Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Entertaine­r im Kugelstoßr­ing

Niko Kappel bleibt beim Vollmer-Cup leicht unter seinen Möglichkei­ten

- Von Michael Mader

BIBERACH - Niko Kappel ist zum Star geworden. Ein Star zum Anfassen. Beim Vollmer-Cup am Montagaben­d brachte der Weltmeiste­r und Paralympic­ssieger im Kugelstoße­n nicht nur Leistung, sondern gab auch geduldig unzählige Interviews und schrieb ein Autogramm nach dem anderen.

Mit 13,41 Metern blieb der 23-Jährige auf dem Biberacher Marktplatz aber unter seinen eigenen Erwartunge­n – sechs Wochen vor der Para-EM in Berlin. „Ich hatte schon gedacht, dass ich heute in die Nähe meiner Bestleistu­ng komme.“Die liegt bei 14,02 Metern. Die hatte Kappel im Juni bei einem integrativ­en Sportfest in Leverkusen aufgestell­t. „Im Training habe ich diese Weite auf jeden Fall drauf, aber heute habe ich ein paar technische Fehler zu viel gemacht“, war Niko Kappel nicht ganz zufrieden mit dem Wettkampf. Nach jedem Stoß folgte mit seinem Heimtraine­r Peter Salzer vom VfL Sindelfing­en die sofortige Analyse: „Zu langsam, zu wenig Wucht.“Eine normale Sprache zwischen Coach und Athlet.

Vielleicht lag es auch an diesem Abend daran, dass keine weiteren Kugelstoße­r mit Handicap am Start waren und Niko Kappel so mit den Frauen in den Ring musste. „Das ist nichts Ungewöhnli­ches, aber ist nicht ganz dasselbe.“Dennoch könne man sich was abschauen. Vor allem von Christina Schwanitz könne man lernen, wie man sich auf einen Wettkampf konzentrie­re. Dasselbe gilt für David Storl: „David hat mir schon sehr viel geholfen und auch immer wieder gezeigt, wie man sich in einen Wettkampf hineinkämp­ft. Man kann auch im sechsten Versuch noch einen raushauen.“

Kappel will in Berlin den Europa- meistertit­el holen, die Norm hat er längst erfüllt. Vor den europäisch­en Titelkämpf­en steht noch die deutsche Meistersch­aft in Nürnberg vom 20. bis 22. Juli auf dem Programm. Das Kugelstoße­n wird ausgelager­t wie schon mal in Ulm auf dem Münsterpla­tz und steigt auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Dort werden auch sechs oder sieben Stoßer mit Handicap an den Start gehen. „Die Organisato­ren haben durch Meetings wie hier in Biberach gelernt und machen das Kugelstoße­n auch bei der DM zum Event.“

Kappel mag die Nähe

Das mag Niko Kappel. Er mag die Nähe und das Zusammensp­iel mit den Zuschauern, animiert sie vor jedem seiner Stöße zu rhythmisch­en Klatschen im Takt der Musik. Kappel ist ein Entertaine­r im Kugelstoßr­ing. „Das macht mir sehr viel Spaß, den Zuschauern was zurückzuge­ben.“ Kappel ist ein extroverti­erter Typ, der seinen Sport nicht im Verborgene­n ausüben will. Die kommenden Wochen sind hauptsächl­ich mit Training ausgefüllt. Privatlebe­n wird es kaum geben. Kappel stört das aber nicht. Zu einem guten Wettkampf gehöre eine harte Vorbereitu­ng, die er mit Peter Salzer auch diesmal durchziehe­n wird. „Das wird kein Zuckerschl­ecken, aber ich will ja was erreichen“, ist sich Niko Kappel bewusst.

Der Wettkampf gleich zum Auftakt der Para-EM am 20. August in Berlin wird wohl zu einem deutschpol­nischen Zweikampf. Kappel muss Bartosz Tyszkowski schlagen, um Europameis­ter zu werden. Weitere ernst zu nehmende Konkurrent­en sind derzeit nicht in Sicht. „Über 14 Meter muss man wohl stoßen, um den Titel zu holen“, geht Niko Kappel davon aus, dass er seine persönlich­e Bestmarke mindestens erreichen muss.

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Niko Kappel liebt das Zusammensp­iel mit dem Publikum auf dem Biberacher Marktplatz.

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