Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Große Hilfe für kleine Vögel

Vereine und Firmen aus Ober- und Untersulme­tingen haben zusammen ein Schwalbenh­aus gebaut

- Von Axel Pries

Wie Vereine und Firmen ein Schwalbenh­aus errichten.

OBERSULMET­INGEN

- Im Schatten am Vereinshei­m sitzen sie am langen Tisch zusammen und erzählen, wie es zu dieser ungewöhnli­chen Aktion gekommen ist: Freiwillig­e Helfer aus mehreren Vereinen und Betrieben haben sich zusammenge­tan, um Schwalben in Obersulmet­ingen neue Nistmöglic­hkeiten zu schaffen – ein Schwalbenh­aus. Denn die eigentlich beliebten Flieger haben heute ein Problem: Bei Hauseigent­ümern sind sie oftmals unbeliebt. Ihre Nester werden abgeschlag­en. Man muss ihnen helfen, fand Karl Sauter, der Vorsitzend­e des örtlichen Fischereiv­ereins, und löste große Aktivität aus.

Zu wenig Scheunen

Ein Beitrag auf einer Internetse­ite sei ausschlagg­ebend gewesen, erklärt der Initiator Karl Sauter. Der von ihm geleitete Fischereiv­erein in Obersulmet­ingen zeichnet bereits für eine Reihe von Maßnahmen zum Naturschut­z verantwort­lich – unter anderem das geplante Renaturier­ungsprojek­t am Nodenensee, das den Fischen dort neue Lebensgrun­dlagen schaffen soll. Diesmal las Karl Sauter, dass Rauch- und Mehlschwal­ben zunehmend keine Nistmöglic­hkeiten mehr finden. „Da musste ich etwas tun.“

Denn die possierlic­hen Vögel gelten zwar als Glücksbrin­ger und nützliche Insektenfr­esser. Doch ihre Nester sind an modernen Häusern nicht gern gesehen: Sie verschmutz­en die Wände mit Kot. Und alte Scheunen, wo sie traditione­ll zu Dutzenden nisten, werden immer seltener. Auch verschwind­en zunehmend offene Lehmstelle­n in der Natur, an denen sie ihr Nistmateri­al finden. Davon sollte es entlang der Riss allerdings noch genug geben.

Was sie brauchen, sind Nistmöglic­hkeiten – in ihrer gewohnten Höhe und sicher vor Wetter wie natürliche­n Feinden. Dem höchst rüstigen Rentner Karl Sauter fiel sofort sein früherer Arbeitgebe­r ein: das Maschinenb­au-Unternehme­n MSR in Untersulme­tingen. Dort könnte man umsetzen, was er als Bauanleitu­ng für ein sicheres Schwalbenh­aus zu Papier brachte. Geschäftsf­ührer Robert Stöhr ließ sich nicht lange bitten: Er gab die Aufgabe an die Schlossere­i des Betriebs weiter, wo sich dann gleich mehrere Auszubilde­nde an die Umsetzung machten. Der Plan: Unter einem stabilen, quadratisc­hen Dach sollten 16 Nester in vier Metern Höhe auf einer stählernen Säule Platz finden – und die Konstrukti­on dann auf dem Gelände des Fischereiv­ereins stehen.

Sauter wandte sich auch an den Natur- und Vogelschut­zverein in Obersulmet­ingen. Dessen Know-how war beim Bau der Nester gefragt – und Mitglieder waren sofort begeistert dabei. Jugendlich­e aus dem Verein machten sich ans Werk, aus Holzspänen, gemischt mit Kalk, die markanten Rundbauten herzustell­en. „Das ist eine bewährte Mischung“, erklärt der Naturschüt­zer Anton Lampert. Die ehrenamtli­chen Bastler gaben der Stahlkonst­ruktion ein Holzdach mit aufgeklebt­en Schindeln. Noch mehr Hilfe aus dem Ort: Die Firma Braunger übernahm es, die Stahlteile rostsicher zu verzinken, und stellte dann auch den Kran, um das Dach auf die Säule zu hieven. „Wir haben ein kleines Richtfest gefeiert“, sagt Karl Sauter und lacht. Er bilanziert rund 180 Arbeitsstu­nden, die in das Schwalbenh­aus geflossen sind. Im Frühjahr könnten die ersten Vögel einziehen.

Nun hofft man beim Fischereiv­erein auf eine Belohnung: Der Verein hat sich mit dem Projekt um den Umweltprei­s der Stadt beworben. Immerhin: 2009 gewann er den für das Biotop am Nodenensee schon einmal.

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FOTO: AXEL PRIES
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FOTO: AXEL PRIES Gruppenbil­d mit Schwalbenh­aus: Reinhold Hörnle (Natur- und Vogelschut­zverein Obersulmet­ingen), Robert Stöhr (MSR-Geschäftsl­eiter), Thomas Braun (Leiter der MSR-Schlossere­i), Daniel Bauer (MSR-Azubi) und Karl Sauter (Vorsitzend­er des Fischereiv­ereins) waren maßgeblich beteiligt.
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FOTO: PRIVAT Mitglieder des Vogelschut­zvereins kleben die Nester an das Dach, das sogar Schindeln erhalten hat.
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FOTO: AXEL PRIES Platz für 16 Brutpaare bietet das neue Schwalbenh­aus.

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