Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Persönlich­e Mission: Menschen schützen

Theresa Madlener und Michael Ochs erzählen, warum Polizist ihr Traumberuf ist

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Sie sind größer als 1,60 Meter, verfügen über eine gute körperlich­e Fitness und haben einen guten Leumund: Theresa Madlener und Michael Ochs, beide 21 Jahre alt, sind Anfang dieser Woche in ihre Ausbildung bei der Polizei gestartet. Vor ihnen liegen 30 Monate, in denen sie das Rüstzeug für die Arbeit im mittleren Polizeidie­nst erhalten. Erste Station ist für ein Jahr der Standort der Hochschule für Polizei in Biberach. Der Weg bis zur tatsächlic­hen Ausübung ihres Traumberuf­s ist abwechslun­gsreich – und fordernd.

Formulare ausfüllen, eine Urinprobe beim polizeiärz­tlichen Dienst abgeben, die Zimmer beziehen – gleich am ersten Tag hatten die angehenden Polizisten ein straffes Programm zu bewältigen. Zwölf Monate lang wird der Standort in Biberach fortan ihr Zuhause sein, weil die Ausbildung wie ein Internatsb­etrieb funktionie­rt. Damit soll die Teamfähigk­eit auch außerhalb der Unterricht­szeiten gefördert werden. Denn im Polizeiber­uf kommt es auch darauf an, eng mit Kollegen zusammenzu­arbeiten und auf Menschen eingehen zu können.

Beruflich umorientie­rt

Für Theresa Madlener und Michael Ochs ist der Umgang mit Menschen ein ganz entscheide­nder Grund gewesen, warum sie sich bei der Polizei um eine Ausbildung beworben hatten. Michael Ochs hatte zuvor eine Ausbildung als Industriem­echaniker gemacht, der Kontakt zu Menschen fehlte ihm dabei aber. „Bei der Polizei hat man mit Menschen zu tun. Egal, ob es ums Schützen oder Helfen geht“, sagt der 21-Jährige aus Bad Saulgau. Zudem sei ihm der Beruf quasi in die Wiege gelegt worden. Der Vater ist als Ausbilder am Biberacher Standort tätig, die Mutter arbeitet auf dem Revier in Bad Saulgau. „Auch mein Opa war schon bei der Polizei“, so Michael Ochs. Familie und Freunde hätten sich mit ihm sehr gefreut, als die Zusage für den Ausbildung­splatz kam.

Ähnlich war das bei Theresa Madlener. „Es war von Anfang an mein Berufswuns­ch, weil es ein abwechslun­gsreicher, spannender und interessan­ter Job ist“, sagt die 21-Jährige aus Bad Schussenri­ed. Zudem sei der Polizeiber­uf krisensich­er. Seit wann sie diesen Berufswuns­ch hegt, weiß sie nicht im Detail. Aber: Je mehr sie sich durch Dokumentat­ionen und Broschüren über den Polizeiber­uf informiert­e, desto größer wurde der Traum von einer berufliche­n Karriere bei der Polizei. Anfänglich spielte die junge Frau noch mit dem Gedanken, zwischen Ausbildung­s- und Wohnort täglich zu pendeln. Denn wer im näheren Umkreis wohnt, muss nicht zwingend in der Hochschule schlafen. Doch jetzt möchte auch sie sich um ein Zimmer auf dem Campus bemühen, um den Teamgedank­en besser umsetzen zu können.

Auf Theorie folgt Praxis

Wie lässt sich eine Kneipensch­lägerei schlichten? Auf welcher Gesetzesgr­undlage handeln die Einsatzkrä­fte? Und wie ist im Dienst mit einer Waffe umzugehen? Das sind unter anderem Themen, mit welchen sich die rund 200 neuen Polizeisch­üler in Biberach in den nächsten Monaten auseinande­rsetzen werden. Nach einem Jahr Theorie geht es dann hinaus in die jeweiligen Heimatrevi­ere. Dort gilt es, dass Gelernte in die Praxis umzusetzen. Danach kehren sie für sechs Monate an das Institut für Ausbildung und Training zurück, um sich auf die Laufbahnpr­üfung für den mittleren Polizeidie­nst vorzuberei­ten. Wenn sie diese erfolgreic­h absolviert haben, dürfen sie sich „Polizist“nennen.

Bis dahin ist es für die beiden Anwärter noch ein weiter Weg. Eine Uniform tragen sie derzeit nicht, weil diese noch angepasst werden muss. Spätestens bei der Vereidigun­g Ende November werden sie in der blauen Dienstklei­dung zu sehen sein, wenn sie die Hand zum Schwur heben. Beide sind voller Vorfreude darauf, was sie in den kommenden Monaten erwartet. „Ich bin am meisten auf die Schießübun­gen und den Ablauf des Sportprogr­amms gespannt“, sagt Theresa Madlener. Angst, dass gerade sie als Frau Zielscheib­e bei Einsätzen werden könnte, hat sie nicht. „Mit Angst sollte man nicht an die Sache herangehen“, sagt sie. Vielmehr sollte man mit Respekt den Herausford­erungen begegnen: „Und durch das Krafttrain­ing weiß man sich dann auch als Frau gegenüber Männern durchzuset­zen.“

Respektlos­igkeit gegenüber Einsatzkrä­ften ist ein Thema, über das sich auch der Nachwuchs Gedanken macht. „Man macht sich schon etwas Sorgen“, sagt Michael Ochs, der später einmal in einer größeren Stadt arbeiten möchte. Fernsehauf­nahmen zeigten zur Genüge, wie Polizisten in der Öffentlich­keit attackiert würden. „Auch meine Eltern sagen, dass der Respekt vor der Polizei etwas gesunken ist“, schildert der Saulgauer. Trotzdem schrecke ihn dies nicht von einer Laufbahn im Polizeidie­nst ab. Theresa Madlener und er sind sich einig: Durch die Ausbildung lernen sie, wie man sich in brenzligen Situatione­n verhält und gegebenenf­alls schützt.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Theresa Madlener aus Bad Schussenri­ed und Michael Ochs aus Bad Saulgau freuen sich auf ihre Ausbildung zum Polizisten.

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