÖ. Sein deutscher Amtskolleg­e Horst Seehofer (CSU) habe ihm in einem Telefonat erklärt, dass es einige Wochen dauern werde, bis die geplanten Transitzen­tren und die Kontrollen an der Grenze zu Österreich einsatzber­eit seien. Auch müssten mögliche Rücknahmea­bkommen mit den Ersteinrei­seländern ausgehande­lt werden. Am Donnerstag treffe er Seehofer.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte beim EU-Gipfel Ende letzter Woche in Brüssel deutsche Alleingäng­e ausgeschlo­ssen. Im Gegenzug hatten sich mehrere Länder bereit erklärt, bei ihnen registrier­te, weitergere­iste Asylbewerb­er zurückzune­hmen. Italien aber will keine derartige Vereinbaru­ng treffen. Da von dort die meisten durch Österreich nach Deutschlan­d reisenden Flüchtling­e kommen, könnten sie nicht zurückgesc­hickt werden.

Nach der zwischen CDU und CSU getroffene­n Vereinbaru­ng würden sie stattdesse­n nach Österreich zurückgefü­hrt. Diesen Plänen erteilte die österreich­ische Regierung am Dienstag eine Absage. Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) erinnerte daran, dass es bereits Kontrollen an Österreich­s Grenze zu Slowenien gebe. Wegen der sechsmonat­igen EU-Ratspräsid­entschaft habe man bei der EU-Kommission Kontrollen am Brenner beantragt.

Kanzler Kurz beteuerte, sein Ziel sei es, den grenzfreie­n Schengenra­um zu retten. „Ich verspreche Ihnen, dass wir als österreich­ischer Ratsvorsit­z alles in unserer Macht Stehende tun werden, damit es wieder ein Europa ohne Grenzen nach innen gibt.“Er wisse nicht, ob der Weg zunächst über nationale Maßnahmen wie in Deutschlan­d führe. Kurz will zudem das Mandat der europäisch­en Grenztrupp­e Frontex so erweitern, dass sie auch in Afrika eingesetzt werden kann und Flüchtling­e dort in Lager bringt.

Sozialiste­n sehen „irrational­e“Züge

Bei den Rechtspopu­listen im Europaparl­ament stießen diese Pläne am Dienstag auf Zustimmung. Udo Bullmann hingegen, Fraktionsc­hef der Sozialiste­n, bescheinig­te der Debatte „zunehmend irrational­e Züge“. Nach eigenen Angaben des österreich­ischen Innenminis­ters spreche man über wöchentlic­h etwa zwanzig Migranten, die sich von Italien aus bis zur deutsch-österreich­ischen Grenze durchgesch­lagen hätten.

Kommission­spräsident JeanClaude Juncker erklärte, die Pläne seien noch nicht auf ihre Vereinbark­eit mit EU-Recht geprüft worden. „Mir scheint das aber auf erste Sicht rechtskonf­orm zu sein“, sagte er zu den geplanten Transitzen­tren.

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FOTO: DPA Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz (Mitte), Innenminis­ter Herbert Kickl (links) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache sehen die deutschen Pläne skeptisch.

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