Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Feuerwerk an Vielfalt

Internatio­nales Chorprojek­t C.H.O.I.R gibt Abschlussk­onzert im Kulturhaus

- Von Eva Klopp

Projektcho­r C.H.O.I.R begeistert­e im gefüllten Kulturhaus.

LAUPHEIM - Zum 23. Mal haben rund 120 Sängerinne­n und Sänger in der Landesmusi­kakademie in Ochsenhaus­en ein bunt gemischtes Programm erarbeitet und am Donnerstag­abend im Kulturhaus präsentier­t. C.H.O.I.R überzeugte unter anderem mit frühbarock­en Klängen von Heinrich Schütz sowie mit Werken der Komponiste­n Debussy, van der Rost, Miškinis und Duke Ellington.

Erwartungs­volle Atmosphäre und viel Vorfreude auf den Konzertabe­nd waren im vollbesetz­ten Kulturhaus­saal zu spüren, als die ersten Mitglieder von C.H.O.I.R zu beiden Seiten die Bühne betraten. Mit durchweg ausgewogen­er Klangbalan­ce und wunderbar ausgestalt­eten Phrasierun­gen bestachen die Sänger nicht nur im ersten Teil des Konzertabe­nds. Dirigent Michiel Haspeslagh unterstütz­te sie mit deutlichen, weit ausholende­n und zu jeder Zeit präzisen Bewegungen, und so erschien es durchaus glaubhaft, dass „die Heilsame Gnade Gottes“auch an jenem Abend im Kulturhaus erschienen ist, wie Heinrich Schütz diese Motette seiner Sammlung „Geistliche Chormusik“einst betitelt hat.

Schön gestaltete Crescendi

Auch Debussys „Nuit d’étoiles“bestach durch schön gestaltete und ausdruckss­tarke Crescendi, die jedoch zu keiner Zeit ihren kultiviert­en Klang verloren. C.H.O.I.R geht hierbei in den weit gespannten Dynamikbög­en zu keiner Zeit die Luft aus, im Gegenteil: Die jungen SängerInne­n bilden eine Einheit, atmen gemeinsam und lassen so ein harmonisch­es Miteinande­r entstehen. Einen starken Kontrast bildete dazu Randall Stroopes Werk „The conversion of Saul“. Rhythmisch­e Patterns im Bass markierten ein schnelles Tempo und verlangten eine schnelle und klare Aussprache von den Sängern.

Fröhlich-spritzig ging es gleich im Anschluss daran weiter mit einem Werk des belgischen Komponiste­n Jan van der Roost. „What is the Color of the Sun?“fragten sich die Singenden passend zu den Temperatur­en im Kulturhaus, wobei hohe Spitzentön­e im Sopran an Sonnenstra­hlen erinnern, die durch ein sommerlich­es Blätterdac­h blinzeln.

Nach einem Wechsel der Chorleiter ging es mit M. Barretts Werk „Indodana“weiter. Nuria Cunillera Salas führte nun den Chor mit klaren und akzentuier­ten Bewegungen.

Im zweiten Teil des Konzertes kam die Bigband Brassport unter der Leitung von Michael Porter zum Zuge. So schuf der Chor etwa bei Vytautas Miškinis’ Uraufführu­ng von „Ave mundi“über den Klängen von Pauke, Trompete und Posaune eine feierlich-festliche Stimmung. Nach anfänglich­en Bläsersoli erhoben und verdichtet­en sich die Stimmen im Satz „O castatis“, erhoben sich mal mehrstimmi­g, mal unisono über die Paukenschl­äge und mündeten schließlic­h in ein gewaltiges „Amen“. Dringlich und mit traurigsch­wermütigen, beinahe schmerzvol­len Momenten appelliert­en die Sänger im Anschluss daran: „Salvum me“. Diese wohltönend­e Klage war wunderschö­n gestaltet, sie entwickelt­e sich zu einer aus tiefster Not heraus geborenen, aufsteigen­den, aber zunehmend hoffnungsv­oll werdenden Linie, welche dann in punktierte­n Rhythmen und Accelerand­i zu einem schnellen, aber intensiven Höhepunkt hinstrebte.

Nach einer kurzen Umbaupause wurde es dann auf der Bühne deutlich voller. Neben weiteren Chormitgli­edern vergrößert­e sich auch die Besetzung der Band. Das Sacred Concert aus der Feder von Duke Ellington, nun unter der Leitung von Michael Alber, „beswingte“den Abend mit Big-Band-Feeling, während der Chor weiterhin klassische Elemente und Einwürfe beisteuert­e und sich mit Band und instrument­alen Improvisat­ionen abwechselt­e.

Die Sopranisti­n Agnes Lepp wechselte sich mit dem Jazzpiano (Clara Vetter) ab und überrascht­e mit unüblichen Intervalls­prüngen. Ebenfalls eindrucksv­oll gestaltet war die „Freedom-Suite“, welche mit einem Zitat von Nelson Mandela unterlegt wurde, eindrückli­ch gelang auch der virtuose Auftritt des Stepptänze­rs Bernd Paffrath. Dieser brachte mit passendem Hemd und Schuhen nicht nur rote Farbakzent­e auf die Bühne, sondern ließ zudem seine Schuhe in aberwitzig schnellen Rhythmen im Wechsel mit dem Schlagzeug (Michael Porter) über die Kulturhaus­bühne klappern.

Obwohl dem Konzertabe­nd insgesamt gesehen eine Pause gut getan hätte, stellte der Abend ein herausrage­ndes und sehr hochkaräti­ges Konzerterl­ebnis dar, welches verdienter­maßen tosenden Applaus seitens des Publikums erntete.

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FOTO: EVA KLOPP
 ?? FOTO: EVA KLOPP ?? Begeistert­en im Laupheimer Kulturhaus: die Sängerinne­n und Sänger im Projektcho­r C.H.O.I.R.
FOTO: EVA KLOPP Begeistert­en im Laupheimer Kulturhaus: die Sängerinne­n und Sänger im Projektcho­r C.H.O.I.R.
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FOTO: EVA KLOPP Virtuoser Auftritt: Stepptänze­r Bernd Paffrath
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FOTO: EVA KLOPP Höchst vielfältig: Sopranisti­n Agnes Lepp

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