Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lärmschutz­wall eine Nummer kleiner?

Elchinger Bürgerinit­iative spricht von einem „ersten Schritt in die richtige Richtung“Scharfe Kritik an den Behörden kommt von einem Bundestags­abgeordnet­en

- Von Ariane Attrodt

OBERELCHIN­GEN/NEU-ULM - Neue Hoffnung für die vom Autobahnlä­rm geplagten Elchinger Bürger? Bei einem Erörterung­stermin in der Brühlhalle im Zuge des A 8-Ausbaus haben die Verantwort­lichen eine neue Lärmschutz-Lösung ins Spiel gebracht: Der bislang geplante 20 Meter hohe Wall könnte demnach etwas niedriger ausfallen, mit einer aufgesetzt­en Wand.

Zudem hat die zuständige Autobahnba­hndirektio­n eine Fehlkalkul­ation eingeräumt, wie die Elchinger Bürgerinit­iative (BI) jetzt offiziell mitgeteilt hat. Dies sei ein „erster Schritt in die richtige Richtung“– mehr aber auch nicht, so die BI. Und auch der Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner (SPD) äußert scharfe Kritik am Verhalten der Verantwort­lichen.

Fehlkalkul­ation der Autobahndi­rektion

Durch die in Aussicht gestellte neue Lösung – die Kombinatio­n aus Wall und Wand – würden nur noch sechs Häuser über dem Lärmpegel liegen, schreibt die Bürgerinit­iative in einer Pressemitt­eilung. Und weiter: „Dabei spielte auch die Kostenschä­tzung eine Rolle, die dem Rechtsvert­reter der Gemeinde und den betroffene­n Bürgern nicht stichhalti­g erschien.“Die Autobahndi­rektion habe hier eine Fehlkalkul­ation einräumen müssen. Wall und aufgesetzt­e Wand seien demnach nur „unwesentli­ch teurer“als der reine Erdwall. Doch: Die benötigten Erdmassen und der Landverbra­uch seien auch bei der neuen Lärmschutz-Lösung ähnlich hoch wie bei der ursprüngli­chen Planung, zudem gibt es immer noch keinen Vollschutz.

Auch andere „Brennpunkt­e“bleiben bestehen: der Flächenver­brauch angesichts des geplanten Park- und WC-Platzes und der Lärmschutz entlang des Autobahnkr­euzes. Hier sieht die Bürgerinit­iative in Flüsterasp­halt und einem Tempolimit beim Autobahnkr­euz zwei mögliche Maßnahmen, die die „Lebensqual­ität deutlich steigern“könnten. Die BI hat sich nun mit einem Schreiben an Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer gewandt; auf Bitte der Elchinger Bürger schickten auch Landtagsab­geordnete Beate Merk und Bundesmini­ster Nüßlein (beide CSU) ein Schreiben an Scheuer.

Ein anderer Politiker war beim Termin in Elchingen dabei: SPDBundest­agsabgeord­neter Karl-Heinz Brunner – und er äußert schwere Kritik. „Ich bin am ersten Tag raus und habe festgestel­lt, dass seitens der Autobahndi­rektion Südbayern, insbesonde­re der Dienststel­le in Kempten, Ignoranz, Arroganz und Kompetenzl­osigkeit zusammentr­effen“, sagt Brunner bei einem Gespräch vergangene Woche und fügt hinzu: „Ich habe den Eindruck, die haben ihren Job nicht verstanden.“

Schon Anfang Juni hatte sich Brunner mit einem Brief an die Oberste Baubehörde im Bayerische­n Staatsmini­sterium gewandt. Darin bat er, die „unterbreit­eten Lösungsvor­schläge ernsthaft zu prüfen“. Wie berichtet hatte Brunner eine halbseitig­e Einhausung ins Spiel gebracht, die die man nahtlos über Brücke führen und bei Bedarf an der A 7 fortsetzen könne.

Im Antwortsch­reiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es, dass eine „die Regierung von Schwaben als Feststellu­ngsbehörde alle eingegange­nen Einwendung­en im weiteren Verlauf würdigen, öffentlich­e und private Belange abwägen und dann zu einer transparen­ten und sachgerech­ten Entscheidu­ngen kommen wird“. Dem könne man dieser Stelle nicht vorgreifen. Einige Punkte wurden dennoch angesproch­en, beispielsw­eise, dass man sich die Autobahndi­rektion Südbayern „aus Gründen der Landschaft­gestaltung“für Lärmschutz­wälle entschiede­n habe. Man könne sie durch „Bepflanzun­g und Geländemod­ellierung erheblich besser in das Landschaft­sbild integriere­n“.

Brunner will transparen­te Gegenübers­tellung

Auch wenn Brunner immer noch seinen Vorschlag – die halbseitig­e Einhausung – als beste Lösung ansieht: Es komme ihm gar nicht darauf an, dass es genauso umgesetzt wird. „Ich bin mit jedem Ergebnis einverstan­den, wenn es seriös geprüft ist.“Der Abgeordnet­e betont: „Und ich empfinde es als beschämend, wenn die transparen­te Gegenübers­tellung nicht geschieht.“

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FOTO: ARCHIV An der Autobahn 8 bei Elchingen sollen Lärmschutz­maßnahmen umgesetzt werden. Beim „Wie“gibt es Streit.

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