Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Linke bekommt Wahlkampfh­ilfe aus Thüringen

Ministerpr­äsident Ramelow spricht über die Zusammenar­beit mit Bayern

- Von Ariane Attrodt

NEU-ULM (sz) - Es dauerte keine Minute, da bot Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Die Linke) das „Du“an. Schließlic­h sei er als „Wahlkämpfe­r“zur Veranstalt­ung des Kreisverba­nds der Partei angereist. Ramelow, der zweite Ministerpr­äsident der Partei Die Linke überhaupt in Deutschlan­d, soll Schützenhi­lfe für den anstehende­n bayerische­n Landtagswa­hlkampf geben und sprach gestern im Schlössle in Offenhause­n zum Thema „Was bringt Rot-Rot-Grün den Menschen in Thüringen?“.

Ramelow erzählt davon dass, in Thüringen endlich die Bruttolöhn­e steigen und die Arbeitslos­enquote die niedrigste unter den neuen Bundesländ­ern sei. Seit dem vergangene­n Jahr ist das letzte Kindergart­enjahr in Thüringen beitragsfr­ei. 15 Millionen Euro wurden dafür investiert. Für den ehemaligen Gewerkscha­fter Ramelow ist das aber nur ein erster Schritt: „Ich möchte, dass die Kinderbetr­euung beitragsfr­ei ist – für jedes Kind in Deutschlan­d.“Stattdesse­n, so der 62-Jährige weiter, solle man auf das Ehegatten-Splitting verzichten.

Zwischen Thüringen und dem Nachbarn Bayern gebe es in vielen Dingen eine gute Zusammenar­beit – so plant man derzeit eine stillgeleg­te Eisenbahnv­erbindung zwischen den beiden Bundesländ­ern, die „Höllentalb­ahn“, zu reaktivier­en. Beim Thema Strom sei Bayern sogar auf Thüringen angewiesen: „Wenn wir München vor einem Blackout retten wollen, brauchen wir Thüringen.“Denn dort stehe das größte Pumpspeich­erwerk Europas. Und deshalb sollte man gemeinsame Sache machen und „nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden“.

Zur AfD und insbesonde­re zu Bernd Höcke, Fraktionsv­orsitzende­r im Thüringer Landtag, findet er deutliche Worte: „Der redet nicht nur wie Göbbels, der ist auch so.“Und stelle es hinterher so dar, als habe man ihn nur falsch verstanden. Erst vor Kurzem habe der thüringisc­he Ministerpr­äsident gemeinsam mit Jugendlich­en Ausschwitz besucht. „Wir müssen uns dieser Verantwort­ung stellen“, betont Ramelow mit Blick auf die NS-Zeit.

Seinen bayerische­n Parteigeno­ssen wünsche er von Herzen, den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. „Auch der bayerische Landtag braucht eine linke Kraft.“Im kommenden Jahr ist Ramelow selbst wieder aktiv im Wahlkampf, dann finden die Landtagswa­hlen in Thüringen statt. Und obwohl er sich die Mitgliedsc­haft in keiner anderen Partei vorstellen könnte als in der Linken, betont Ramelow: „Wir treten dort als Rot-Rot-Grün an.“Und schließt damit den Kreis zu einer Aussage, die er recht am Anfang seiner Rede getätigt hat: „Wenn es mit den Inhalten passt, dann ist mir das Parteibuch egal.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Linke: Zu Gast im Wahlkampf im Gasthaus Schlössle war Bodo Ramelow, Ministerpr­äsident des Freistaate­s Thüringen.

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