Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neuer Stern am bayerischen Kabaretthimmel
Martin Frank begeistert die Zuschauer mit seinem Witz im Museumshof
ULM - Mit viel Selbstironie und irrwitziger Realsatire hat der neue Shootingstar am bayerischen Kabaretthimmel, Martin Frank, im ausverkauften Innenhof des Edwin-ScharffMuseums das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Sein neues Programm „Es kommt, wie’s kommt“wartete mit einer deutschlandweiten Premiere auf: bekannte Opernarien, frech und witzig neu betextet, professionell gesungen.
Das Programm ist die Lebensphilosophie des erst 25-jährigen Niederbayern, der in nur drei Jahren einen kometenhaften Aufstieg als begnadeter Nachwuchs-Comedian hingelegt hat, die damit endet: „Und was nicht kommt, braucht nicht.“
In einem atemberaubenden Tempo präsentiert sich der junge Mann als schlitzohriger niederbairischer Hinterfotz, zu dessen Lieblingssprüchen „Ein Hahn, der nicht mehr
kräht, sucht eine Henne, die nicht mehr legt“gehört. Faustdick hat er es hinter den Ohren, wenn er die Superfood-Moden
und die viel zu kurzen Hosen auf den Arm nimmt, in die sich die Männer aktuell hineinzwängen müssen und im Winter gefrorene Knöchel als letzten Schrei präsentieren.
Als Mensch vom Lande kann er sagen, dass die biologische Uhr dort anders tickt als in der Großstadt. Und wenn’s mal mit dem Kinderkriegen nicht auf Anhieb klappt, dann zitiert der mit vielen Preisen überhäufte Junggeselle aus Hutthurm seine Mutter, die sagt: „Wenn der Teig nicht aufgeht, war die Hefe zu blöd“.
Ausgebildeter Standesbeamte und Kirchenorganist
Hinreißend und augenzwinkernd erzählt der ausgebildete Standesbeamte und Kirchenorganist mit dreijähriger Schauspielausbildung übers Leben auf dem Land, stellt seine skurrile Verwandtschaft vor, mimt den Landtrottel und überspitzt vergnüglich die Großstadt-Land-Kulturkluft. Er nimmt die demografische Entwicklung hierzulande auf die Schippe, als er von der ihm persönlich zugeteilten Rentnerin erzählt, die dann bei ihm zu Hause Ü-70-Partys feiert und vor Wochen die Pille abgesetzt hat.
Mit 25 Jahren ist der Mann vom Land immer noch Single mit der Tendenz zum „Übrig bleiben“, bekennt er, aber dafür stolzer vierfacher Onkel („mit Rückgaberecht“). Zumindest hat es Martin Frank zur eigenen Wohnung gebracht, wenn sie auch kleiner ist als der heimische Hühnerstall. Er wohne anonym 2.0, was heißt: Er kennt die Namen der Nachbarn nicht, dafür aber deren Eisprungkalender.
Der Gag-Expresszug stoppt nach zwei Stunden Hochgeschwindigkeitskabarett abrupt. Schwindelig von den Zwerchfell-Attacken steigt das Publikum aus – selig erschöpft von den Humorattacken des Comedians, im Hinterkopf noch die herrlichen Opernarien, die das Multitalent in den nächtlichen Himmel im Museumshof schmetterte.