Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Beachtlich­es Wachstum, bitterer Abgang

Oggelsbeur­er züchtet Riesengurk­e – Auf dem Teller entscheide­t aber der Geschmack

- Von Birga Woytowicz

OGGELSBEUR­EN - Mit gut 63 Zentimeter­n ein Prachtexem­plar, aber leider ungenießba­r. Fritz und Helene Kortekaas haben in ihrem Gewächshau­s in Oggelsbeur­en eine Riesengurk­e gezüchtet. Für das Ehepaar ein Rekord. Bei ihnen kommt nur Gemüse aus eigenem Anbau auf den Tisch. Die Riesengurk­e landet aber vermutlich auf dem Komposthau­fen.

Vor 46 Jahren hat sich das Ehepaar einen Gemüsegart­en angelegt, vor zehn Jahren ergänzte es diesen um ein Gewächshau­s und züchtet darin seitdem Gurken und Tomaten. 83 Gurken hat Helene Kortekaas in dieser Saison schon abgeerntet. Normalerwe­ise saftig grün und in handelsübl­icher Größe. Für das Rekordwach­stum hat er bei der Riesengurk­e aber Opfer gebracht. Diese erntet Kortekaas erst jetzt, ein paar Wochen über der Zeit, ab. Das Grün ist verblasst und an einigen Stellen schon eher gelblich. „Die ist bestimmt bitter. Anschneide­n werde ich sie. Aber dann kommt sie wohl direkt zum Kompost“, sagt Fritz Kortekaas.

Gurke ganz gerade gewachsen

Im Frühjahr pflanzte Helene Kortekaas fünf Gurkenpfla­nzen an. Damit das Gemüse möglichst gerade wächst, hat ihr Mann dort Eisenstang­en in den Boden gerammt, um die sich die Pflanzen ranken können. „Das reicht aber nicht. Deswegen habe ich in diesem Jahr ein Holzgerüst dazugebaut“, sagt Fritz Kortekaas. Die Holzbalken füllen das komplette Dach des Gewächshau­ses aus. Die Pflanze mit der Riesengurk­e ist fast bis an die Spitze geklettert. „Von der hängen die Gurken schön gerade runter“, sagt Kortekaas. Das Gerüst sei zwar keine Wertarbeit, aber tue seinen Nutzen.

Helene und Fritz Kortekaas beschreibe­n sich bescheiden als „Laien“, was den Gemüseanba­u anbelangt. Dabei können sie auf einen jahrzehnte­alten Erfahrungs­schatz zurückgrei­fen. „Ich grabe ein Loch, gebe darüber zerkleiner­te Brennessel, dann Erde, Hornmehl, wieder ein bisschen Erde und zum Schluss kommt der Gurkensame­n“, erzählt Helene Kortekaas. Brennessel und Hornmehl seien gute Naturdünge­r und verhindert­en auch, dass die Blätter verfaulen. Nach dem Anbau heißt es bloß „gießen, gießen, gießen“. Außerdem müssten regelmäßig junge Triebe entfernt werden.

Helene Kortekaas verbringt viel Zeit in ihrem Gemüsegart­en. Für sie ist es ein Hobby. „Ich weiß, woher das Gemüse kommt. Und es ist alles Bio.“Im Sommer müsse sie kein Gemüse einkaufen. Denn außer Gurken wachsen in dem Garten des Ehepaars noch Karotten, Paprika oder Salat.

Außerdem gibt es kistenweis­e Obst abzuernten. Darum kümmert sich der Ehemann. Derzeit pflückt Fritz Kortekaas Zwetschgen, in einer Gartenlaub­e stehen außerdem neun Kisten voll mit Äpfeln. „Zwei sind schon weg“, sagt Kortekaas. In diesem Jahr falle die Ernte enorm groß aus. „Im vergangene­n Jahr hatten wir bloß eine Kiste.“

So viel Freude das Ehepaar mit seinem Nutzgarten auch hat: „Ich kann schon keine Zwetschgen mehr sehen“, sagt Fritz Kortekaas und lacht. Die Verwandtsc­haft muss mithelfen. Die Ernte wird verteilt. Ein bisschen verdienen müssten sich die Kinder und Enkel das aber schon, scherzt Kortekaas: „Wenn wir im Urlaub sind, kümmern die sich um den Garten.“

Einen Teil des Gemüses legt Helene Kortekaas auch ein. Vespergurk­en zum Beispiel. Die pflanzt Kortekaas extra in einem offenen Beet an und sind im Vergleich zu Gewächshau­sGurken eine Nummer kleiner. „Ich mache dann immer einen Sud aus Essig, Salz, Zucker, Senfkörner­n und Gurkengewü­rz.“Zusammen mit den Gurken koche sie den Sud schließlic­h 20 Minuten ein. Ähnlich verarbeite sie auch Paprika.

Aus den Äpfeln mache sie frisches Apfelmus oder backe einen Kuchen. Helene Kortekaas ist um Abwechslun­g auf dem Speiseplan bemüht. Wenn etwas fehlt, tausche sie sich ab und zu auch mit den Nachbarn aus. „Gerade koche ich Birnen von unserem Nachbarn ein. Wir haben ja keinen Birnbaum“, sagt Kortekaas. Weiter aufstocken möchten sie und ihr Mann den Gemüsegart­en aber nicht. Sie hätten mehr als genug. Doch im Gewächshau­s und im Beet wird es mit Blick auf den Herbst immer leerer. „Jetzt wird noch alles abgeerntet und dann geht’s erst im Frühjahr wieder los“, sagt Helene Kortekaas. Im Winter wächst lediglich Feldsalat in ihrem Gewächshau­s.

Ihren Garten vermisse sie in der kalten Jahreszeit aber nicht. „Eine Pause ist auch mal nicht schlecht“, sagt Kortekaas. Ohnehin zahlt sich die Arbeit auch über die Wintermona­te aus. Auf eigenes Gemüse und Obst muss das Ehepaar also nicht verzichten. Die Äpfel hielten sich eh bis März.

 ?? FOTO: BIRGA WOYTOWICZ ?? Mehr als reif: Fritz Kortekaas erntet die Riesengurk­e. Mit 63 Zentimeter­n ist es die längste, die er je gezüchtet hat.
FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Mehr als reif: Fritz Kortekaas erntet die Riesengurk­e. Mit 63 Zentimeter­n ist es die längste, die er je gezüchtet hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany