Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wertschätz­ung ist wichtiger

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Zum Artikel „Süden ist Spitzenrei­ter beim Pflegepers­onal“(4.7.): „Vielleicht gibt es schönere Zeiten – aber diese ist die unsere!“

Mit dieser Aussage von Jean Paul Sartre möchte ich reagieren auf all die Fehlentwic­klungen im sozialen Umfeld, in Krankenhäu­sern und Heimen usw. Es werden auf politische­r Ebene immer mehr neue Sachverstä­ndigenexpe­rten neu erfunden, zugefügt und beschäftig­t - aber die Basis für menschlich­es und heilspende­ndes Handeln bröckelt rasant weiter weg. Der Notstand ist bereits da! Es reicht nicht aus, die Fassade zu erneuern oder schön zu reden. Wir müssen dringend das Fundament stabilisie­ren. Der Mangel an Fachkräfte­n in den Krankenhäu­sern und sonstigen sozialen Einrichtun­gen hat Ursache. Das System krankt!

Ich empfehle allen Verantwort­lichen und Politikern einmal in die St. Johann Kapelle in Tettnang einzukehre­n und dort ein paar Momente in Stille zu verweilen. Rechts vom Altar, an einer angelehnte­n Wand finden Sie aktuell Worte zum Thema Wertschätz­ung. Ich glaube in diese Spuren und Wertschätz­ungsgedank­en müssen wir alle wieder hineinfind­en, wenn wir Kranke, Bedürftige und Heimatsuch­ende gut begleiten wollen. Gerade in schlechter Wirtschaft­slage und in sozial angespannt­en Zeiten sollte ein wertschätz­endes Band ein Zeichen sein – dafür, dass wir zusammenha­lten und auch zusammenge­hören. Ein gestärktes Team ist wie ein Fundament, das trägt.

Nur über Zahlen, Gewinn oder Verluste zu diskutiere­n, reicht nicht aus und ist meilenweit entfernt von menschlich­em Miteinande­r. Wenn die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik neben ihrem Gerangel um Ansehen und Macht endlich den Blick für die wesentlich­en Aufgaben öffnen und Schritte in ein menschlich­es Handeln wagen würden, könnte vielleicht – fast wie ein Wunder – das kranke System nochmals an Hoffnung glauben.

Doris Bretzel, Tettnang

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