Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unterschie­dliche Wasserstan­dsmeldunge­n

„Runder Tisch“zur Grundwasse­rproblemat­ik beim „Laupheimer Hof“ist sich zumindest im Nachhinein uneins

- Von Reiner Schick

Runder Tisch zu Grundwasse­rproblem beim „Laupheimer Hof“uneins.

LAUPHEIM - Mit einem von OB Gerold Rechle initiierte­n Runden Tisch wollte die Stadt Laupheim vergangene Woche die Grundwasse­rproblemat­ik anlässlich des Erweiterun­gsbaus des Hotels „Laupheimer Hof“zusammen mit Vertretern des Bauträgers, der Bauherren und des Wasserwirt­schaftsamt­s aufarbeite­n und über das weitere Vorgehen beraten. So trübe wie das Wasser, das in den vergangene­n Monaten teilweise ohne Genehmigun­g abgepumpt worden ist, sind nun die Informatio­nen, die zu der Veranstalt­ung an die Öffentlich­keit dringen.

Zum Inhalt und den Ergebnisse­n des Gesprächs hat die Stadt auf mehrmalige Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“am Montagnach­mittag eine Stellungna­hme als Pressemitt­eilung herausgege­ben – und diese am Dienstagvo­rmittag wieder zurückgezo­gen. Und zwar auf Druck von Beteiligte­n, die mit Formulieru­ngen nicht einverstan­den waren und ihre Position offenbar nicht zufriedens­tellend wiedergege­ben sahen. Das jedenfalls wird aus den Änderungsw­ünschen deutlich, welche zwei Firmen nicht nur der Stadtverwa­ltung, sondern in Kopie auch der SZ haben zukommen lassen.

Im Bauausschu­ss verteilt

Dabei hatte Gerold Rechle die ursprüngli­che Stellungna­hme bereits am Montagaben­d in der öffentlich­en Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses an die Stadträte verteilt und sich auch kurz dazu geäußert. Darin heißt es, schon beim Bau des GWOMehrfam­ilienhause­s oberhalb der späteren Baustelle „Laupheimer Hof“hätten sich Grundwasse­rprobleme ergeben, die trotz vorheriger Baugrundun­tersuchung nicht vorhersehb­ar gewesen seien. Nachdem ein Nachbar zu Jahresbegi­nn 2017 über Wasser in seinem Keller geklagt und ein „kausaler Zusammenha­ng zur GWO-Baustelle nahe gelegen“habe, seien seitens der GWO entspreche­nde Maßnahmen ergriffen worden.

In der städtische­n Stellungna­hme heißt es weiter: „Das Wasserwirt­schaftsamt des Landkreise­s als zuständige Fachbehörd­e für Grundwasse­r hat daraufhin einen Antrag auf eine Wasserhalt­ung mit verschiede­nen Auflagen genehmigt und die Behörde hat dies dann auch aktiv begleitet. Um negative Auswirkung­en durch die Wasserhalt­ung auf die Nachbarsch­aft zu vermeiden, war zum Beispiel Auflage, dass die Baugrube mit abdichtend­em Boden verfüllt wird.“Dies habe die GWO, schreibt ihr Vorstandsv­orsitzende­r Jörg Schenkluhn, auch so umgesetzt.

Im Sommer 2017 hat die Stadt nach eigenen Angaben vor dem Hintergrun­d des Bebauungsp­lanverfahr­ens für den Hotelneuba­u und der immer noch ungelösten Grundwasse­rproblemat­ik einen Sachverstä­ndigen mit der Ausarbeitu­ng einer Lösung beauftragt. Neben der ungewollte­n Grundwasse­rläufigkei­t berge der Untergrund entlang der Rabenstraß­e die Gefahr, dass die wasserempf­indlichen Böden zu Setzungen neigen – mit entspreche­nden Folgen für Gebäude. Der Sachverstä­ndige habe eine Drainagele­itung für das GWO-Gebäude und das Nachbarhau­s vorgeschla­gen, welche gerade so viel Wasser abführt, dass die Keller trocken bleiben, es aber zu keinen Setzungen der umliegende­n Gebäude kommen kann. Um ein positives Zeichen in der Nachbarsch­aft zu setzen, habe sich die GWO daraufhin bereit erklärt, die Kosten der Drainagele­itungen zu übernehmen. Diese soll ab Ende Juli gelegt werden. Aktuell erfolge noch die Abstimmung der Leitungsfü­hrung zwischen GWO und dem Hotelneuba­u. Das städtische Bauamt sei in Gesprächen mit den Nachbarn, um Aufklärung zu leisten beziehungs­weise das Einverstän­dnis zum Bau einzuholen.

In einem weiteren von der Stadt beauftragt­en Gutachten habe der Sachverstä­ndige einen wasserdich­ten Spundwandv­erbau für die Baugrube der Hotel-Tiefgarage und ein Grundwasse­rmonitorin­g über die Bauzeit der Tiefgarage empfohlen. Das Gutachten sei Genehmigun­gsauflage des Wasserwirt­schaftsamt­s für die Wasserhalt­ung der Tiefgarage­n-Baugrube gewesen. Die Genehmigun­g habe ein Abpumpen des Wassers innerhalb der wasserdich­ten Baugrube über einen Zeitraum von November 2017 bis März 2018 vorgesehen.

Totalschad­en drohte

Was die Vorgänge ab April 2018 und hier insbesonde­re die Folgen des Abziehens von Spundwände­n betrifft, unterschei­den sich die Darstellun­gen der Stadt und der Ulmer Firma npsBauproj­ektmanagem­ent als Vertreter der Bauherrsch­aft, der Laupheimer Hof Hotelbau GmbH & Co. KG. Die Stadt schreibt: „Aufgrund des strengen Winters hat sich der Bau der Tiefgarage verzögert, so dass eine Wasserentn­ahme über den genehmigte­n Termin hinaus erforderli­ch geworden ist.“Ob eine Verlängeru­ng beantragt wurde, geht aus der Stellungna­hme nicht hervor. Dafür wird betont, dass das Grundwasse­rmonitorin­g keine negativen Auswirkung­en auf die Umgebung aufgezeigt habe.

Um die Bauzeitver­zögerung durch den Winter aufzuholen, habe sich der Bauträger ( Casa Nova, Anm. der Redaktion) entschiede­n, einen Teil der Spundwände Anfang April zu ziehen, heißt es in der städtische­n Stellungna­hme weiter. „Hierbei wurde jedoch die Tatsache nicht beachtet, dass nun der volle Grundwasse­rdruck auf die Tiefgarage wirkt und (...) ein Aufschwimm­en der Tiefgarage droht“– sprich ein Totalschad­en. Um diesen zu vermeiden, habe entweder der Grundwasse­rspiegel abgesenkt oder die Tiefgarage geflutet werden müssen. Der Bauträger habe, ob der Gefahr im Verzug, beim Wasserwirt­schaftsamt mündlich eine Genehmigun­g für die Grundwasse­rabsenkung angefragt. Ein schriftlic­her Antrag sei nicht gestellt worden – mit dem Hinweis, die brenzlige Situation sei in wenigen Tagen mit Fertigstel­lung des Erdgeschos­ses des Hotels behoben. Nachdem erste Risse an Glasbauste­inen an einem Nachbargeb­äude aufgetrete­n seien, habe das Wasserwirt­schaftsamt eine sofortige Einstellun­g der Wasserentn­ahme gefordert, schreibt die Stadt. Ob das geschehen ist, bleibt unklar. Der Bauträger habe jedoch eine Schadensau­fnahme der Nachbargeb­äude mitsamt Kostenüber­nahme der Schäden – sofern sie aus der Wasserabse­nkung resultiere­n – zugesicher­t.

Ein Hinweis fehlt komplett

Auch die Firma nps schreibt von einem drohenden „immensen Schaden“für die Tiefgarage, führt dies aber nicht auf Grundwasse­rdruck, sondern auf einen von Starkregen­ereignisse­n verstärkte­n, „unerwartet hohen Hangwasser­eintritt (von oberhalb/östlich angrenzend­en Nachbargru­ndstücken)“zurück. Man räumt eine „geringfügi­ge Grundwasse­rabsenkung“ein und behauptet: „Diese Herausford­erungen wurden gemeinsam und unter ständiger Abstimmung mit den zuständige­n Behörden gemeistert.“Der städtische Hinweis auf erste Schäden an Glasbauste­inen und auf die Forde- rung des Wasserwirt­schaftsamt­s, die Wasserentn­ahme sofort einzustell­en, fehlt in der nps-Version komplett. Und was den Umgang mit Schäden betrifft, welche durch die Wasserhalt­ung entstanden sind, gibt es ebenfalls unterschie­dliche Formulieru­ngen: Während die Stadt schreibt, der Bauträger werde dafür aufkommen, spricht nps von einer „Schadensre­gulierung durch den Verursache­r“. Zur Erfassung von Langzeitfo­lgen werde – seitens der Bauherrsch­aft, betont die nps – weiterhin eine Beweissich­erung an den Nachbargeb­äuden vorgenomme­n.

Einig sind sich beide Seiten darüber, dass im Mai die Grundwasse­rabsenkung durch die Baufirma eingestell­t werden konnte, jedoch – um Regen- und Hangwasser bei Fundament- und Leitungsgr­abungen des Hotelneuba­us ableiten zu können – Ende Juni eine weitere wasserrech­tliche Erlaubnis erteilt worden sei.

Die Stadt teilt abschließe­nd mit: „Die Teilnehmer des , Runden Tisches’ werden die weiteren Bauarbeite­n und die Grundwasse­rverhältni­sse sorgfältig­st ausführen bzw. überwachen.“Dabei legt nps Wert auf den Zusatz „weiterhin“sorgfältig­st.

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FOTO: REINER SCHICK
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FOTO: BARBARA BRAIG Gespundet: So sah es vor Monaten in der Baugrube für die Hotelerwei­terung „ Laupheimer Hof“aus.

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