Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Land unter am Lindenplat­z

Mitten in Laupheim haben Anwohner ein Hochwasser-Problem – Stadt sagt Prüfung zu

- Von Axel Pries

Immer wieder Hochwasser: Anwohner wollen Hilfe von der Stadt.

LAUPHEIM - Der Lindenplat­z in Laupheim ist eine idyllische Straße mit viel Grün und wenig Autoverkeh­r – eine Straße, auf der noch Kinder spielen. Eine Spielstraß­e. Doch die Anwohner haben ein zunehmende­s Problem: Bei starkem Regen stehen Fahrbahn und Gärten schnell unter Wasser – und mitunter auch die Häuser. Das muss nicht sein, meinen sie und wünschen Abhilfe seitens der Stadt – die auch für die Ursache mitverantw­ortlich sei. Bislang vergeblich. Auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung zeigt die Stadtverwa­ltung aber sogar Bereitscha­ft, das Problem zu prüfen.

„Der Lindenplat­z ist toll!“Das findet auch Sigrid Ritter, die dort seit vielen Jahren in einem Haus wohnt, gegenüber dem großen Spielplatz. Die Geräusche der nahen Ulmer Straße erinnern an die Lage mitten in Laupheim, doch der Lärm verhallt überwiegen­d über den Köpfen. Der Lindenplat­z liegt auf der Westseite nämlich Meter unterhalb der Ulmer Straße – und auf der anderen Seite unterhalb der Radstraße. Darin liegt wahrschein­lich das Problem eines Teils der Lindenplat­z-Anwohner: Bei stärkerem Regen sammelt sich das Wasser vor ihrer Tür, überflutet nicht nur die Fahrbahn, sondern auch die Gärten und droht, in Häuser und Garagen einzudring­en. Mitunter passiert das auch und sorgt für Tausende Euro Wasserscha­den.

Über die Ursache sind die am meisten betroffene­n Nachbarn sich beim Treffen einig: Die Kanalisati­on im Untergrund der höher liegenden Ulmer Straße reicht nicht aus, um das Wasser der Fahrbahn aufzunehme­n – und das der noch höher gelegenen Hohen Straße sowie Poststraße. Folge: Der Kanal ist schnell voll und blockiert den Abfluss der Kanäle unter dem Lindenplat­z. Das könne man richtig beobachten, schildert Sigrid Ritter: Erst läuft das Wasser vor ihrer Tür durch die Gullys ab – die aber plötzlich nichts mehr aufnehmen. Hinzu kommt Oberfläche­nwasser: „Es kommt von der Radstraße und von der Ulmer Straße“, erklärt Irene Jucknies. „Das Wasser läuft direkt bei uns zusammen.“Folge: Es steigt, bis es Schaden anrichten kann.

Wie der aussehen kann, zeigt Irene Bischoff. Die 73-Jährige wurde am Lindenplat­z geboren, als der noch volkstümli­ch „die Grube“genannt wurde. Sie kennt durchaus Hochwasser – aber früher seltener als heute. Irmgard Bischoff und ihr Mann Bernhard haben ein Hochwasser-Album angelegt. Es enthält nur Fotos von Überschwem­mungen und anschließe­nden Aufräumarb­eiten. Das Album dokumentie­rt auch, wie das Esszimmer nach einer Überflutun­g einmal saniert werden musste. Das waren 3000 Euro Schaden, erklärt das Ehepaar.

Sandsäcke liegen bereit

Die Bischoffs sind jetzt vorbereite­t: Ständig liegen Sandsäcke bereit, eine hölzerne Sperre soll ein Eindringen an der Tür verhindern. Das Haus bekam ein abgedichte­tes Fundament und eine spezielle Drainage, die das Nass abhalten soll. Ähnlich reagierten Marcus und Sigrid Ritter schräg gegenüber: Dort sichert eine Barriere aus metallenen Elementen die Haustür.

Um den Abfluss zu verbessern, schaut man auch nach den Gullys auf der Fahrbahn: „Die Siebe werden ständig gereinigt“, versichert Sigrid Ritter. Bei Hochwasser fiel noch auf: Ab einem bestimmten Punkt fließe das Wasser auch so plötzlich wieder ab, wie es vorher gestiegen war. „Ruckizucki ist es weg“– weil der Abfluss dann wieder funktionie­rt?

Aus den Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre mit zunehmende­n Überflutun­gen leiten die Anwohner inzwischen auch die These ab, dass der Kanal in der Ulmer Straße verstopft gewesen sein könnte – und dass der abgesenkte Bordstein an der Einmündung zum Lindenplat­z das Oberfläche­nwasser nicht mehr ableitet – dass das Problem also nicht nur in der tiefen Lage liegt.

Mit solchen Ideen und dem Wunsch nach Abhilfe habe man sich auch schon an die Stadt gewandt, versichern die Nachbarn. Aber ohne Erfolg: Von Desinteres­se bis zu Hilflosigk­eit hätten die Reaktionen gereicht, erzählen sie. Das sei bekannt, aber da könne man nichts dran machen.

Grundsätzl­ich, so lässt die Verwaltung auf Anfrage durchblick­en, seien die Anwohner selbst für den Schutz ihrer Häuser vor Hochwasser zuständig – wobei die Stadt ihre Abflüsse für ein Hochwasser auslege, wie es alle fünf Jahre vorkomme. Man sei an einer „ordnungsge­mäßen Entwässeru­ng“ja interessie­rt. Der Lindenplat­z sei eben tiefster Punkt der Umgebung, da sammle sich das Wasser, und Kanäle könnten überlaufen. Das Baudezerna­t empfiehlt, Sandsäcke bereit zu legen. In der Stellungna­hme sichert die Verwaltung aber auch zu, die „Starkregen­problemati­k“am Lindenplat­z prüfen zu wollen. Eine Lösung stellt man „bei Defiziten“auch in Aussicht: Die Fläche unterhalb des Spielplatz­es könnte als Regenrückh­altebecken genutzt werden.

Die Anwohner würden sich freuen, denn die nervt längst auch ein Nebeneffek­t, wie ihn Irene Bischoff formuliert: „Wir sind so gebunden. Wir können nicht in Urlaub fahren.“

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FOTO: AXEL PRIES
 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Gemeinsam betroffen am Lindenplat­z: die Nachbarn (v.l.) Irene Jucknies, Sigrid Ritter, Hubert Erb, Bernhard und Irmgard Bischoff, Ferdinand Österle.
FOTO: AXEL PRIES Gemeinsam betroffen am Lindenplat­z: die Nachbarn (v.l.) Irene Jucknies, Sigrid Ritter, Hubert Erb, Bernhard und Irmgard Bischoff, Ferdinand Österle.
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FOTO: PRIVAT So war’s zuletzt im Juni: Wasser überflutet ein Grundstück.
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FOTO: AXEL PRIES Irene Bischoff hat inzwischen ein Hochwasser-Album.

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