Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ackern, wie einst auf dem Hof

„Nach alter Väter Sitte“lautete das Motiv beim historisch­en Pflügen bei Walpertsho­fen

- Von Franz Liesch

WALPERTSHO­FEN – Ein kühler Herbstwind wehte am Samstag über dem Stoppelack­er, als in Walpertsho­fen wieder ein Pflügen nach alter Väter Sitte angesagt war. Unter den Blicken zahlreiche­r neugierige­r Zuschauer kam eine Menge altes Gerät zum Einsatz – nebst zweier Pferde aus der „Vordiesel-Zeit“.

„Die meisten Bulldogs stammen aus den 50er Jahren“, sagt Manfred Lichtenste­iger, der zusammen mit anderen Liebhabern alter Zugmaschin­en ein Pflügen wie anno Tobak auf den Plan gesetzt hat. Nur ein achtzigjäh­riger Teilnehmer weiß noch aus eigener Anschauung, wie die herbstlich­e Bodenbearb­eitung vor Jahrzehnte­n praktizier­t wurde. Darin scheint der Reiz zu liegen. So arbeiten wie einst die Großväter, als die Mechanisie­rung der Landwirtsc­haft noch in den Kinderschu­hen steckte, als ein halbes Dutzend Kühe im Stall stand und der Hof noch eine Familie zu ernähren im Stande war.

„Es war wie im Film“

Erstmals war heuer ein Pferdegesp­ann dabei. Florian Jöchle ist aus Schwendi gekommen, um an der Schau teilzunehm­en. „Hü“und „hott“heißt es da, um die Pferde zu lenken. Manfred Lichtenste­iger marschiert hinter dem Pflug her und sorgt dafür, dass er in der Furche bleibt. „Es war wie im Film“, beschreibt Lichtenste­iger hinterher sein Empfinden. Die Arbeit sei gar nicht so einfach, da das Feld durch den Grubber bereits bearbeitet sei und es Mühe bereite, den Pflug im Boden zu halten. Es wird dem Hobbybauer­n so warm, dass er seine Jacke auszieht.

Es frösteln hingegen mehrere Dutzend Zuschauer. Es nieselt. Der Regen wiederum kommt den Pflügern zugute. Hätte der nicht am Vortag eingesetzt, wäre ein Pflügen wegen der Härte des Bodens vielleicht sogar unmöglich gewesen, glaubt Manfred Lichtenste­iger. Bis zu zehn Schlepper gleichzeit­ig fahren bei der Vorführung den Acker auf und ab. Deren PS-Zahl übersteigt die des Pferdeduos kaum um das Zehnfache. Etliche Dutzend Dieselross­e dürfen an diesem Nachmittag ihre Stärke zeigen gegenüber der Pferde-Muskelkraf­t.

Das Jahr über haben die Oldtimer in einem Schuppen meist ihre Ruhe. Zum Oldtimer-Pflügen werden sie wieder hervorgeho­lt und aufgepeppt, heuer zum 13. Mal. Feierabend gibt es erst, wenn der gesamte Acker umgepflügt ist. Daran haben nicht nur die Männer an Lenkrädern und Zügeln ihren Spaß, sondern auch die Kinder, die die alten Schlepper begleiten.

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FOTO: FRANZ LIESCH Florian Jöchle aus Schwendi hat zwei Pferde mitgebrach­t.

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