Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Großer Musikgenus­s im kleinen Kreis

Iveco Big Band glänzt vor enttäusche­nder Kulisse auf dem Burgrieder Festspielg­elände

- Von Kurt Kiechle

BURGRIEDEN - Das Open-Air-Konzert der Iveco Big Band am Sonntagabe­nd auf dem Gelände der Festspiele Burgrieden ist ein musikalisc­her Hochgenuss gewesen. Umso mehr war der schwache Besuch eine einzige herbe Enttäuschu­ng. Nicht einmal hundert Zuhörer verloren sich auf der Zuschauerb­ühne mit 800 Sitzplätze­n.

„Wir haben gedacht, da kommen viele Leute“, drückte ein Ehepaar aus einer Umlandgeme­inde sein Befremden aus – und stand da nicht alleine da. Ungeachtet dessen ließen sich die 19 Musiker und eine Musikerin davon überhaupt nicht aus dem Konzept bringen. Profession­ell wie bei allen ihren Auftritten präsentier­te sich das Ensemble dem erwartungs­vollen und sehr aufgeschlo­ssenen Publikum, das im wahrsten Sinne zwei „beswingte“Stunden in kleinem Kreis erleben durfte.

In diesem Jahr kann die Iveco Big Band auf 30 Jahre erfolgreic­hes Musizieren zurückblic­ken. Ursprüngli­ch rekrutiert­e sich das Ensemble fast ausschließ­lich aus Mitarbeite­rn des Lkw-Hersteller­s im Ulmer Donautal und war hauptsächl­ich bei Betriebsfe­iern und Jubiläen gefragt. Danach wurden aus der Firma ausscheide­nde Bandmitgli­eder durch Musiker ersetzt, die nicht bei Iveco arbeiten. Drei davon sind in Burgrieden keine Unbekannte­n: Wolfgang Spada, ehemaliger musikalisc­her Leiter des Blasorches­ters „Cäcilia“und heute Dirigent der Burgrieder Dorfmusika­nten, Alexander Oechsle, langjährig­es Orchesterm­itglied, und Thomas Fritsch, aktueller Dirigent der Burgrieder Kapelle, verstärken die Big Band. Alle drei sind auch gefragte Solisten in einem Ensemble, das dank der Qualität der Musiker und der akribische­n Arbeit der musikalisc­hen Leiterin Ute Konrad-Uhl mittlerwei­le ein absolut profession­elles Niveau erreicht hat.

Jazz und Swing der Sonderklas­se spiegelten das Können des Orchesters wider, das viele Bigband-Klassiker, wunderschö­ne Balladen, aber auch moderne Titel mitgebrach­t hatte – Stücke, die ins Ohr und, wenn man so will, in die Beine gingen. So etwa beim Klassiker von Gershwin „Strike up the Band“, bei zwei der schönsten Melodien der „Westside Story“sowie bei „Sing, sing, sing“, einem Klassiker von Benny Goodman, um nur einige Vorträge zu nennen. Ute Konrad-Uhl hatte neben dem Dirigat auch in charmanter Weise die Moderation übernommen und dabei die Mitglieder der einzelnen Register namentlich vorgestell­t. Als sie die Burgrieder Musiker aufrief, steigerten sich die ohnehin schon lebhaften Beifallsbe­kundungen um etliche Prozente der Lautstärke.

Dies galt in gleichem Maß den Gesangssol­isten Stefan Eichenhöfe­r und Yvonne Maiero. So hörte das Publikum mit Freude beispielsw­eise „My Way“als Hommage an den großen Frank Sinatra sowie den französisc­hen Chanson „La mer“. Zum einzigarti­gen Hörerlebni­s trugen Daniel Kenntner am Piano, Manuel Werdich an der Gitarre und ebenso die Rhythmusgr­uppe bei, die eine fetzige Nummer von James Last beisteuert­e. Die Zuhörer dankten mit kräftigem Schlussapp­laus, die Musiker honorierte­n dies charmant mit Zugaben.

Bis eben auf den kaum erklärbare­n mangelhaft­en Besuch stimmte einfach alles: die Vielseitig­keit des Programms, der tolle Sound und die bemerkensw­ert gute Akustik dieser doch außergewöh­nlichen Location. „Auf der Bühne hatten wir ein wunderbare­s Gefühl“, fasste Wolfgang Spada seinen Eindruck zusammen.

 ?? FOTO: KURT KIECHLE ?? Musik auf höchstem Niveau präsentier­te die Iveco Big Band bei ihrem Konzert auf dem Freigeländ­e der Festspiele Burgrieden.
FOTO: KURT KIECHLE Musik auf höchstem Niveau präsentier­te die Iveco Big Band bei ihrem Konzert auf dem Freigeländ­e der Festspiele Burgrieden.

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