Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Werke führen in den Dialog mit Gott

Sommerauss­tellung im Kloster Sießen von Sylvia Vandermeer geht noch bis 14. September

- Von Eugen Kienzler

SIESSEN - Die Sommerauss­tellung im Torhaus des Klosters Sießen widmet sich den Werken einer der bedeutends­ten zeitgenöss­ischen Malerinnen der christlich­en Kunst. Unter dem Titel „Auf du und du mit Gott im Gespräch“führen Werke von Sylvia Vandermeer die Besucher hinein in einen Dialog, der sich über den Moment hinaus fortsetzt. Bei der Vernissage war auch die Künstlerin anwesend.

Wie sehr Zufälle Wege bereiten können, zeigt gerade diese Ausstellun­g. Im Vorfeld der letzten Ikonenauss­tellung schilderte ihre Schwester M. Ingrid, dass sie Besuch von einer Künstlerin bekäme. Und eben diese Künstlerin war Professori­n Sylvia Vandermeer, die mit ihrem Mann ihre langjährig­e Bekannte im Kloster Sießen besuchte. Dabei entstand dann auch die Idee dieser Ausstellun­g. Die Exponate aus dem Bilderzykl­us „Die Betenden“, ein Bild aus der Serie „Atemholen im Glauben“und die Bildkreuze haben dazu den Weg von der Ostseeinse­l Rügen, dem Wohnund Arbeitsort von Sylvia Vandermeer, ins Oberschwäb­ische gemacht. „Als Malerin ist mein Ziel, wirkliche Menschen zu zeigen im intimsten Moment, in dem sie aus ihrem Innersten heraus Gott schauen,“so die Künstlerin.

Ausdruckss­tarke Stelenbild­er

In dem Projekt „Die Betenden“, das europaweit bei Ausstellun­gen eine Million Besucher anlockte, hat sie in ausdruckss­tarken Stelenbild­ern, im Stil des Fotorealis­mus, die auf eindrucksv­olle Weise Aufbrüche oder Wendepunkt­e im Leben von Menschen zeigen, verarbeite­t. Aufbruch und Wendepunkt­e prägen auch die Lebensgesc­hichte von Sylvia Vandermeer. Nach einem betriebswi­rtschaftli­chen Studium lehrte und habilitier­te sie an der Wirtschaft­suniversit­ät in Wien. Ihre wirtschaft­lich sichere Position gab sie auf, um ihrer Leidenscha­ft, der Malerei, sich voll und ganz zu widmen. Als Meistersch­ülerin bei Michael Fuchs und Daniel Friedemann und nach Studienauf­enthalten in Italien setzte sie sich auch wissenscha­ftlich mit der Bildenden Kunst auseinande­r, was 2008 durch die Verleihung einer Professur von der Donau-Universitä­t Krems gewürdigt wurde.

Die Stelenbild­er schmücken mittlerwei­le den Bautzner Dom, die größte Simultanki­rche Deutschlan­ds. Reprodukti­onen mit Begleittex­ten von Pater Anselm Grün, dem Cellar der Benediktin­erabtei Münstersch­warzach und einer der meistgeles­enen christlich­en Autoren der Gegenwart, laden bei der Sießener Ausstellun­g ein, von der äußeren Ebene des Betrachten­s in die innere Ebene des Schauens zu wechseln. Für einen meditative­n Moment der Ausstellun­g sorgt auch der Raum im Raum mit dem „Labyrinth von Chartres“.

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