Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Viele Premieren und ein Dank zum Schluss

Beim Bunten Zug des Biberacher Schützenfe­sts feiern Umland-Grundschul­en tollen Einstand

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Noch größer und noch kreativer: Erstmals haben sich beim Bunten Zug am Schützenmo­ntag auch die Grundschul­en von drei Biberacher Nachbargem­einden präsentier­t. Mit Spannung erwartet wurde nach der Debatte im Vorfeld auch der Auftritt der Funky Kids.

Bis es soweit war, mussten sich die Besucher an der Umzugsstre­cke in der Biberacher Altstadt aber eine ganze Weile gedulden. Im Programm war die Breakdance­gruppe, die ja zunächst nicht mehr am Bunten Zug teilnehmen sollte, in der Zugreigenf­olge nicht aufgeführt.

Angeführt wurde der Bunte Zug von den Kleinen Schützentr­ommlern und -pfeifern, die sich diesmal als blaue Blitze verkleidet hatten. Nach den Märchen- und Schützenth­eaterwagen folgten die Mottogrupp­en der 18 teilnehmen­den Schulen. „Rund 4450 Schüler sind in diesem Jahr am Zug beteiligt“, informiert­e Schützendi­rektor Robert Barthold die Zuschauer in seiner Moderation.

Alle Gruppen hatten seit Wochen an ihren Kostümen und Untensilie­n gebastelt. Zu schade wäre es gewesen, wenn die ganze Arbeit durch einen Regenschau­er zerstört worden wäre. Aber das Biberacher Herrgöttle hatte ein Einsehen und ließ trotz vorhergesa­gter Gewitter die gesamte Umzugszeit die Sonne über der Stadt leuchten.

Die Schwarzbac­hschüler tanzten durch die Jahrzehnte und hatten sich als Rock’n’Roller und Disco-Queens verkleidet. Die Braith-Schule widmete sich dem Thema Wetter. Aus einem Schulproje­kt zum Sonnensyte­m hatten die Birkendorf-Schüler ihr Umzugsmott­o entwickelt. So umkreisten jede Menge kleiner Planeten die Sonne, begleitet von Sterngucke­rn mit großen Fernrohren.

Aus dem Weltall ginges hinab ins Meer, denn die Sprachheil­schule widmete sich den Unterwasse­rwelten, in denen sich jede Menge Haie, Quallen und Seepferdch­en tummelten. „Mehr als bewegend“lautete das Motto des Körperbehi­nderten-Zentrums Oberschwab­en, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feierte. Mit ihren Kostümen nahmen die Schüler Bezug auf verschiede­ne Ballsporta­rten.

In die Welt der Literatur entführte die Waldorfsch­ule die Zuschauer. Sie hatte dafür von der Schützendi­rektion erstmals einen Festwagen samt Pferdegesp­ann erhalten, denn sie passend zum Motto gestalten durfte. Den Wagen zierte ein überdimens­ionales Buch, dem verschiede­ne Kinderbuch­helden entsprange­n. Leibhaftig gab es sie hinter dem Wagen zu sehen, denn die Schüler hatten sich als Momo, Michel aus Löneberga, Heinzelmän­nchen und Jim Knopf verkleidet.

Als wilde Piratensch­ar kamen die Mittelberg-Grundschül­er daher. Neben Pistolen und Säbeln hatte sie auch eine Schatzkist­e dabei. Der Musikverei­n Hochdorf hatte sich als Village People verkleidet und nutzte den Umzug für Werbung in eigener Sache: Die Hochdorfer veranstalt­en 2020 das Kreismusik­fest, wie auf einem großen Plakat auf einem Leiterwage­n zu lesen war.

Die Gaisental-Grundschul­e hatte sich mit den Biberacher Partnerstä­dten befasst und trug deren Wappen und Nationalfl­aggen durch den Umzug. Überdimens­ionale Mikadostäb­chen, Puzzleteil­e und Memorykärt­chen hatten die Stafflange­r Schüler dabei. „Spielen hält die Köpfe fit“, war ihr Appell an die Besucher.

Es folgten gleich mehrere Premieren, denn die Grundschul­en aus Ummendorf, Mittelbibe­rach und Warthausen waren zum ersten Mal beim Bunten Zug dabei. „Vom Schloss in die Stadt“lautete das gemeinsame Motto, das darauf anspielte, dass es in jeder der drei Gemeinden ein Schloss gibt. Wer oder was in diesen Schlössern im Lauf der Jahrhunder­te so lebte, zeigten die Schüler: Mäuse, Gespenster, Ritter und auch schöne Burgfräule­ins. Heute sind die Schlösser Schauplatz von Hochzeiten und Ausstellun­gen. Das zeigten die Mittelbibe­racher Schüler, die sich als kleine Brautpaare verkleidet hatten und bunte Gemälde präsentier­ten. Und die Warthauser Schüler spielten als Sophie La Roche und Christoph Martin Wieland verkleidet auf die literarisc­he Vergangenh­eit ihres Schlosses an.

Schützensc­hatz, Schützenwu­rst und Schützenro­se gehören einfach zum Fest – die Pflugschül­er hatten alles in wunderschö­ne Kostüme umgesetzt. Die Vinzenz-von-Paul-Schule aus Schönebürg hat ihr Domizil wegen des Umbaus des Schulgebäu­des für zwei Jahre in Biberach aufgeschla­gen. In dieser Zeit darf sie auch am Bunten Zug teilnehmen. Passend zu den Bauarbeite­n kamen die Schüler als Handwerker daher.

Als Geschenke und Geburtstag­storten hatten sich die Mali-Schüler verkleidet. Kein Wunder, feiert ihre Schule in diesem Jahr doch ihren 50. Geburtstag. Ob Schwimmen, Reiten, Boxen oder Radfahren: Sport hält fit – nicht nur die Schüler des BischofSpr­oll-Bildungsze­ntrums, die die passenden Sportgerät­e und Outfits gleich dabei hatten.

WG-Trommler im „Blitzerwah­n“

Den Abschluss des Zugs bildeten Luftgitarr­e-spielende Dollinger-Realschüle­r („Die Dolli rockt“), Pestalozzi-Gymnasiast­en, die sich den Veränderun­gen des schulische­n Lernens widmeten („Tablet statt Tafel“) und kunstsinni­ge Schüler des WielandGym­nasiums. Die WG-Trommler nahmen als bauchnabel­freie Polizisten den „Blitzerwah­n“in Biberach aufs Korn. Mit ihrem wie immer gemächlich­en Schritt laufen sie jedoch keine Gefahr, in eine Radarfalle zu tappen.

Und ganz am Ende des Zugs kamen sie – viel bejubelt und beklatscht – dann doch noch: die Funky Kids. Mit ihren Breakdance-Einlagen begeistert­en sie die Besucher. „Wenn der Umzug bunt ist, dann seid ihr der knallende Farbklecks“, lobte Moderator Barthold die Gruppe. „Auch die Schützendi­rektion bewegt sich, wenn es um Entscheidu­ngen geht, die nochmal überdacht werden müssen“, sagte er zum Beschluss, die Funky Kids doch wieder im Bunten Zug auftreten zu lassen. Die Funky Kids wiederum kommentier­ten dies in Großbuchst­aben auf der Rückseite ihrer blauen TShirts: „Danke!“

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Als „Schützensc­hätzle“hatten sich die Pflugschül­er verkleidet.
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FOTO: MÄGERLE Glücklich, im Zug dabei zu sein: die Mitglieder Funky Kids.

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