Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Persönliche Mission: Menschen schützen
Theresa Madlener und Michael Ochs erzählen, warum Polizist ihr Traumberuf ist
BIBERACH - Sie sind größer als 1,60 Meter, verfügen über eine gute körperliche Fitness und haben einen guten Leumund: Theresa Madlener und Michael Ochs, beide 21 Jahre alt, sind Anfang dieser Woche in ihre Ausbildung bei der Polizei gestartet. Vor ihnen liegen 30 Monate, in denen sie das Rüstzeug für die Arbeit im mittleren Polizeidienst erhalten. Erste Station ist für ein Jahr der Standort der Hochschule für Polizei in Biberach. Der Weg bis zur tatsächlichen Ausübung ihres Traumberufs ist abwechslungsreich – und fordernd.
Formulare ausfüllen, eine Urinprobe beim polizeiärztlichen Dienst abgeben, die Zimmer beziehen – gleich am ersten Tag hatten die angehenden Polizisten ein straffes Programm zu bewältigen. Zwölf Monate lang wird der Standort in Biberach fortan ihr Zuhause sein, weil die Ausbildung wie ein Internatsbetrieb funktioniert. Damit soll die Teamfähigkeit auch außerhalb der Unterrichtszeiten gefördert werden. Denn im Polizeiberuf kommt es auch darauf an, eng mit Kollegen zusammenzuarbeiten und auf Menschen eingehen zu können.
Beruflich umorientiert
Für Theresa Madlener und Michael Ochs ist der Umgang mit Menschen ein ganz entscheidender Grund gewesen, warum sie sich bei der Polizei um eine Ausbildung beworben hatten. Michael Ochs hatte zuvor eine Ausbildung als Industriemechaniker gemacht, der Kontakt zu Menschen fehlte ihm dabei aber. „Bei der Polizei hat man mit Menschen zu tun. Egal, ob es ums Schützen oder Helfen geht“, sagt der 21-Jährige aus Bad Saulgau. Zudem sei ihm der Beruf quasi in die Wiege gelegt worden. Der Vater ist als Ausbilder am Biberacher Standort tätig, die Mutter arbeitet auf dem Revier in Bad Saulgau. „Auch mein Opa war schon bei der Polizei“, so Michael Ochs. Familie und Freunde hätten sich mit ihm sehr gefreut, als die Zusage für den Ausbildungsplatz kam.
Ähnlich war das bei Theresa Madlener. „Es war von Anfang an mein Berufswunsch, weil es ein abwechslungsreicher, spannender und interessanter Job ist“, sagt die 21-Jährige aus Bad Schussenried. Zudem sei der Polizeiberuf krisensicher. Seit wann sie diesen Berufswunsch hegt, weiß sie nicht im Detail. Aber: Je mehr sie sich durch Dokumentationen und Broschüren über den Polizeiberuf informierte, desto größer wurde der Traum von einer beruflichen Karriere bei der Polizei. Anfänglich spielte die junge Frau noch mit dem Gedanken, zwischen Ausbildungs- und Wohnort täglich zu pendeln. Denn wer im näheren Umkreis wohnt, muss nicht zwingend in der Hochschule schlafen. Doch jetzt möchte auch sie sich um ein Zimmer auf dem Campus bemühen, um den Teamgedanken besser umsetzen zu können.
Auf Theorie folgt Praxis
Wie lässt sich eine Kneipenschlägerei schlichten? Auf welcher Gesetzesgrundlage handeln die Einsatzkräfte? Und wie ist im Dienst mit einer Waffe umzugehen? Das sind unter anderem Themen, mit welchen sich die rund 200 neuen Polizeischüler in Biberach in den nächsten Monaten auseinandersetzen werden. Nach einem Jahr Theorie geht es dann hinaus in die jeweiligen Heimatreviere. Dort gilt es, dass Gelernte in die Praxis umzusetzen. Danach kehren sie für sechs Monate an das Institut für Ausbildung und Training zurück, um sich auf die Laufbahnprüfung für den mittleren Polizeidienst vorzubereiten. Wenn sie diese erfolgreich absolviert haben, dürfen sie sich „Polizist“nennen.
Bis dahin ist es für die beiden Anwärter noch ein weiter Weg. Eine Uniform tragen sie derzeit nicht, weil diese noch angepasst werden muss. Spätestens bei der Vereidigung Ende November werden sie in der blauen Dienstkleidung zu sehen sein, wenn sie die Hand zum Schwur heben. Beide sind voller Vorfreude darauf, was sie in den kommenden Monaten erwartet. „Ich bin am meisten auf die Schießübungen und den Ablauf des Sportprogramms gespannt“, sagt Theresa Madlener. Angst, dass gerade sie als Frau Zielscheibe bei Einsätzen werden könnte, hat sie nicht. „Mit Angst sollte man nicht an die Sache herangehen“, sagt sie. Vielmehr sollte man mit Respekt den Herausforderungen begegnen: „Und durch das Krafttraining weiß man sich dann auch als Frau gegenüber Männern durchzusetzen.“
Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften ist ein Thema, über das sich auch der Nachwuchs Gedanken macht. „Man macht sich schon etwas Sorgen“, sagt Michael Ochs, der später einmal in einer größeren Stadt arbeiten möchte. Fernsehaufnahmen zeigten zur Genüge, wie Polizisten in der Öffentlichkeit attackiert würden. „Auch meine Eltern sagen, dass der Respekt vor der Polizei etwas gesunken ist“, schildert der Saulgauer. Trotzdem schrecke ihn dies nicht von einer Laufbahn im Polizeidienst ab. Theresa Madlener und er sind sich einig: Durch die Ausbildung lernen sie, wie man sich in brenzligen Situationen verhält und gegebenenfalls schützt.