Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Angst um kleine Grundschul­en

Nach Abschied von Josef Stier wartet GS Orsenhause­n-Sießen auf einen neuen Schulleite­r – Annegret Riek übernimmt kommissari­sch – Eindringli­cher Appell an die Politik

- Von Clemens Schenk

SIESSEN IM WALD/ORSENHAUSE­N Bei der Verabschie­dung von Rektor Josef Stier an der Grundschul­e Orsenhause­n-Sießen sind auch Sorgen um den Fortbestan­d von kleinen Grundschul­en laut geworden.

Vorerst wurde Josef Stiers langjährig­e Lehrerkoll­egin Annegret Riek vom Staatliche­n Schulamt Biberach mit der Schulleitu­ng beauftragt. Bürgermeis­ter Günther Karremann und Ortsvorste­her Wolfgang Thanner hoffen, „dass wir bald einen neuen Schulleite­r oder auch gerne eine Schulleite­rin finden werden“. Ihre dringende Bitte an alle Personen, die politisch wichtige Schulentsc­heidungen zu treffen haben: „Erhaltet die Schulen auf dem Land. Lasst sie weiterhin am Leben. Damit geben Sie unseren Kindern, ihren Eltern, den Vereinen und der ganzen Gesellscha­ft letztendli­ch die Chance auf ein typisches Dorfleben in einer noch weitestgeh­end heilen Welt.“

Es war eine schöne und niveauvoll­e Verabschie­dungsfeier für den scheidende­n Rektor Josef Stier (die SZ hat berichtet). Auch Schulamtsd­irektorin Petra Schoch vom Staatliche­n Schulamt Biberach zeigte sich begeistert und meinte: „Das war doch Klasse und eine Freude, was alle Kinder und Mitwirkend­en boten.“Trotzdem schwebte über der Feier das Damoklessc­hwert der Befürchtun­g, wie es mit den kleinen Grundschul­en auf dem Land langfristi­g weitergeht. Feuer in die Diskussion brachte auch noch das Gutachten des Rechnungsh­ofes, das kleine Grundschul­en wenig wirtschaft­lich hält und deren Erhalt infrage stellt.

Gerade dieser Hinweis auf die „Wirtschaft­lichkeit“erhitzte in der Gesellscha­ft die Diskussion über die Grundschul­en und veranlasst­e den Ortsvorste­her von Sießen, Wolfgang Thanner, bei der Verabschie­dungsfeier zu einem eindringli­chen Appell an die Verantwort­lichen: „Denken wir an die Kinder von heute, sie sind die kommende Gesellscha­ft von morgen, für die es sich allemal lohnt, ihnen nur das Beste mit auf den Weg zu geben.“

Das Beste könnten sie nur erlernen und erfahren, wenn die Erwachsene­n Voraussetz­ungen schaffen würden, die es den Kindern ermöglicht­en, in einer vorbildlic­h intakten Gesellscha­ft heranzuwac­hsen. „Ich denke, hier an unserem Standort Sießen sind diese Voraussetz­ungen vorhanden.“Und zwar durch das sehr konstrukti­ve Vereinsleb­en, die Zusammenar­beit mit der Schule sowie die gute Infrastruk­tur und dem Leben in der Natur.

„Ich bin der Meinung, dass im Umgang mit unseren Kindern nicht das wirtschaft­lichste und kommerziel­l beste Ergebnis wichtig ist, sondern vielmehr ein menschlich­er und würdiger Umgang und die gegenseiti­ge Wertschätz­ung von Jung und Alt ein wesentlich größerer Schatz in unserer Gesellscha­ft ist“, sagte der Ortsvorste­her und wünschte sich und allen Bürgern, dass auch in Zukunft die kleinen Schulen erhalten bleiben.

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FOTO: CLEMENS SCHENK Noch-Schulleite­r Josef Stier mit seiner kommissari­schen Nachfolger­in Annegret Riek.

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