Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Glaskunst – geheimnisvoll und magisch
Bemerkenswerte Ausstellung der Laupheimerin Ursula Huth in Kressbronn
KRESSBRONN - Landschaften. Weite, Tiefe. Intensive Farben mit fließenden Übergängen. Opake Skulpturen. Ursula Huths Werke zu beschreiben, beansprucht ein ganzes Füllhorn von Charakterisierungen. Dem Besucher ihrer Ausstellung „Kunst mit Licht und Farbe – Glas – Bilder“- in der Kressbronner Lände macht die Künstlerin auch ihre eigene Reiseleidenschaft im Wortsinne transparent. Madrid, Jamaika, Antillen, Montevideo und viele andere faszinierende Ort der Welt bringt sie ins Auge des Betrachters – auch durch ihre Malerei-Mischtechnik auf alten nautischen Karten. Mehr noch: Tieffliegende Flugzeuge werden beim genaueren Hinschauen zu mordlüsternen Haien. Und zur Verarbeitungsstrategie einer Frau, die selbst einen Flugzeugabsturz überlebt hat.
„Ursula Huth ist ein unruhiger Geist, ständig auf Reisen und auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, während ihr Werk zugleich von innerer Ruhe und der Konzentration auf ihre persönlichen Bil- der und Aussagen spricht“, sagt Helmut Ricke vom Kunstmuseum Düsseldorf. Beispiel „Ein Weltbild 3“: Ist die Erde rund oder eine Scheibe? In dieser Skulptur ist sie beides. Die Grundbestandteile werden in die Form gelegt und anschließend im Ofen geschmolzen. Vielleicht realisiert Ursula Huth den Traum von einer anderen, ihrer ganz eigenen Welt. Heimat, Sicherheit, Geborgenheit und andere archaischen Symbole ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Werke – auch die immanente Sehnsucht nach Ferne und Abenteuer. Andererseits fasziniert gerade ihre nüchterne Klarheit, die sie in ganz unterschiedlichen Formen zum Ausdruck bringt.
„Ursula Huth hat in den 1960er Jahren begonnen, ihr Ausgangsmaterial künstlerisch thematisch zu befragen – jenseits des praktischen Gebrauchswerts. Nach dem Studium hat sie sich in Amerika zusammen mit anderen Künstlern mit der Kunstgestaltung des Glases beschäftigt.
Aufgewachsen ist die Künstlerin in Laupheim. Von 1972 bis 1979 studierte sie Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart sowie Malerei und Glasgestaltung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Schon in ihren frühen Arbeiten weicht das strenge Kompositionsschema der Glasbilder einer freien Flächenaufteilung mit einer spontaneren Umsetzung – etwa durch Ätzung, Gravur, Sandstrahlen oder Schwarzlotmalerei. Gleichzeitig treibt sie aber auch die Annäherung an gegenständliche, symbolhaft wiederkehrende Zeichen voran.
„Ihre Bildsprache kommt knapp und skizzenhaft daher, sie ist konzentriert zusammengefasst und weist gleichzeitig doch große Vielfalt und formalen Reichtum auf. Sie lenkt die Vorstellung des Betrachters in bestimmte Richtungen, weckt Erinnerungen, bietet Anstöße zum Weiterdenken“, fasst Helmut Ricke zusammen. „Über allem liegt eine poetische Grundstimmung; Geheimnisvolles, Undeutbares, Magisches ist stets gegenwärtig.“