Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Leiche war in sechs Metern Tiefe vergraben
35-jährige Syrerin wollte wohl die Scheidung – Ehemann und Schwager sollen dreifache Mutter erdrosselt haben
MEMMINGEN - Eine dreifache Mutter aus Memmingen soll von ihrem eigenen Mann und dessen Bruder getötet worden sein: Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben wegen gemeinschaftlichen Mordes. Demnach wurde die 35-Jährige erdrosselt. Die gebürtige Syrerin wollte sich offensichtlich von ihrem Mann trennen und die Kinder zu sich nehmen. Die in sechs Metern Tiefe vergrabene Leiche des Opfers war im Oktober 2017 in einem Gewerbegebiet nahe des Allgäu-Airports gefunden worden. Die Frau war eine Cousine der beiden Angeschuldigten.
Im August vergangenen Jahres wurde die 35-Jährige als vermisst gemeldet. Bereits damals wollten Polizei und Staatsanwaltschaft eine Gewalttat nicht ausschließen. Denn die Frau, die eine sehr enge Beziehung zu den drei minderjährigen Kindern pflegte, hatte sich seit ihrem Verschwinden nicht mehr bei ihnen gemeldet. Über 50 Ermittler nahmen sieben Gebäude in Memmingen und dem Unterallgäu unter die Lupe. Die Frau wurde schließlich auf einem Grundstück in Memmingerberg (Kreis Unterallgäu) gefunden. Der Schwager ist nach Angaben der Memminger Staatsanwaltschaft ein Miteigentümer dieses Areals.
Laut Anklageschrift hatte die Frau ein Verhältnis mit einem anderen Mann. Ihr Ehemann und dessen Bruder reagierten darauf mit körperlicher Gewalt. Der Ehemann bekam sogar ein Kontaktverbot. Die 35-Jährige wollte sich scheiden lassen, was die beiden Angeschuldigten jedoch nicht akzeptierten. Offenbar ging es hier auch um die Familienehre. Doch die Frau ließ sich nicht mehr umstimmen.
Leiche mit Bauschutt bedeckt
Die Angeschuldigten, die zum Tatzeitpunkt 50 und 59 Jahre alt waren, schmiedeten daraufhin laut Anklageschrift den Plan, die dreifache Mutter zu töten. Demnach fuhr der Ehemann mit dem späteren Opfer zu dem Grundstück in Memmingerberg – angeblich, um dort ein Gespräch zu führen. Auch der zweite Angeschuldigte kam dorthin. Während der eine die Frau ablenkte, soll sie der andere mit einem Kabelbinder erdrosselt haben. Wie es in der Anklageschrift heißt, wurde die Leiche in eine Plastikfolie gesteckt, auf den Grund eines Sickerschachtes gelegt und mit Bauschutt und Sand bedeckt.
Das Memminger Landgericht hat das Hauptverfahren in diesem Fall noch nicht eröffnet. Es seien noch „Nachermittlungen erforderlich“, sagt Pressesprecher Ivo Holzinger. Man könne aber damit rechnen, dass es zu einer Verhandlung kommt. Dann werde der Prozess voraussichtlich Ende August vor dem Landgericht stattfinden, kündigt Holzinger an.
Die beiden Angeschuldigten, die in Syrien geboren wurden, aber die deutsche Staatsbürgerschaft haben, sitzen derzeit in unterschiedlichen Gefängnissen in Untersuchungshaft. Die drei Kinder leben „nach letztem Ermittlungsstand“bei einer Tante, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.