Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neu-Ulm darf sich zünftig feiern
NEU-ULM (hip) - Nein, die Neu-Ulmer wollen nicht einfach nur ein knalliges Fest feiern, weil man vor 150 Jahren von Bayernkönig Ludwig II. zur Stadt erhoben wurde. Sie wollen auch noch Eigenwerbung betreiben, die lange nachwirkt, und sich zum Geburtstag ein neues Wir-Gefühl spendieren. Das kostet natürlich. 1,32 Millionen möchten die Feierorganisatoren dafür ausgeben, das sind 320 000 Euro mehr, als ursprünglich kalkuliert. Jetzt bewilligte der Stadtrat den kräftigen Zuschlag – allerdings nicht ganz einstimmig. Das lag auch daran, dass immer noch nicht öffentlich dargestellt wurde, was die Menschen im nächsten Jahr alles erwartet.
Das kritisierte etwa Rudolf Erne (SPD): „Der Stadtrat soll jetzt entscheiden, aber er erfährt erst in zwei Wochen, worum es geht. Das ist grenzwertig.“Auch Christina Richtmann (FWG) hieb in diese Kerbe. Zudem fand sie, die Mitglieder des Jubiläumsrates, in dem die Projekte besprochen und abgenickt wurden, seien quasi genötigt worden, nach und nach einzelnen Programmpunkten zuzustimmen, ohne das Gesamtpaket sehen zu können. Das wiederum sorgte für empörte Reaktionen, etwa von Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU). Er fand, der Vorwurf, die Ratsmitglieder seien gezwungen worden abzustimmen, „grenzt an Lächerlichkeit“. Und seine christsoziale Parteifreundin Waltraud Oßwald beteuerte, sie sei zu nichts gezwungen worden.
Präsentation am 9. August
Auch andere Fraktionen hatten kein Problem damit, dass in der Öffentlichkeit noch keine der rund 90 Veranstaltungen vorgestellt wurden. Am 9. August sollen sie erst der Öffentlichkeit präsentiert werden. Allerdings sitzen im Jubiläumsrat Vertreter aller Rathausfraktionen. Der Informationsfluss aus diesem Gremium heraus „funktioniert bei der CSU“, sagte Annette Neulist, „anderswo vielleicht nicht“.
Wie berichtet, wird die Stadterhebung vor 150 Jahren 2019 monatelang gefeiert. Allerdings ist damit auch eine Marketingkampagne verbunden, welche einerseits die Vorzüge NeuUlms herausstellen und andererseits das mäßig ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl in der gesamten Stadt verbessern soll.