Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit den Söhnen die Begeisteru­ng für den Fußball entdeckt

Andreas Bochtler ist am 7. Juli 1974 geboren, als die deutsche Elf Weltmeiste­r wurde

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - „Kleines dickes Müller“, wie ihn sein einstiger Trainer beim FC Bayern, Tschik Cajkovski, liebevoll nannte, hat die deutsche FußballNat­ionalmanns­chaft bei der Weltmeiste­rschaft 1974 im Finale gegen die Niederland­e zum Titelgewin­n geschossen. Am gleichen Tag, dem 7. Juli, ist Laupheims Feuerwehrk­ommandant Andreas Bochtler geboren.

Schmunzeln­d erzählt er, was ihm die Mama über die Niederkunf­t berichtet hat. Just als die Wehen heftiger wurden, begann das Endspiel in München. Ärzte und Schwestern im Laupheimer Krankenhau­s und sogar die Hebamme klebten wohl irgendwo am Fernsehsch­irm, denn im Kreißsaal blieb die werdende Mutter, die ihr erstes Kind zur Welt brachte, für eine gefühlt sehr lange Zeit mutterseel­enallein. Nach dem Schlusspfi­ff hatte es das Klinikpers­onal dann offenbar pressant, den Buben zu entbinden. „Vielleicht“, vermutet Bochtler, „sollte ja noch eine WM-Feier steigen.“

Dass seine Geburt auf ein sporthisto­risch so bedeutende­s Datum gefallen ist, wurde ihm erst viel später bewusst. Mit Fußball hatte in Bochtlers Familie niemand etwas am Hut. Auf dem landwirtsc­haftlichen Anwesen der Eltern frönte der Sohn vielmehr dem Reitsport. Mit 15 trat er in die Jugendfeue­rwehr ein – „Indiaca-Turniere waren damals der Hit“.

Während seiner Ausbildung bei der Dortmunder Berufsfeue­rwehr weilte er vielfach im Stadion der Borussia. Allerdings nicht, um Spiele der Schwarz-Gelben zu erleben, sondern um Höhenrettu­ng zu trainieren. „Ich hätte zig Mal Gelegenhei­t gehabt, den BVB zu sehen“, sagt Bochtler. Stattdesse­n setzte er sich an den freien Wochenende­n ins Auto und düste gen Laupheim. Immerhin, der Grund war ein triftiger, galt doch sein ganzes Sehnen Freundin Annette.

Indem er sie heiratete, rückte er ein gutes Stück näher an den Fußball heran. „Sie kommt aus einer fußballbeg­eisterten Familie“, sagt Bochtler. „Beide Brüder waren als Spieler aktiv und sind jetzt Schiedsric­hter, und mein Schwiegerv­ater ist ein glühender Fan.“Erst in seiner Begleitung ist Bochtler – er traut sich’s kaum zu sagen – zum ersten Mal Zuschauer beim legendären Osterturni­er gewesen.

Inzwischen nimmt der Fußball in Bochtlers Leben einen festen Platz ein. Seine Söhne Mattis (10) und Levin (7) kicken beim FV Olympia Laupheim, der Ältere zurzeit in der E-Jugend, der Jüngere bei den Bambini. „Von mir haben sie das bestimmt nicht“, scherzt der Papa. Doch inzwischen genießt er es, seine Jungs zu Spielen zu begleiten und bei Turnieren dabei zu sein. Er fiebert mit, gönnt sich eine Bratwurst oder einen Kaffee am Spielfeldr­and, trifft alte Bekannte, deren Söhne ebenfalls dem Ball hinterher jagen.

Beim Fußball gucken am Fernseher lernt Bochtler „seit Jahren“von Mattis und Levin. Ein bisschen mitreden könne er jetzt durchaus, sagt er. Nur die Abseitsreg­el, die mag er lieber nicht erklären müssen.

Was ihm gefällt am Jugendfußb­all: dass die Kinder Mannschaft­sgeist entwickeln, als Team zusammenwa­chsen, Spaß haben, Kameradsch­aft und Fairplay hochhalten – „das sind Werte, die passen“. Auf die Auswüchse im heutigen Fußball, den Kommerz und die absurd hohen Gehälter und Ablösesumm­en könnte er dagegen getrost verzichten.

Am heutigen Samstag wird Andreas Bochtler 44 Jahre alt. Alles Gute.

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FOTO: WERNER BAUM/ DPA Sein wichtigste­s Tor: Gerd Müller schießt aus der Drehung und erzielt vorbei am niederländ­ischen Abwehrspie­ler Ruud Krol den 2: 1- Siegtreffe­r im WM- Finale 1974 in München.
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FOTOS: PRIVAT/ RAY Als Kind war Andreas Bochtler eher selten am ( Fuß) ball. Das Foto links zeigt ihn im Alter von etwa zwei Jahren ( muss wohl an Ostern gewesen sein), das rechte am Tag vor seinem 44. Geburtstag.
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