Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kinder bauen die Laupheimer Synagoge wieder auf
Aus mehr als 1000 Lego-Steinen fertigen die „Klötzlebauer im Museum“ein Modell
LAUPHEIM (ry) - In Laupheim stand von 1771 bis 1938 eine Synagoge, in der Reichspogromnacht wurde sie am 9. November von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Am Montag haben elf Kinder das jüdische Gotteshaus wieder aufgebaut – aus mehr als 1000 Lego-Steinen.
„Zweieinhalb Stunden haben wir dafür gebraucht, einschließlich einer Pause“, erzählen die Kinder stolz. Sie haben sich als „Klötzlebauer im Museum“ betätigt – ein Angebot von Michael Koch, Pädagogischer Leiter des Museums zur Geschichte von Christen und Juden, im Rahmen des „Laupfrosch“-Ferienprogramms.
Damit die Lego-Synagoge dem einstigen Gotteshaus nahe kommt, hat Koch nicht nur historische Fotos, sondern auch Original-Bauzeichnungen ausgewertet, die sich Nachlass des Lokalhistorikers Ernst Schäll fanden. Daraus entstand ein Entwurf für die „Klötzlebauer“. Als das Modell fertig war, ging es auf Spurensuche im Museum. Die Kinder staunten, was von der zerstörten Synagoge überdauert hat. Die Glocken zum Beispiel, Tora-Aufsätze und Glasscherben aus dem Brandschutt von 1938, von Fenstern, die Friedrich Adler schuf; nicht zu vergessen den Schlüssel für das Gebäude, der dem jüdischen Kantor Heinz Säbel gehörte. Er war der letzte Lehrer an der israelitischen Volksschule in Laupheim.
„Konstruktives Erinnern“nennt Michael Koch den Wiederaufbau mit Lego-Steinen. Das Modell wird im Herbst bei den Schalomtagen ausgestellt. Anlässlich des 80. Jahrestags der Reichspogromnacht hat Koch zudem einen Wettbewerb für Schulen und Jugendgruppen im Raum Laupheim ausgeschrieben. Die Aufgabe lautet, ein Modell der Laupheimer Synagoge zu bauen; die Materialien und die Umsetzung können frei gewählt werden. Alle Modelle werden im Haus am jüdischen Friedhof ausgestellt. Schüler der Wielandschule haben bereits eine Arbeit eingereicht. Es gibt Preise zu gewinnen. Einsendeschluss ist der 1. Oktober.