Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Von Woche zu Woche Marodes Rathaus, doppelter Carl
Rituale braucht der Mensch, auf manche kann er ohne Not verzichten. Jahr für Jahr berichtet Christiane Scherer, Leiterin der Stadtbibliothek, dem Kulturausschuss von rekordverdächtigen Ausleihezahlen. Mit Herzblut widmen sie und ihr Team sich der Aufgabe, die Leselust bei Kindern zu wecken, die denn auch die eifrigsten Kunden sind. Die Räte geizen nicht mit Lob – und müssen doch Jahr für Jahr beklagen, dass die Bibliothek in viel zu engen, unattraktiven, sanierungsbedürftigen Räumen untergebracht ist. Was die Leistung des Teams noch respektabler macht, aber zusätzlich die Dringlichkeit unterstreicht, dass endlich entschieden werde, was in Sachen Rathaus passieren soll: sanieren oder abreißen und neu bauen? Bis zur Sommerpause wollte OB Gerold Rechle einen Grundsatzbeschluss im Rat herbeiführen, wohin die Reise geht. Ob ein solcher in der nächsten Sitzung tatsächlich zustande kommt? Die Ansichten liegen nach allem, was bisher verlautete, zum Teil weit auseinander.
Durchaus uneins waren die Mitglieder im Kulturausschuss am Montag, wo die von Tobias Wedler geschaffene Laemmle-Skulptur aufgestellt werden soll. Im Stadtzentrum, beim Rathaus, sagen die einen. Droben beim Schloss, wo das Museum ist, fordern andere. Es klang indes an, dass „Uncle Carl“dort aus veranstaltungstechnischen Gründen (Firmen-Events, Rosen- und Weihnachtsmarkt) eher an die Seite rücken müsste. Der Studioboss in einer Nebenrolle? Das Thema wurde vertagt. Am überzeugendsten war Anja Reinalters Vorschlag, den geplanten Skulpturenpfad mit zwei Laemmles zu zieren. Beim Rathaus könnte er mit Kamera stehen, damit sofort klar ist, was es mit ihm und Laupheim auf sich hat. Die Film-Helden Frankenstein, Dracula und Co. könnten den Weg zum Schloss säumen, wo Wedlers Skulptur, so prominent wie möglich platziert, den Stern himmelwärts reckt, Symbol auch für das humanitäre Engagement des Universal-Gründers.