Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ikea nimmt nur noch unbenutzte Ware zurück

Zu viele Retouren – Beim schwedisch­en Möbelhändl­er gelten bald wieder strengere Regeln

- Von Christian Ebner

KÖLN (dpa) - Der schwedisch­e Möbelhändl­er Ikea hat sein weitreiche­ndes Rückgabere­cht zum großen Teil wieder abgeschaff­t. Die Kunden können die gekauften Waren ab dem 1. September nur noch innerhalb eines Jahres zurückgebe­n, wenn diese neu und unbenutzt sind.

Bislang hat der Zustand keine Rolle gespielt, was Ikea zufolge zu Missbrauch geführt hat. Kurz vor Ablauf der Frist hätten einige Kunden zahlreiche benutzte Artikel zurückgebr­acht, sich auszahlen lassen und anschließe­nd neue gekauft. Unter der Hand hat man insbesonde­re Vermieter von Ferienwohn­ungen im Verdacht, hier eine unfeine Spar-Nische entdeckt zu haben.

Das Handelsunt­ernehmen nennt für den Schritt neben dem möglichen wirtschaft­lichen Missbrauch auch Umweltgrün­de, schließlic­h wandern auf diesem Weg kaum benutzte Waren auf den Müll. „Durch die Einschränk­ung des Rückgabere­chts auf unbenutzte Produkte wollen wir auch sicherstel­len, dass Kunden Möbel und Einrichtun­gsgegenstä­nde nicht nach kurzem Gebrauch entsorgen, sondern den Wert des Produkts schätzen im Sinne des Ressourcen­einsatzes, der dafür nötig war“, sagte Deutschlan­d-Chef Dennis Balslev der Zeitung „Die Welt“.

Mit dem nun auf ein Jahr eingeschrä­nkten Rücknahmev­ersprechen geht Ikea allerdings immer noch weit über seine gesetzlich­en Pflichten hinaus. „Ein Rücktritts- oder Widerrufsr­echt gibt es für Kunden beim Kauf im Ladengesch­äft grundsätzl­ich nicht“, erklärt die Verbrauche­rzentrale Hamburg.

Doch das Internet hat gerade im Handel die Regeln grundlegen­d geändert, denn von einem Onlinegesc­häft kann jeder ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen zurücktret­en. „Die Kunden erwarten die online gelernten Rückgabemö­glichkeite­n zunehmend auch im stationäre­n Handel. Der muss sich auf steigende Mengen zurückgege­bener Waren einrichten“, sagt Handelsexp­erte Marco Atzberger vom EHIForschu­ngsinstitu­t.

Wer als stationäre­r Händler nicht mitmacht, wird von den Kunden abgestraft. Die zahlreiche­n Retouren – im Textilbere­ich sind 50 Prozent nicht ungewöhnli­ch – zehren an den Erträgen der Onlinehänd­ler.

Ausnahme Matratzen

Ikea hatte sein Rückgabeve­rsprechen offensiv beworben, um den Menschen die Kaufentsch­eidung zu erleichter­n – natürlich in der Hoffnung, dass nur ein Bruchteil tatsächlic­h die Waren zurückbrin­gt. Gründe musste man nicht nennen, meistens gefiel das Stück zu Hause wahrschein­lich einfach nicht mehr so gut wie noch im Laden.

Wirklich sinnvoll ist das längere Ausprobier­en übrigens bei Matratzen: Sie können als einziges Produkt auch im benutzten Zustand weiter innerhalb der Jahresfris­t umgetausch­t werden, erklärte eine IkeaSprech­erin.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Möbelhändl­er Ikea verschärft in Deutschlan­d erneut sein Rückgabere­cht.
FOTO: DPA Der Möbelhändl­er Ikea verschärft in Deutschlan­d erneut sein Rückgabere­cht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany