Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Als die Urgroßeltern noch Kinder waren
Baltringer Schüler wandeln auf den Spuren ihrer Vorfahren
BALTRINGEN (sz) - „Als (Ur-) Oma und (Ur-) Opa noch Kinder waren“, so lautete das Thema der Projektwoche in der Grundschule Baltringen. Dabei stellte sich die Frage: Wissen die Kinder heute noch, wie ihre Großeltern und Urgroßeltern lebten? In vielen Lebensbereichen sollte den Kindern der Alltag früher nahegebracht werden.
Gleich zu Beginn der Woche fuhren die Schüler auf ihrer Reise in die Vergangenheit ins oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach. Hier durften sie hautnah und aktiv erleben, wie mühsam es für die Urgroßmutter war, einen Waschtag abzuhalten. Eine andere Schülergruppe bekam zu spüren, wie arbeitsintensiv die Herstellung eines Mittagessens, nämlich Schwarzmus, war. Eine dritte Gruppe erfuhr viel über den Alltag der Großeltern und darüber, wie es damals in der Schule zuging.
Mit diesen Eindrücken starteten die Kinder in den folgenden Tagen in ihre Workshops rund um die Schule. Zwei Großväter hatten sich bereiterklärt, aus ihrer Kindheit zu berichten. Die Schüler löcherten die Opas mit Fragen wie: Wie lange war Ihr Schulweg? Was habt ihr gespielt?
Schüler zahlen mit Mark und Pfennig
Wie man früher im Tante-Emma-Laden einkaufte, konnten die Schülerinnen und Schüler in einem zum Laden umgebauten Klassenzimmer erfahren. Sie waren Verkäufer, falteten Einkaufstüten, wogen Erbsen, Kartoffeln und natürlich Süßigkeiten ab und bezahlten mit Mark und Pfennig. An anderer Stelle lernten die Kinder, wie Oma früher die Löcher in den Socken stopfte und die Hosen flickte.
Auch die Sprache ihrer Großeltern kam nicht zu kurz. Marlies Grötzinger, Autorin schwäbischer Geschichten und Gedichte, führte die Kinder in die Mundart ein. Ermöglicht wurde dies durch die Unterstützung einer Bank und den Verein „Schwäbische Mundart e.V.“. Die Autorin las mit den Kindern auf Schwäbisch, brachte ihnen neue alte Wörter bei und ließ sie auf Schwäbisch schreiben.
Dass Tatzenschläge auf die Hände und das Knien auf einem Holzscheit früher als Erziehungsmethoden in der Schule galten, war für viele Kinder neu. Auf Schiefertafeln zu schreiben und in einer alten Schulbank stillsitzen zu müssen, stellte für manchen Schüler eine Herausforderung dar.
Die Kinder erhielten Einblicke, wie man früher in der Landwirtschaft arbeitete, und durften ihre eigene Butter herstellten. Ebenso erfuhren sie, welche Berufe es früher gab und warum sie heute zum Teil nicht mehr benötigt werden.
Wie es in Baltringen früher aussah, wo die Molke, die Schule, die Badeund Waschanstalt und Raiffeisenbank waren, entdeckten die Schüler auf einem Rundgang durchs Dorf mit dem ehemaligen Ortsvorsteher Paul Reuter.