Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Rhetorik „in Einzelteile aufgelöst“
Erwin Teufel würdigt Verdienste Alfred Langes und Alfons Bachers in der Stefanusgemeinschaft
HEILIGKREUZTAL - 1948 wurde die Stefanusgemeinschaft in Aulendorf von Alfred Lange gegründet. 1964 folgte Alfons Bacher ihm im Amt des Ersten Obmanns. An diesem Wochenende, zum 70-jährigen Bestehen der Gemeinschaft, gedachte Erwin Teufel, Ministerpräsident a. D., dieser beiden prägenden Persönlichkeiten mit einem Festvortrag. Als Stefanusfreund erlebte er selbst über 60 Jahre in der Gemeinschaft und verlieh seiner Rede in Heiligkreuztal mit eigenen Erinnerungen eine persönliche Note.
„Alfred Lange und Alfons Bacher – wegweisende Personen der Stefanusgemeinschaft“lautete der Titel des Festvortrags, den Teufel bei der politischen Tagung der Stefanusgemeinschaft in Heiligkreuztal hielt. Dass seine eigene Geschichte eng mit den beiden Persönlichkeiten zusammenhängt, wurde den mehr als 50 Besuchern schnell klar. So verdanke er seinen Beitritt in den Stefanuskreis Rottenmünster vor mehr als 60 Jahren insbesondere Lange: „Wir sind nicht in Konkurrenz mit den anderen Organisationen in der Kirche“, habe der ihm damals erklärt. Und die Mitgliedschaft habe sich gelohnt: „Ich habe weit mehr profitiert, als ich selbst einbringen konnte.“
Voller Anerkennung und Respekt sprach Teufel von Langes „unglaublicher Weitsicht“, seiner „geistigen Kraft und seinem Lebenswillen“. Lange habe sich schon früh mit Büchern auseinandergesetzt, sei aus der evangelischen Kirche ausgetreten und zunächst konfessionslos gewesen. Nachdem er im Krieg Furchtbares erlebt habe und verwundet zurückgekommen sei, habe er mit einigen gleichgesinnten Kameraden die Stefanusgemeinschaft gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits in die katholische Kirche konvertiert.
Für die Gemeinschaft war Lange täglich unterwegs, überzeugte vor allem mit seiner Redekunst, die sich in den drei wesentlichen Punkten der Stefanusgemeinschaft widerspiegelt: Glauben, Wissen und Reden. „Ich habe großen Respekt vor dieser Lebensleistung“, so Teufel. Die Sprecherziehung, die besonders in der Bildungsstätte in Heiligkreuztal noch heute von großer Bedeutung ist, habe Teufel bei Alfons Bacher erfahren.
Stellenangebote ausgeschlagen
In seinem Stefanuskreis habe Bacher „die Rhethorik in Einzelteile aufgelöst“. Er habe jedem Teilnehmer nach einem Beitrag erklärt, was gut und was verbesserungsfähig war. Überzeugen konnte er selbst jedoch ebenfalls: „Man ist an seinem Mund gehangen“, erinnerte sich Teufel. „Bacher war eine unglaubliche Bereicherung für die Stefanusgemeinschaft.“Auch deshalb wollte Teufel ihn für die CDU abwerben. Er habe ihm zwei Stellen angeboten, die Bacher ein weit höheres Gehalt und Karrierechancen geboten hätten. Doch Bacher schlug beide Angebote aus: „Ich kann die Stefanusgemeinschaft nicht verlassen“, habe Teufel zu hören bekommen.
Besonders die Leidenschaft und das Herzblut, die Bacher wie Lange in die Gemeinschaft, aber auch in die Bauarbeiten in Heiligkreuztal steckten, bewunderte Teufel: „Ich verneige mich vor zwei großen Persönlichkeiten.“Trotz der heute sinkenden Zahl der Stefanuskreismitglieder sei die Verantwortung der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Führungspersonen heute umso größer, Teufel würdigte das Engagement gebührend.
Im Hinblick auf die aktuelle politische Situation äußerte sich der Ministerpräsident a. D. zur Flüchtlingspolitik sowie zu rechtsradikalen Parteien in seiner Amtszeit und heute. Auch eine der zahlreichen Wortmeldungen, die seine Einstellung zur Kirche hinterfragte, beantwortete er ausführlich. Mit dem anschließenden Marienvesper endete die Tagung der Stefanusfreunde, die ganz im Zeichen des 70-jährigen Bestehens stand. Alfred Fraidling, Erster Obmann, bezeichnete das Wochenende als „eine Riesenbereicherung“und hoffte, nicht nur er „nehme sehr viel mit heim.“