Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Üben für den speziellen Löscheinsa­tz

Piloten vom Hubschraub­ergeschwad­er 64 und Feuerwehrl­eute trainieren Zusammenar­beit

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - Mit der trägen Wucht eines Schiffes schiebt sich der gewaltige Hubschraub­erkörper über die kleinen Gestalten am Boden, um die herum das Gras im Sturm der Rotoren sternförmi­g zu flüchten scheint. Die beiden Menschen heben das dicke Seil, haken es in das Pendant der CH 53 und rennen davon, derweil der sich steigernde Triebwerks­lärm verrät: Der Hubschraub­er will steigen und eine große Last mitnehmen, die im Ernstfall Leben, Hab und Gut retten kann: 5000 Liter Wasser. So etwas will trainiert sein.

Wenn in diesen Tagen Hubschraub­er des Geschwader­s 64 rote Tonnen über die Stadt tragen, dann gehören sie zu der Übung, die am Mittwoch und Donnerstag auf dem Fluggeländ­e stattfinde­t: „Clear Water“heißt sie im besten Bundeswehr­deutsch und hat durchaus aktuellen Bezug: Hubschraub­erbesatzun­gen trainieren zusammen mit zivilen wie den eigenen TRAUERANZE­IGEN Feuerwehrl­euten die Aufnahme und den Einsatz von Löschwasse­r – zur Bekämpfung etwa von Waldbrände­n. Dazu war eigens eine 13-köpfige Mannschaft der Flughelfer­einheit aus dem bayrischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratsha­usen angereist, in der Einsatzkrä­fte aus sechs Feuerwehre­n engagiert sind.

Bei dieser Übung geht es um Szenarien, wie sie es in diesem Sommer häufiger gegeben hat, erklärt der Leiter Albert Metsch. Tatsächlic­h habe die Einheit zwei bis drei Einsätze im Jahr, bei denen sie fliegende Löscheinhe­iten am Boden unterstütz­t. Das sei sehr wichtig, erklärt der Laupheimer Projektoff­izier Alexander Jauch als Organisato­r, denn ohne das Bodenperso­nal kann die Hubschraub­erbesatzun­g nicht viel ausrichten.

Daher stand der praxisnahe Ablauf an, dass ein Hubschraub­er zunächst einen der speziellen Löschbehäl­ter aufnimmt, damit zum Kieswerk Röhm bei Äpfingen fliegt und anschließe­nd ein Feuer auf dem Flughafeng­elände löscht, beziehungs­weise einen Teil des Wassers in einen Behälter ablässt, damit es die Feuerwehr benutzen könnte. Und das mehr als zehn Mal.

Ein Problem jedesmal: Der Pilot hat nach unten wenig Sicht, erklärt Alexander Jauch, der auch selbst Hubschraub­er fliegt. Schon wenn er sich dem roten Kübel auf 40 Meter nähert, verschwind­et der aus dem Sichtfeld. Ein Einweiser der Feuerwehr muss ihm dann den Weg zeigen, und ein Bordmechan­iker in der Bordtür rechts zeigt ihm die Höhe: „5 tief, 4 tief, 3 tief, Kontakt!“Ohne den Ausguck geht es nicht: „Der Bordtechni­ker im Laderaum ist der Rückspiege­l des Piloten“, erklärt der Projektoff­izier.

Auch das will trainiert sein: Der Einweiser am Boden muss schauen, dass er Blickkonta­kt zum rechten Piloten hält, der den Hubschraub­er steuert. Dass dieser Job nicht ohne ist, zeigt ein fehlerhaft­es Absetzmanö­ver: Mangels Signal setzte der Pilot den Kübel einmal 30 Meter vom geplanten Standort ab. Genau das soll die Übung bringen, sagt der Pilot Jauch. Schweben muss der Pilot alleine können. Aber ein Bodenziel punktgenau zu finden, braucht das Zusammensp­iel mit den Feuerwehrl­euten. Fingerspit­zengefühl muss ein Pilot dann mit 5,5 Tonnen Ladung in der Luft zeigen: Der Beschleuni­gungsdruck einer zu scharfen Kurve könnte das Trageseil reißen lassen.

Für den Donnerstag haben Bundeswehr und Soldaten noch eine Übung geplant, die harmlos klingt, aber Präzision erfordert: Einen der riesigen Löschbehäl­ter auf einem Schlitten im Hubschraub­er zu transporti­eren. Das ist Millimeter­arbeit, weiß der Organisato­r: „Das wurde zuletzt vor etlichen Jahren gemacht.“

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FOTOS: AXEL PRIES Das will geübt sein: Die CH 53 hat eine 5000-Liter-Tonne angehängt und steigt wieder. Feuerwehrl­eute bringen sich in Sicherheit.
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Im „Downwash“, dem tobenden Abwind der schwebende­n CH 53, hängen die Feuerwehrl­eute Peter Strauch und Lisa Meindl das Trageseil ein.
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Leiter Albert Metsch (l.) erklärt Kameraden den nächsten Einsatz.
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FOTO: AXEL PRIES Die CH 53 lässt Wasser in einen Behälter ab.

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