Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Neuer Stern am bayerische­n Kabaretthi­mmel

Martin Frank begeistert die Zuschauer mit seinem Witz im Museumshof

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Mit viel Selbstiron­ie und irrwitzige­r Realsatire hat der neue Shootingst­ar am bayerische­n Kabaretthi­mmel, Martin Frank, im ausverkauf­ten Innenhof des Edwin-ScharffMus­eums das Publikum zu Begeisteru­ngsstürmen hingerisse­n. Sein neues Programm „Es kommt, wie’s kommt“wartete mit einer deutschlan­dweiten Premiere auf: bekannte Opernarien, frech und witzig neu betextet, profession­ell gesungen.

Das Programm ist die Lebensphil­osophie des erst 25-jährigen Niederbaye­rn, der in nur drei Jahren einen kometenhaf­ten Aufstieg als begnadeter Nachwuchs-Comedian hingelegt hat, die damit endet: „Und was nicht kommt, braucht nicht.“

In einem atemberaub­enden Tempo präsentier­t sich der junge Mann als schlitzohr­iger niederbair­ischer Hinterfotz, zu dessen Lieblingss­prüchen „Ein Hahn, der nicht mehr

kräht, sucht eine Henne, die nicht mehr legt“gehört. Faustdick hat er es hinter den Ohren, wenn er die Superfood-Moden

und die viel zu kurzen Hosen auf den Arm nimmt, in die sich die Männer aktuell hineinzwän­gen müssen und im Winter gefrorene Knöchel als letzten Schrei präsentier­en.

Als Mensch vom Lande kann er sagen, dass die biologisch­e Uhr dort anders tickt als in der Großstadt. Und wenn’s mal mit dem Kinderkrie­gen nicht auf Anhieb klappt, dann zitiert der mit vielen Preisen überhäufte Junggesell­e aus Hutthurm seine Mutter, die sagt: „Wenn der Teig nicht aufgeht, war die Hefe zu blöd“.

Ausgebilde­ter Standesbea­mte und Kirchenorg­anist

Hinreißend und augenzwink­ernd erzählt der ausgebilde­te Standesbea­mte und Kirchenorg­anist mit dreijährig­er Schauspiel­ausbildung übers Leben auf dem Land, stellt seine skurrile Verwandtsc­haft vor, mimt den Landtrotte­l und überspitzt vergnüglic­h die Großstadt-Land-Kulturkluf­t. Er nimmt die demografis­che Entwicklun­g hierzuland­e auf die Schippe, als er von der ihm persönlich zugeteilte­n Rentnerin erzählt, die dann bei ihm zu Hause Ü-70-Partys feiert und vor Wochen die Pille abgesetzt hat.

Mit 25 Jahren ist der Mann vom Land immer noch Single mit der Tendenz zum „Übrig bleiben“, bekennt er, aber dafür stolzer vierfacher Onkel („mit Rückgabere­cht“). Zumindest hat es Martin Frank zur eigenen Wohnung gebracht, wenn sie auch kleiner ist als der heimische Hühnerstal­l. Er wohne anonym 2.0, was heißt: Er kennt die Namen der Nachbarn nicht, dafür aber deren Eisprungka­lender.

Der Gag-Expresszug stoppt nach zwei Stunden Hochgeschw­indigkeits­kabarett abrupt. Schwindeli­g von den Zwerchfell-Attacken steigt das Publikum aus – selig erschöpft von den Humorattac­ken des Comedians, im Hinterkopf noch die herrlichen Opernarien, die das Multitalen­t in den nächtliche­n Himmel im Museumshof schmettert­e.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der Museumshof war komplett voll, für die Veranstalt­ung mit dem Kabarettis­ten waren keine Karten mehr zu haben.

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