Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Familie in der Krise
Gut jedes fünfte Kind wächst bei nur einem Elternteil auf
BERLIN (KNA/sz) - Vater, Mutter, Kind oder Kinder – vor allem in Großstädten ist die klassische Familie längst nicht mehr die Regel. Gleichzeitig steigt die Zahl der Alleinerziehenden weiter: In etwa jeder fünften Familie wächst ein Kind mit nur einem Elternteil auf, so meldete es das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin. In absoluten Zahlen waren es 2017 gut 1,5 Millionen Familien, bei denen sich vorwiegend ein Elternteil um die Kinder kümmert. Vor 20 Jahren waren es 200 000 weniger. Stark gestiegen ist die Zahl in diesem Zeitraum im Westen, von 950 000 auf knapp 1,2 Millionen. In Baden-Württemberg (15,3 Prozent) und Bayern (16,2 Prozent) liegen die Quoten immer noch vergleichsweise niedrig.
Insgesamt sinkt die Zahl der Familien in Deutschland, seit 1997 um 1,2 Millionen auf 8,2 Millionen, wie Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts, sagte.
BERLIN/BRÜSSEL (dpa) - Angesichts teils bedrohlicher Einbußen wegen der Dürre können Bauern auf finanzielle Erleichterungen aus Brüssel zählen. Die EU-Kommission stellte am Donnerstag frühere Auszahlungen europäischer Fördergelder in Aussicht. Landwirte sollen ausnahmsweise auch von einigen Anforderungen zum Umweltschutz befreit werden. In Deutschland bereiten einige Länder Unterstützung vor allem für akut betroffene Viehhalter vor, die um die Futterversorgung bangen. Nach Schätzungen der Versicherungsbranche drohen der Landwirtschaft in Deutschland hohe Dürreschäden von mindestens zwei Milliarden Euro.
EU-Agrarkommissar Phil Hogan sagte: „Ich bin sehr besorgt über diese anhaltenden klimatischen Entwicklungen.“Konkret ist vorgesehen, dass Betriebe ihnen zustehende EU-Mittel schon Mitte Oktober statt wie üblich im Dezember erhalten können. Das gilt für Direktzahlungen und für Fördergelder zur Entwicklung des ländlichen Raums. Außerdem soll es zum Beispiel ausnahmsweise möglich sein, normalerweise aus ökologischen Gründen brach liegendes Land zum Anbau von Futtermitteln zu nutzen. Generell könnten EU-Staaten in einem Zeitraum von drei Jahren bis zu 15 000 Euro Beihilfe pro Landwirt für Schäden gewähren.
Ein wahrscheinlicher Gesamtschaden von mindestens zwei Milliarden Euro wäre „ein krasser Ausreißer nach oben“, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mit. Im Schnitt der vergangenen 25 Jahre hätten Wetterrisiken – Sturm, Hagel, Trockenheit und Überschwemmungen – jährliche Ernteausfälle von gut 500 Millionen Euro verursacht.
Wenige gegen Dürre versichert
Einen ähnlich hohen Schaden mit fast zwei Milliarden Euro habe es zuletzt 2003 gegeben. Damals herrschte ebenfalls eine Dürre. Wegen hoher Prämien seien bundesweit nur 5000 Hektar Ackerflächen gegen Dürreschäden versichert – für regional stärker begrenzte Schäden durch Hagel sind es dagegen fünf Millionen Hektar. Bei der Weizenernte ist Deutschland wegen der Dürre in diesem Jahr ein zweigeteiltes Land, wie der bundesweit größte Agrarhandelskonzern Baywa in München erläuterte. Im Süden sind Ernteverluste demnach weit geringer als im Norden, außerdem ist die Qualität des Weizens sogar gut bis ausgezeichnet. Im dürregeplagten Norden und Osten dagegen sind sowohl Erntemenge als auch Qualität niedriger als üblich.
Auch in den drei wichtigsten Importländern für Agrarprodukte – den Niederlanden, Frankreich und Polen – ist es gerade heiß, und es gibt Ernteausfälle. Deshalb steigen generell die Preise für beispielsweise Getreide, wie eine Baywa-Sprecherin sagte. Deutschland müsse in diesem Jahr wegen der Ernteausfälle mehr vom teureren Getreide importieren und könne weniger davon exportieren. Polen entschied in dieser Woche, seinen Landwirten mit insgesamt 187 Millionen Euro zu helfen.