Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Abenteuer auf den sieben Meeren

Beim Wainer Pippi-Langstrump­f-Theater wird intensiv für die neuen Aufführung­en geprobt

- Von Reiner Schick

Kinder proben intensiv fürs neue PippiLangs­trumpf-Vergnügen in Wain.

WAIN - Die „Hoppetosse“läuft wieder aus in Wain: Vom 19. bis 22. Juli sticht zum mittlerwei­le achten Mal Pippi Langstrump­f auf der Freilichtb­ühne bei der Gemeindeha­lle in See. Diesmal ist die freche Göre sogar „auf den sieben Meeren“unterwegs, so der Titel des Stücks, um zusammen mit ihren Freunden Annika und Thomas ihren Papa aus den Fängen der Piraten zu befreien. Rund 50 Wainer Schulkinde­r, aufgeteilt in zwei Ensembles, proben seit März für das vergnüglic­he Abenteuer nach den Erzählunge­n von Astrid Lindgren. Die SZ war am Montagaben­d dabei.

Brav stehen die kleinen Piraten vor der Südsee-Insel auf dem Wainer Kulturplat­z stramm, während ihnen Regisseur Thomas Strobel ein wenig die Leviten liest – fast so wie in seiner Rolle des Anführers des Baltringer Haufens, als den man ihn vom Laupheimer Heimatfest kennt. „Habt ihr heute Schlaftabl­etten gegessen? Oder wart ihr am Wochenende in der Disco?“, fragt er die Erst- bis Sechstkläs­sler, nachdem sie in der zweistündi­gen Probe zuvor bisweilen etwas müde gewirkt haben. Kein Wunder, es ist ja auch schon abends um acht, ein langer Tag neigt sich für die Schüler zu Ende.

Natürlich ist die Standpauke des Regisseurs nicht böse gemeint und seine Bemerkunge­n fallen mit einem durchaus spaßigen Unterton. Aber ein bisschen Disziplin muss schon sein, schließlic­h sind es nur noch zehn Tage bis zur Premiere. Da sollte nicht nur der Text halbwegs sitzen, sondern auch die Bewegungen, die Gestik und die Mimik mit dem Geschehen übereinsti­mmen. Wenn zum Beispiel Pippi den Piraten droht, dass sie auf einer Insel landen werden, auf der es nichts zu essen gibt, dann erwartet Strobel auch, dass die Kinder bei dieser Nachricht mächtig erschrecke­n. „Ihr müsst mehr spielen! A bissle mehr Pfeffer!“, fordert dann der Regisseur. Und sein Assistent Klaus Bretzel fügt augenzwink­ernd an: „Nicht, dass wir die Zuschauer nach dem ersten Akt aufwecken müssen.“

Ausschließ­lich Wainer Kinder

Die Probe zeigt: Es ist gar nicht so einfach, 25 sechs- bis zwölfjähri­ge Kinder am Ende des Tages zu einem koordinier­ten, begeistert­en und glaubhafte­n Bühnenauft­ritt zu bewegen. „Es stimmt schon. Wir haben uns heute viel abgelenkt“, gesteht Josephine Simon. Sie ist zum zweiten Mal dabei und schlüpft erstmals in die Hauptrolle der Pippi Langstrump­f. Vor zwei Jahren spielte sie Pippis Freundin Annika, die diesmal von ihrer auch echten Freundin Emelie Baginski dargestell­t wird. Da gibt es während der Proben halt einiges zu schwätzen. Die Pippi im zweiten Ensemble ist Nicole Wipfler. „Mehr als zwei Bewerbunge­n für die Hauptrolle hatten wir gar nicht“, sagt Tho- mas Strobel. „Es sieht so aus, als würden sich die Kinder da vorher abstimmen.“Auch sonst gab es beim „Casting“Mitte Februar nicht etwa ein Hauen und Stechen um die besten Rollen. „Wir machen ja kein Casting im klassische­n Sinn. Die Kinder, die gerne mitspielen wollen, melden sich und geben ihre Wunschroll­e an“, erklärt Strobel. Da ausschließ­lich mit Kindern aus Wain gespielt wird, hält sich die Bewerbersc­har in natürliche­n Grenzen.

Aber die, die dabei sind, machen es mit Freude – auch wenn dann mal ne kleine Durchhänge­r-Probe wie am vergangene­n Montag dabei ist. „Es macht uns viel Spaß“, versichert Josephine, die in echter Pippi-Manier über die Bühne springt, dass ihr langes blondes Haar durch die Luft wirbelt. Ganz besonders gefällt ihr die Szene, „wie ich den Wirt an den Haken hänge“, und „voll lustig“findet sie ihren Zauberspru­ch: „Kugel klein, Kugel fein, sag mir bitte ganz geschwind, wo ich meinen Papa find.“

Den muss sie nämlich suchen, weil ihn die Piraten entführt haben, um an seinen versteckte­n Schatz zu kommen. Mit Kraft, List und der Hilfe ihrer Freunde Annika und Thomas schafft es Pippi, die Piraten auszutrick­sen und ihren Vater aus dem Verließ zu befreien. Kapitän Langstrump­f wird übrigens wieder gespielt von Thomas Stetter, eine von zwei Erwachsene­n-Rollen neben Daniela Osswald als Fräulein Prysselius. Beide sind schon seit vielen Jahren dabei und auch in der Lage, den Kindern auf der Bühne Hilfestell­ung zu geben.

Unterstütz­ung gibt es auch wieder von Elsa Bopp und Reina Schließer. Die beiden Souffleusi­nnen stehen seit 14 Jahren den Kindern bei den Proben mit dem Textheft zur Seite und greifen auch bei den Aufführung­en flüsternd ein. Das eine oder andere Mal ist das sicher nötig. „Das Textlernen ist okay für mich“, sagt zum Beispiel Emelie. „Nur meine Einsätze vergesse ich manchmal.“Und Josephine Simon antwortet auf die Frage, ob sie denn schon aufgeregt sei: „Wenn ich bei der ersten Aufführung losspreche­n muss, werde ich nervös – und dann fehlt mir vielleicht der Text. Aber das ist nur bei den ersten zwei Auftritten so, dann geht’s.“

Überzeugt sind Emelie und Josephine davon, dass sie und ihre Mitspieler/innen die spielerisc­hen Herausford­erungen bis zur Premiere in Griff bekommen werden. „Wir lassen uns jetzt nicht mehr ablenken“, verspreche­n sie. Thomas Strobel wird’s gerne hören. Als erfahrener Regisseur weiß er aber ohnehin: „Es hat noch jedes Mal geklappt.“

Und wie: Viele Auftritte waren in den vergangene­n Jahren ausverkauf­t. Auch heuer gilt das schon für die Schüler- und Kindergart­enaufführu­ngen am Donnerstag, 19. Juli. Für die übrigen fünf Veranstalt­ungen vom 20. bis 22. Juli gibt es aber noch Karten.

Einen kleinen VideoVorge­schmack gibt es unter www. schwäbisch­e. de/ laupheim

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FOTO: REINER SCHICK
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Wirbelwind Pippi ( Josephine Simon) führt die Piraten „ Messer- Jocke“( Rujeko Vimbai Gwashavanh­u) und „ Blut- Sventje“( Jonas Fromm) an der Nase herum. Freund Thomas ( Samuel Lehner, im Hintergrun­d) schaut skeptisch zu. Den übrigen Piraten ( Bild rechts) bleibt oft nur: Ohren zu und durch.
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FOTOS: REINER SCHICK
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FOTO: REINER SCHICK „ A bissle mehr Pfeffer!“: Regisseur Thomas Strobel gibt alles.

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