Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bierkonsum soll Bischof in Indien helfen
Kirchengemeinde Ingerkingen sammelt Geld für Pater Sunil – Onkel baut Diözese auf
SCHEMMERHOFEN - Mit einer Spendenaktion will der Kirchengemeinderat Geld für den Schemmerhofer Pater Sunil sammeln – das soll nach Indien fließen, um Sunils Onkel beim Aufbau einer Diözese zu unterstützen. Gelingen soll das mit selbst gebrautem Bier, das die Ingerkinger zum Verkauf anbieten. Profitieren sollen am Ende auch die Ärmsten in Indien.
Von zwei Euro, der Preis für eine Tasse Kaffee, „kann in Indien eine Familie einen Tag lang leben“. „Das müssen Sie sich mal vorstellen“, sagt Pater Sunil. In dem Land, in dem Kirchengebäude manchmal noch aus Baumstämmen gebaut und die Kirchendächer mit Stroh abgedeckt werden, die Priester sich oft zu dritt einen Motorroller teilen oder manche Gemeinden nur zu Fuß erreichen können, und in dem viele Nachkommen der Ureinwohner noch immer als „Unantastbare“diffamiert werden – in diesem Land hat Bischof Aplinar Senapati einen 14-seitigen Aktionsplan aufgestellt mit der Vision „einer Stärkung der Gesellschaft“.
Leben in Luxus, Leben in Armut
„Die Kirche ist da hochengagiert“, erzählt Pater Sunil – und meint damit vor allem seinen Onkel, Bischof Aplinar Senapati. Der ist zuständig für die neu gegründete Diözese Rayagada im Osten des Landes, mit einer Fläche so groß wie Baden-Württemberg, knapp 5600 Gemeinden und mehr als 60 000 Katholiken.
Seit mehr als fünf Jahren ist Pater Sunil bereits in Schemmerhofen tätig. „Das Evangelium hat sich für mich schon erfüllt“, sagt der 39-jährige Inder und lacht. Im Vergleich zu seiner früheren Arbeit in Indien sei sein Leben hier „Luxus“. Doch seine Gedanken kreisten auch immer wieder um das Leben in Indien. „Heimat ist Heimat“, sagt er. Und die Arbeit seines Onkels im fernen Rayagada wolle er auf jeden Fall unterstützen.
Viele Menschen auf dem Land in Indien wüssten nichts von ihren Rechten. Eine Schule zu besuchen, könnten sich nur wenige leisten. „Das Einzige, was helfen kann, ist Bildung“, sagt Pater Sunil und fügt hinzu: „Ohne Hilfe von Europa und Amerika geht es nicht.“Die Kirche bekomme keine Unterstützung vom Staat, zudem sind die Hinduisten in der Mehrheit, Christen und Muslime in der Minderheit. Immer wieder gibt es religiöse Auseinandersetzungen. Vor einigen Jahren hat die hinduistische Regierung ein Gesetz erlassen, das das Töten von Rindern unter Strafe stellt. Doch viele ärmere Familien seien auf die Rinderzucht angewiesen, sagt Pater Sunil über seine schon mehr als fünfjährige Tätigkeit in Schemmerhofen Pater Sunil. Die Arbeit seines Onkels setze auch bei der Ökumene an, außerdem sollen Kirchen gebaut werden und die Kinder unterrichtet werden.
Lob vom Kirchengemeinderat
Der Schemmerhofer Kirchengemeinderat hatte die Idee, Pater Sunil und seinen Onkel zu unterstützen. „Wir wollen damit auch zeigen, wie sehr wir Pater Sunil schätzen“, erzählt Katrin Zeh vom Kirchengemeinderat in Ingerkingen. „Mit wenig Aufwand können wir in Indien schon große Veränderungen erreichen“, fügt sie hinzu und lobt den jungen Pater: „Er ist sehr bescheiden und dankbar.“In der Zukunft könne sich der Kirchengemeinderat vorstellen, nochmals für das Projekt zu spenden.
Doch Pater Sunils Zukunft ist ungewiss. „Ich fühle mich in Schemmerhofen hundertprozentig gut und sicher“, sagt der Oblatenpater. Aber er könne nicht bestimmen, wie lange er noch in Schemmerhofen bleibe. „Wenn ich woanders gebraucht werde, muss ich Ja sagen. Das ist meine Berufung.“
Auch nach Indien wolle er bald wieder reisen. Die Spenden aus Deutschland sollen ohnehin vollständig bei seinem Onkel landen, er wolle nur der Vermittler sein zwischen Schemmerhofen und Rayagada. Einmal hätten sich bereits Schemmerhofer erkundigt, ob Pater Sunil sie mit zu seinem Onkel nehmen und ihnen seine Heimat zeigen könne. „Ich freue mich immer, wenn die Leute sich selbst vor Ort ein Bild machen wollen“, sagte er. Eine Reise aber müsste doch „eine Mischung aus Spaß und Erholung“sein. „Das kann ich leider nicht anbieten.“
Nach Indien zu gehen, zurück in seine Heimat, wäre für Gäste „ein echtes Abenteuer“.
„Das Evangelium hat sich für mich schon erfüllt.“